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Wasser tropft aus einem Wasserhahn - aber nicht beim Ehepaar Schirdewahn.

© Karl-Josef Hildenbrand dpa

Lokalposse um AfD-CDU-Ehe: Private Trinkwasserfehde lässt Parteien kooperieren

Horror in Frankenstein: Im Streit ums Wasser geht ein AfD-CDU-Paar eine außereheliche Gemeinschaft ein.

Für CDU-Mitglieder muss es nach einer Horrorgeschichte klingen – und doch ist sie wahr: Seit Donnerstag arbeiten Politiker von CDU und AfD in einer Fraktionsgemeinschaft zusammen. Zumindest im Kreis Kaiserslautern, genauer gesagt im Gemeinderat eines Ortes mit Namen – nota bene! – Frankenstein. Das 950-Seelen-Dorf ist die erste westdeutsche Kommune, in dem die beiden Parteien gemeinsame Sache machen. Keine politischen Berührungsängste im lokalen Gemeinderat haben Horst Franz Schirdewahn (AfD) und Monika Schirdewahn (CDU). Und auch privat haben sie keine: Sie sind nämlich seit Jahrzehnten verheiratet.

Der politische Tabu-Bruch liegt in einem kuriosen Streit über das lokale Trinkwasser begründet. Denn das Holzhaus des Ehepaares in der Feriensiedlung Schliertal ist aus Sicht der Gemeindeverwaltung lediglich ein Wochenendhaus – und hat deshalb keinen Wasseranschluss. Sehr zum Verdruss der Schirdewahns. Hinzu kommt: Der Gemeinderat, der den Anschluss nicht legen will, ist fest in der Hand der Freien Wählergemeinschaft (FWG). Sie stellen zehn der zwölf Mitglieder – nur die Schirdewahns gehören nicht dazu.

Damit die Vermählten aber den parlamentarisch schlagkräftigeren Fraktionsstatus erreichen, ist das Paar auch eine politische Liaison eingegangen. Schon unmittelbar nach der Wahl vor einigen Monaten schlossen sich die beiden zur Fraktion „Fortschritt Frankenstein“ zusammen.

Die jetzt auch außereheliche Gemeinschaft soll jedoch für die CDU-Frau zur politischen Scheidung von ihrer Partei führen. Der CDU-Kreisverband Kaiserslautern-Land hat einen Antrag auf ein Parteiausschlussverfahren gestellt. Begründung: parteischädigendes Verhalten. Schließlich hat die CDU-Spitze ein bundesweites Kooperationsverbot mit der AfD beschlossen. Das soll selbst auf lokaler Ebene nicht – Entschuldigung! – verwässert werden.

Der zuständige CDU-Kreisvorsitzende Marcus Klein erklärt die Polit-Hochzeit mit der Wasserfehde. „Die CDU vor Ort wird missbraucht, dieses eine, eigennützige Thema auf die politische Agenda zu setzen“, sagte er dem Tagesspiegel. Bemühungen vor Gericht und mit einer Bürgerinitiative seien nicht erfolgreich gewesen. Schirdewahn habe durch eine Eintrittswelle mit Verwandten und Nachbarn die Frankensteiner CDU regelrecht „gekapert“.

Mitte September will der Bezirksverband Rheinhessen-Pfalz in Neustadt an der Weinstraße über den Fall entscheiden. Doch Gemeinderätin Schirdewahn, die auf eine Tagesspiegel-Anfrage per Mail nicht reagierte, hat in der Vergangenheit bereits angekündigt: Gegen einen Ausschluss werde sie „bis in die letzte Instanz gehen“.

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