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Politik: "Männer sind nicht besser, sie sind einfach da"

Der härteste Feminist auf dem Podium war ein Mann. Sein Engagement für die erste internationale Konferenz "World Women Work", die am Dienstag in Berlin zu Ende ging, erklärte Luxemburgs christdemokratischer Premier Jean-Claude Juncker schlicht als eines für die eigenen Interessen.

Der härteste Feminist auf dem Podium war ein Mann. Sein Engagement für die erste internationale Konferenz "World Women Work", die am Dienstag in Berlin zu Ende ging, erklärte Luxemburgs christdemokratischer Premier Jean-Claude Juncker schlicht als eines für die eigenen Interessen. Die Gleichstellung von Frauen sei eben "nicht nur deren Problem, sondern auch unseres", und es sei keines nur der Führungsetagen, sondern der "einfachen Leute". Damit etwa Kinder nicht mehr als Problem einer Gesellschaft gesehen würden, müsse die sich entsprechend organisieren, Betreuungsmöglichkeiten schaffen und die informell-unbezahlte Arbeit von Frauen in bezahlte verwandeln. Dass Männer weniger Karrierefehler machten als Frauen, könne er nicht erkennen. "Männer sind nicht erfolgreicher, sie sind einfach da."

Wie Frauen es schaffen können, auch häufiger da zu sein, wo noch meist Männer sind, in den Führungsjobs, an Stellen, wo gutes Geld gezahlt und Macht verteilt wird, darauf gibt es in den verschiedenen Teilen der Welt offenbar sehr unterschiedliche Antworten. Während die aus dem Westen selbstbewussteres Auftreten, einen klaren Karriereplan und Zielstrebigkeit empfahlen, waren sich die Frauen aus Osteuropa, Afrika und Nahost einig, dass es vor allem anderen auf Teamarbeit, "Networking" ankomme. "Ich wünsche mir eine Basisbewegung der Frauen", sagt Lenka Simerska vom Prager Zentrum für Geschlechterstudien. "Die Tschechinnen wissen sehr wohl, dass sie massiv benachteiligt werden, aber sie halten das für ihr indiviuelles Versagen." Und Joyce Banda, Vorsitzende der Unternehmerinnenvereinigung im südafrikanischen Malawi, erzählt von ihrer Ehe mit einem Mann, der sie ausgebeutet habe. Erst nach der Trennung, in der Arbeit mit anderen Frauen, habe sie begriffen, dass das nicht ihr Problem allein war, sondern in ihrem Land Methode hatte.

Die palästinensische Spitzenpolitikerin Hanan Ashrawi schließlich sieht ihre eigenen Pläne in einem noch viel größeren, politischen Zusammenhang. Ja doch, sie habe immer arbeiten können, ihr Mann habe ihr die größtmögliche Unterstützung gegeben. Aber sie lebe wie alle in Palästina ein Leben in Angst, weit entfernt von Normalität. Den Luxus, ihr Leben wirklich selbst zu gestalten, den werde sie sich erst leisten können, wenn dies vorbei sei.

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