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Der zweite Versuch einer Evakuierung von Mariupol ist gescheitert.

© Sergey Bobok/AFP

Update

Macron telefoniert fast zwei Stunden mit Putin: Evakuierung von Mariupol scheitert abermals

Etwa 200.000 Menschen wollen die Stadt verlassen. Doch die Waffenruhe bricht verfrüht. Frankreichs Staatschef Macron fordert erneut eine Verhandlungslösung.

Die Evakuierung der von Russland belagerten Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine ist nach Angaben des Kreml und des Roten Kreuzes auch am zweiten Tag gescheitert.

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Russlands Präsident Wladimir Putin machte dafür bei einem Gespräch mit dem französischen Staatschef Emmanuel Macron die Ukraine verantwortlich, die sich nicht an die vereinbarte Feuerpause halte, wie der Kreml am Sonntag in Moskau mitteilte.

Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) bezeichnete den zweiten Versuch der Evakuierung Mariupols ebenfalls als erfolglos. „Der heutige Versuch, die Verlegung von geschätzt 200.000 Menschen zu beginnen, ist gescheitert“, hieß es in einem Tweet des IKRK.

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Ukrainische Nationalisten hätten nicht zugelassen, dass die Menschen aus Mariupol und aus Wolnowacha in Sicherheit gebracht werden können, hieß es vom Kreml. Die Feuerpause sei vielmehr genutzt worden, damit sich die ukrainischen Streitkräfte neu positionieren könnten.

Dem französischen Präsidenten sei nahegelegt worden, auf die ukrainische Führung einzuwirken, damit diese sich an das internationale humanitäre Recht halte.

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Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes schrieb bei Twitter: „Die gescheiterten Versuche unterstreichen das Fehlen einer detaillierten und funktionierenden Übereinkunft zwischen den Konfliktparteien.“ Die Menschen in Mariupol lebten in Schrecken, und suchten verzweifelt nach Sicherheit.

In der südukrainischen Stadt sitzen die Menschen nach ukrainischer Darstellung schon seit Tagen ohne Strom und Heizung, es soll viele Tote und Tausende Verletzte geben.

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Mehr als eine Woche nach Kriegsbeginn hatten Russland und die Ukraine am Samstag eine zeitweilige Waffenruhe für die Hafenstadt und eine Kleinstadt in der Umgebung vereinbart, um Menschen fliehen zu lassen - die Feuerpause wurde gebrochen, eine Evakuierung scheiterte nun bereits zum zweiten Mal.

Mariupols Bürgermeister Wadym Boitschenko sprach danach im ukrainischen Fernsehen von einer „humanitären Blockade“ durch russische Einheiten. Er flehe um die Errichtung eines Korridors, um Ältere, Frauen und Kinder aus der Stadt mit rund 440.000 Einwohnern zu bringen.

Macron telefoniert fast zwei Stunden mit Putin

Wie der Élyséepalast mitteilte, forderte Macron in dem Telefonat das Einhalten des humanitären Völkerrechts, den Schutz der Zivilbevölkerung und deren Versorgung mit Hilfsgütern. Macron habe sich besorgt über einen bevorstehenden Angriff auf Odessa geäußert.

Von Putin habe er das Einstellen der Kampfhandlungen und die Suche nach einer Verhandlungslösung zu Bedingungen gefordert, die für die Ukrainer akzeptabel sind. Das Gespräch dauerte den Angaben zufolge eine Stunde und 45 Minuten und ging auf Macrons Initiative zurück.

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Wie es aus dem Élyséepalast hieß, habe Putin hingegen seine Forderungen an die Ukraine wiederholt und betont, wenn er diese nicht auf diplomatischem Weg erreiche, dann tue er dies mit militärischen Mitteln.

Bei dem Gespräch Putins mit Macron ging es nach Kremlangaben auch um Frankreichs Sorgen um die atomare Sicherheit in der Ukraine. Es müssten „unbedingt konkrete Maßnahmen ergriffen werden, um darauf zu reagieren“.

Putin habe versichert, dass es „nicht seine Absicht sei, Angriffe auf Atomkraftwerke durchzuführen“ und dass Russland die Standards der Internationalen Atomenergiebehörde einzuhalten gedenke, erklärte der Elysée-Palast. Er wolle auch keine Zivilisten gefährden: „Die Verantwortung liegt bei den Ukrainern, die Bevölkerung aus den eingeschlossenen Städten gehen zu lassen“, sagte Putin demnach.

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Zum international beachteten Vorfall im AKW Saporischschja sagte Putin nach Kremlangaben, dass es sich um eine „zynische Propaganda-Kampagne“ gehandelt habe. Am Freitag war auf dem Gelände des AKW Saporischschja ein Feuer ausgebrochen.

Russische Streitkräfte hätten gemeinsam mit ukrainischen Sicherheitskräften das AKW gesichert, so der Kreml. Es habe sich um einen Sabotageakt radikaler Kräfte in der Ukraine gehandelt und um den Versuch, dies den russischen Streitkräften anzulasten. Putin habe Macron darauf hingewiesen, dass die nukleare Sicherheit der Anlage geschützt sei.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) habe auch bestätigt, dass es keine erhöhte Strahlung geben. Wie es aus Paris hieß, habe Putin eingewilligt, die Sicherheit der AKW im Austausch mit der IAEA zu gewährleisten. Am Montag sei dazu ein Treffen geplant.

Nach ukrainischer Darstellung waren russische Truppen für den Brand auf dem AKW-Gelände verantwortlich gewesen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Freitag von einem gezielten Beschuss der Reaktorblöcke durch russische Panzer gesprochen. (dpa)

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