zum Hauptinhalt
Friedrich Merz (CDU) ist offensichtlich kein Freund der gendergerechten Sprache.

© Jonas Güttler/dpa

Lob für Verbot wie in Frankreich: Merz hält Zwang zur Gendersprache für „rechtlich angreifbar“

CDU-Politiker Merz ist sich sicher, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen Gendersprache ablehne. Universitäten und TV-Moderatoren kritisiert er scharf.

In der Debatte um die Gendersprache hat der CDU-Politiker Friedrich Merz ein Verbot nach französischem Vorbild ins Spiel gebracht. Den wachsenden Zwang zum Gebrauch von geschlechtergerechter Sprache halte er für „rechtlich angreifbar“, sagte Merz dem „Spiegel“. „Es gibt nach meiner Wahrnehmung einen kulturellen Konsens in der Republik - die überwiegende Mehrheit der Menschen lehnt die Gendersprache ab.“

Merz kritisierte Universitäten und TV-Moderatoren für ihre sprachlichen Regeln. „Wer gibt zum Beispiel Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern das Recht, Prüfungsarbeiten auch danach zu bewerten, ob die Gender-Sternchen verwendet werden oder nicht?“, fragte der CDU-Politiker. „Wer gibt Nachrichtenmoderatorinnen und -moderatoren das Recht, in ihren Sendungen einfach mal so eben die Regeln zur Verwendung unserer Sprache zu verändern?“

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Merz erinnerte daran, dass Frankreich allen staatlichen Institutionen untersagt habe, geschlechtergerechte Sprache zu verwenden. „Die Franzosen haben offenbar ein besseres Feingefühl für den kulturellen Wert ihrer sehr schönen Sprache", sagte Merz. Gerade in gesellschaftlich verantwortungsvollen Positionen „kann das nicht jeder so machen, wie er das vielleicht gerne hätte“.

Im gleichen Interview mit dem „Spiegel“ sagte Merz auch, die Nominierung Annalena Baerbocks zur Kanzlerkandidatin der Grünen habe ihn nicht überrascht. Ihr Co-Parteichef Robert Habeck wäre aus seiner Sicht zu riskant gewesen.

„Der Mann hat einfach zu viele Wissenslücken.“ Baerbock sei eine „sehr ernsthafte Gegnerin“, räumte Merz ein. Er betonte aber auch: „Die mangelnde Berufs- und Regierungserfahrung spricht einfach gegen sie. Außerdem sind die Grünen immer noch zu sehr auf das Thema Ökologie verengt und zu wenig trittfest in anderen Themen.“

Merz stellt Kanzlerfähigkeit Baerbocks in Frage

Im Podcast „Die Wochentester“ des „Kölner Stadt-Anzeigers“ und des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) stellte Merz die Kanzlerfähigkeit der Grünen-Vorsitzenden noch stärker in Frage. „Ich habe erhebliche Zweifel daran, dass Baerbock Kanzlerin kann“, so Merz. „Dass dies dem Zeitgeist entspricht, mag sein. Ich möchte dem Zeitgeist nicht folgen, ich möchte den Zeitgeist mitbestimmen.“

Der Bundesvorstand der Grünen hatte Baerbock am Montag als Kanzlerkandidatin nominiert. Sie muss noch auf einem Parteitag bestätigt werden. Die Grünen hatten sich angesichts der hohen Umfragewerte von mehr als 20 Prozent erstmals für eine Kanzlerkandidatur entschieden.

Merz, der in der Kanzlerkandidatenfrage der Union CDU-Chef Armin Laschet unterstützt hatte, warnte CDU/CSU davor, von einer populistischen Bewegung zu träumen. „Es ist ein Wert an sich, dass CDU und CSU zwei selbstständige Parteien in einer Union sind und keine diffuse Bewegung, die auf einen Anführer setzt, dem alle hinterherlaufen“, sagt Merz dem „Spiegel“.

Man sehe in einigen Nachbarländern, wie riskant es sei, wenn aus Parteien Bewegungen würden. „Schauen Sie nach Österreich oder Frankreich. Das mag für eine gewisse Zeit funktionieren. Aber wenn es schiefgeht, wenn der Anführer scheitert oder abtritt und ein breiteres Angebot in der politischen Mitte plötzlich fehlt, dann wird es für das ganze Land brandgefährlich“, mahnte Merz. (AFP, dpa)

Zur Startseite