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Ein malischer Soldat nimmt an einem Kontrollpunkt in der nordmalischen Stadt Mali einen Mann fest. In Gao war es nach zwei Selbstmordanschlägen zu heftigen Kämpfen gekommen. Die malischen Soldaten gehen nach Angaben der französischen Armee von Haus zu Haus, um Islamisten zu finden.

© AFP

Mali: Frankreich verstärkt Truppen in Gao

Nach Selbstmordanschlägen kommt es in Nordmali wieder zu heftigen Kämpfen. Der "einfache" Teil der Militärintervention ist vorbei. Jetzt beginnt der Guerillakrieg, vor dem alle gewarnt haben.

Die Zeit der schnellen militärischen Erfolge in Mali ist für die französische Armee am Wochenende zu Ende gegangen. Nach heftigen Kämpfen in der nordmalischen Stadt Gao haben malische und französische Soldaten ihre Stellungen in der ehemaligen Islamistenhochburg verstärkt. Die Malier suchten nun „Haus für Haus, Häuserblock für Häuserblock“ nach Islamisten, sagte ein französischer Armeesprecher. Am Sonntag war es zu heftigen Schusswechseln in den Straßen von Gao gekommen. Zuvor war ein Militärposten am Stadtrand innerhalb von 48 Stunden zwei Mal von Selbstmordattentätern angegriffen worden. Die Regierung in Paris wies dennoch Befürchtungen zurück, die Angriffe könnten die französischen Soldaten in einen langen Guerilla-Krieg hineinziehen. Der französische Einsatz habe ein klares Enddatum, sagte Außenminister Laurent Fabius.

Seit mehr als vier Wochen kämpfen 4000 französische Soldaten zusammen mit malischen Truppen gegen Islamisten, die den Norden Malis im April 2012 unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Die Gefechtslage ist unübersichtlich. Wegen des militärischen Drucks hatte sich die säkulare Tuaregmiliz MNLA vor Wochen den französischen Truppen angedient. Fast zeitgleich hatten sich Tuareg-Kämpfer unter dem Namen MIA von der islamistischen Miliz Ansar Dine abgespalten. Offenbar versuchen diese Milizen ihre Verhandlungsposition zu verbessern. Gegen die MNLA, Ansar Dine und Al Qaida im islamischen Maghreb (Aqim) ermittelt inzwischen der Internationale Strafgerichtshof, den die Übergangsregierung in Bamako im Juli 2012 um Hilfe gebeten hatte. In der vergangenen Woche hat die malische Staatsanwaltschaft internationale Haftbefehle gegen die Anführer sämtlicher Milizen erlassen.

In einer aktuellen Lageeinschätzung schreiben Denis Tull und Wolfram Lacher von der Stiftung Wissenschaft und Politik, dass die militärische Intervention auf eine komplizierte Konfliktlage im Norden trifft. Es gibt nicht nur rivalisierende Milizen, die wechselnde Bündnisse miteinander eingehen. Es gibt auch tief liegende Konflikte zwischen den ehemals adligen und den weniger hochrangigen Tuareg-Clans. Zudem haben sich schon vor Jahren ethnische Milizen schwarzafrikanischer Songhai gebildet. In Gao spielen vor allem Araber eine wichtige Rolle. Tull und Lacher warnen die „externen Akteure“ davor, „sich als Protagonisten im innermalischen Konflikt zu positionieren“. Das gelte umso mehr, „als keiner der malischen Akteure sich als glaubwürdiger Partner aufdrängt“. mit Reuters

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