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Von der Volksbank zum Vatikan. BVR-Präsidentin Marija Kolak.

© promo

Marktwirtschaft mit menschlichem Antlitz: Frau in der Männerdomäne

Die Berliner Betriebswirtin Marija Kolak berät als Laiin den Vatikanischen Wirtschaftsrat. Ein Porträt.

Man soll ja die Bedeutung eines Nuntius, eines Emissärs des Papstes, in einem Gastland nicht unterschätzen. Den des Nuntius in Deutschland schon gar nicht. Der polyglotte Kroate Nikola Eterovic – er spricht auch ausgezeichnet Deutsch – ist ein Kurienerzbischof der römisch-katholischen Kirche. Papst Franziskus hat ihn 2013 nach Berlin entsandt.

Sein Wort wird auch bei dieser Sache in Rom gehört. Die jüngst erfolgte Auswahl von Marija Kolak, der Präsidentin des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR), als eine von sieben Laien im neu zusammengestellten Vatikanischen Wirtschaftsrat kann als Hinweis darauf verstanden werden. Denn die so Erwählte ist, neben allen Befähigungen, Deutsch-Kroatin.

In einer Kirche, in der Frauen nicht Priesterinnen werden dürfen, erst recht nicht Bischof oder Papst, wird wenigstens ihr Fachwissen nicht gering geschätzt. Unter den sieben berufenen Laien sind sechs Frauen, darunter aus Deutschland neben Kolak die Jura-Professorin Charlotte Kreuter-Kirchhof, Tochter des bekannten ehemaligen Verfassungsrichters Paul Kirchhof.

Beseelt vom Raiffeisengedanken

Die 50 Jahre alte Diplom-Kauffrau Kolak – sie hat an der Berliner FU studiert – war Vorstandsmitglied der Berliner Volksbank und ist seit 2018 an der Spitze des BVR. Der ist auch für die Kirchenbanken da, so für die Pax-Bank in Köln, wo ein weiterer im Vatikan einflussreicher Kardinal zu Hause ist, Rainer Maria Woelki, zuvor in Berlin. Und bei der Bank, in der der Päpstliche Ehrenprälat Karl Jüsten den Aufsichtsrat führt, der in Berlin das Kommissariat der Bischofskonferenz leitet.

Er hatte den Anstoß zu dieser Personalie gegeben. Sie alle eint, ja beseelt der Raiffeisengedanken, der wiederum zur Wirtschaftsphilosophie des Papstes passt: Nicht Gewinn machen, sondern helfen, Armut zu bekämpfen, damit die Menschen ein würdiges Leben führen können. Also der Marktwirtschaft ein menschliches Antlitz geben. Kolak vertritt diese Werte sehr entschieden, wie man hört.

Ihre Familie ist kroatisch-katholisch, sie ist in Berlin verwurzelt, verheiratet mit drei Kindern. Kolak kennt die katholische Kirche von innen und unten, vom Kinderchor an, in dem sie sang, bis zum Gemeindekirchenrat, wo sie Vorsitzende der kroatischen Mission im Erzbistum war und bis heute gelegentliche Organistin ist. In Kroatien übrigens ist ihre Berufung begeistert aufgenommen worden. Kolak wird dort schon als kommende Finanzministerin angesehen.

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