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Gesundheitsminister Jens Spahn.

© REUTERS/Hannibal Hanschke/Pool

Lockdown wie letztes Ostern: Spahn will für „zehn, 14 Tage“ alles runterfahren

Gesundheitsminister Jens Spahn hat sich online zu Fragen von Bürgern geäußert. Öffnungsschritte könne es erst nach dem Brechen der dritten Welle geben.

Deutschland befindet sich in der dritten Corona-Welle. Darin sind sich Politiker und Wissenschaftler inzwischen einig. Am Samstag meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) eine Sieben-Tage-Inzidenz von 124,9. So hoch wie seit Mitte Januar nicht mehr.

Um das exponentielle Wachstum zu brechen, spricht sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) daher für einen weiteren Lockdown aus. „Wenn wir die Zahlen nehmen, auch die Entwicklungen heute, brauchen wir eigentlich noch mal zehn, 14 Tage mindestens richtiges Runterfahren unserer Kontakte, unserer Mobilität“, sagte Spahn bei Online-Diskussionsveranstaltung der Bundesregierung, bei der Bürgerinnen und Bürger Fragen stellen konnten.

Ein Lockdown, „so wie wir es auch im letzten Jahr an Ostern erlebt haben“, sagte der Minister. Das Virus nehme keine Rücksicht darauf, „ob wir Ostern feiern wollen oder nicht“. Die Intensivstationen füllten sich weiter. „Das kann nochmal sehr schwierig werden, bis weit über die Belastungsgrenze hinaus.“ Der Weg werde noch einmal „beschwerlich“.

Öffnungsschritte könnten danach in Kombination mit Schnelltests eingeleitet werden. Allerdings „erst nach dem Brechen der Welle. Das ist mir wichtig“, betonte Spahn.

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Bei der Online-Fragestunde, an der auch Corona-Experten aus der Wissenschaft teilnahmen, ging es vor allem um die Impfsituation. Spahn kündigte an: „Wir werden jetzt immer mehr an Geschwindigkeit gewinnen können.“ Nach Ostern sollen die rund 50.000 Hausarztpraxen in Deutschland mit 20 Impfdosen pro Woche starten.

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Diese sollen zunächst den Impfstoff von Biontech bekommen. Am Freitag hatte die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) den Weg für Impfungen mit dem Biontech-Vakzin in Praxen frei gemacht, indem sie mitteilte, dass der Impfstoff bis zu zwei Wochen lang auch bei Temperaturen zwischen minus 25 und minus 15 Grad gelagert werden könne und damit in üblichen pharmazeutischen Gefrierschränken.

Ab Mitte April soll laut Spahn neben dem Impfstoff von Biontech auch der von Astrazeneca in den Praxen zum Einsatz kommen. Langfristig soll der Astrazeneca-Impfstoff nicht mehr in den Impfzentren, sondern ausschließlich in den Praxen verimpft werden. Das Biontech-Vakzin soll sowohl in Praxen als auch in den Impfzentren weiter eingesetzt werden. In Letzterem dann auch der Impfstoff von Moderna.

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Der Impfstoff von Johnson & Johnson, der bereits in der EU zugelassen ist, soll nach Angaben von Spahn ab dem 12. April nach Deutschland geliefert werden. Es soll sich dabei zunächst um 275.000 Impfdosen handeln. Der Vorteil: Es braucht pro Person nur eine Impfung.

Nach Angaben von Experten hat das Vakzin eine Effizienz von 93,1 Prozent gegen Krankenhauseinweisungen. Die Effizienz gegen einen schweren Verlauf von Covid-19 liege nach 28 Tagen bei 85,4 Prozent.

Für April würden insgesamt 15 Millionen Impfdosen erwartet, im gesamten ersten Quartal seien es insgesamt rund 19 Millionen gewesen. Betriebsärzte sollen erst nach Hausärzten dazu kommen, sagte Spahn. „Ich kann halt nur um Geduld bitten. Noch ist es zu knapp“, sagte er über den verfügbaren Impfstoff.

Spahn: Impfreihenfolge flexibel handhaben

Spahn verteidigte das Festhalten an der Impfpriorisierung. Man habe ein „klares Regelwerk“, das aber auch flexibel gehandhabt werden müsse. Der Hausarzt solle nicht bei jeder Spritze Sorge haben müssen, „dass jetzt der Rechtsanwalt kommt“. Pragmatismus sei erlaubt. Impfdosen, die montags ausgeliefert würden, sollten möglichst bis zum Wochenende verimpft werden. „Alles ist besser, als dass am Ende der Woche noch Dosen übrig sind.“ Er habe da viel Vertrauen in die Arztpraxen.

Anna Wessel, Medizinerin aus Berlin, die neben Spahn und anderen ebenfalls als Expertin eingeladen war, beklagte, dass Impftermine häufig für Verwirrung bei Patienten sorgten. „Wir laden Patienten ein, und gleichzeitig kriegen sie drei Tage später eine Einladung von den Impfzentren.“

Spahn erwiderte: „Das werden wir nicht auflösen können.“ Denn in Deutschland gebe es keine zentrale Impfdatei, in der alle Impfberechtigten aufgelistet würden. Man könne Überschneidungen daher nicht vermeiden.

Der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), Klaus Cichutek, erklärte, derzeit prüfe die europäische Zulassungsbehörde EMA drei weitere Impfstoffe in einem „Rolling-Review-Verfahren“. Dies seien ein mRNA-Impfstoff des Tübinger Unternehmens Curevac, das russische Präparat Sputnik V sowie ein Vakzin des Unternehmens Novovax. Beim „Rolling-Review-Verfahren“ werden Testergebnisse bereits geprüft, auch wenn noch nicht alle Ergebnisse vorliegen. Mit dem Impfstoff von Curevac rechnet das Gesundheitsministerium noch im zweiten Quartal bis Ende Juni.

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