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Frauen demonstrieren im März bei der Deutschen Bischofskonferenz.

© Friso Gentsch/dpa

Update

„Maria 2.0“ fordert Reformen: Katholische Frauen starten einwöchigen Kirchenstreik

Sexueller Missbrauch, Männern vorbehaltene Ämter, Zölibat: Frauen in der katholischen Kirche in Deutschland fordern Reformen. Ein Bischof unterstützt sie.

Die Bewegung für mehr Frauenrechte in der katholischen Kirche startet am Samstag bundesweit einen einwöchigen Kirchenstreik. Unter dem Motto „Maria 2.0“ wollen die gläubigen Frauen, die vielfach ehrenamtlich tätig sind, damit gegen Machtstrukturen in der Kirche und die von ihnen kritisierte Vertuschung von sexuellem Missbrauch durch Amtsträger protestieren. Sie betreten in dieser Zeit keine Kirchen, üben ihre ehrenamtlichen Ämter nicht aus und feiern Gottesdienste ohne Priester bewusst im Freien. In einer Online-Petition an Papst Franziskus fordern die Teilnehmerinnen Zugang zu allen Ämtern der Kirche und die Aufhebung der Pflicht zur Ehelosigkeit für katholische Priester (Zölibat).

Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) begrüßte ausdrücklich die Initiative der Frauen. „Sie unterstreichen damit ihr Engagement für eine geschwisterliche Kirche, in der Frauen und Männer, Priester und Laien, gleichberechtigt sind“, erklärt Verbandspräsidentin Maria Flachsbarth in einer Mitteilung. Wer ihrem Verband unterstelle, den sexuellen Missbrauch durch Priester zu nutzen, um das Frauenpriestertum durchzusetzen, habe „leider nicht verstanden, worum es geht: um die tiefe Krise der katholischen Kirche, um den extremen Glaubwürdigkeitsverlust, hervorgerufen von Priestern, die Täter und Vertuscher von sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch sind, und um die mangelnde Wertschätzung und Diskriminierung von Frauen in der Kirche“.

Auch der zweite große katholische Frauenverband, die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD), bezeichnete den Kirchenstreik im Vorfeld als wichtiges Signal und appellierte an die Deutsche Bischofskonferenz, das nicht länger zu ignorieren.

Entstanden ist die bundesweite Bewegung in der Heilig-Kreuz-Gemeinde in Münster. Eine der Initiatorinnen ist Andrea Voß-Frick. „Wir wissen nicht, ob es bundesweit 100 oder 1000 Frauengruppen sind, die sich angeschlossen haben. Aber wir haben Rückmeldungen aus den Bistümern in Hamburg, Berlin, Rottenburg und auch aus Wien in Österreich“, sagte Voß-Frick vor dem Streik in Münster der Deutschen Presse-Agentur.

In dem kommenden Tagen sind zahlreiche kirchenkritische Aktionen geplant. Die zentrale Protestveranstaltung soll am Sonntag auf dem Domplatz in Münster stattfinden. Die Initiatorinnen berichten von breiter Unterstützung für ihre Anliegen. „Dass so viele Menschen unsere Sehnsucht nach einer geschwisterlichen, liebenden und erneuerten Kirche teilen ist wunderbar“, erklärten sie am Samstag.

Osnabrücker Bischof Bode: „Ich finde die Aktion gut“

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode unterstützt die Bewegung „Maria 2.0“. „Ich finde die Aktion gut, um ein Zeichen zu setzen für mehr Beteiligung von Frauen in der katholischen Kirche“, sagte Bode, der auch Vorsitzender der Frauenkommission in der Deutschen Bischofskonferenz ist, dem Evangelischen Pressedienst.

Bode betonte, er tue sich zwar schwer damit, wenn Frauen am Sonntag auch die Eucharistiegemeinschaft aufkündigen und in Pfarrsälen eigene Feiern abhalten. „Aber die Ungeduld vieler Frauen in der katholischen Kirche muss man sehr wahrnehmen. Dahinter steckt eine ganz tiefe Verletzung, dass sie sich in Kirche nicht so angenommen fühlen, wie es ihrem Einsatz entspricht.“

Eine Möglichkeit, auch Weiheämter für Frauen zu öffnen, könnte eine Weihe zu Diakoninnen sein, erklärte Bode. Das werde derzeit in der Bischofskonferenz ernsthaft diskutiert. Bislang können in der katholischen Kirche verheiratete Männer zu Diakonen geweiht werden. Sie taufen, beerdigen, predigen und assistieren in der Eucharistiefeier und bei Trauungen. Bode sieht allerdings in absehbarer Zeit noch keine Chance, dass das Priesteramt für Frauen geöffnet wird. (dpa, epd)

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