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Sahra Wagenknecht in der ARD-Sendung Der Fünfkampf nach dem TV-Duell.

© imago/Müller-Stauffenberg

Linke-Spitzenkandidatin Sahra Wagenknecht: "Ich hielt Andersdenkende oft für Idioten"

Linken-Spitzenkandidatin und Fraktionschefin Sahra Wagenknecht spricht über eigene Fehler, Gefühle und ihr Glück mit Ehemann Oskar Lafontaine.

Es kommt selten vor, dass Sahra Wagenknecht über eigene Fehler redet oder gar über Emotionen. In der Öffentlichkeit gilt die Spitzenkandidatin der Linkspartei als extrem distanziert, im Tagesspiegel hat sie diese Haltung nun abgelegt. Sie sagt: „Früher war ich ziemlich arrogant, habe andere spüren lassen, wenn ich wenig von ihnen hielt. Als ich sehr jung war, habe ich meine Positionen kaum hinterfragt, sondern hielt Andersdenkende oft einfach für Idioten. So bin ich zum Glück nicht mehr, ich bin ja auch älter geworden.“ Allerdings sei sie noch immer „sehr eigenwillig, orientiere mich primär daran, was ich richtig oder falsch finde; ich gucke da nicht nach anderen oder möglichen Mehrheiten. In diesem Sinne bin ich eine Einzelgängerin, aber ich habe auch begriffen, dass ich in der Politik das Feedback der anderen brauche, dass es wichtig und positiv ist, selbst wenn es Kritik ist.“ 

Ein halbes Jahr lang konnten wir in regelmäßigen Abständen mit Sahra Wagenknecht sprechen. An diesem Donnerstag erscheint in der Printausgabe dieser Zeitung das große Porträt über die so umstrittene und polarisierende Fraktionschefin, die mittlerweile 48 Jahre alt ist und einst die Sprecherin der "Kommunistischen Plattform" in der PDS und der späteren Linken war. In dem Porträt geht es um die persönliche und politische Wandlung der Sahra Wagenknecht, die auch ein Einblicke in ihr privates Leben gibt. Sie spricht über die Zeit vor der Wende, als sie nicht studieren durfte, über erstmals gewonnenes privates Glück und über ihren Mann Oskar Lafontaine, der frühere SPD-Chef und spätere Vorsitzende der Linken. Sie sagt: „Nicht allein zu sein, jemanden zu haben, der einen immer auffängt, das ist privates Glück. Das habe ich erst so erlebt, als ich meinen jetzigen Mann kennengelernt habe. Insofern gibt es natürlich einen Zusammenhang zwischen privatem Glück und Beruf, denn wenn man privat nicht glücklich ist, steht man beruflich vieles viel schwerer durch.“ 

Auch zu ihrer Distanziertheit in der Öffentlichkeit hat Wagenknecht eine Erklärung: „Dass ich meine Gefühle nicht gern öffentlich zeige, heißt ja nicht, dass ich wenig Gefühle habe. Die, die mich private kennen, kennen mich natürlich anders als die, die mich nur in den Medien erleben, wo man in der Regel angegriffen und attackiert wird.“ 

"Es wird sich wieder auf Jahre nichts bewegen"

Wagenknecht kritisiert zudem die SPD hart und gibt Merkel-Herausforderer Martin Schulz keine Chance mehr, gegen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) noch gewinnen zu können. Sie sagt: „Ich dachte, Schulz will jetzt wirklich die Wahl gewinnen, der hält das durch, wenigstens bis zur Bundestagswahl. Insofern hatte auch ich eine gewisse Hoffnung, dass es eine ehrliche Chance auf einen Politikwechsel gehen könnte, auf eine sozialere Politik. Jetzt ist es erledigt, niemand nimmt Schulz noch ab, dass er Kanzler wird. Es wird sich wieder auf Jahre nichts bewegen. Das ist frustrierend, wenn man etwas verändern will. Schließlich bin ich deshalb in der Politik. Der Sinn besteht nicht primär darin, gute Reden zu halten, sondern die Politik zu verändern.“ 

Lesen Sie das große Porträt ab 19 Uhr im E-Paper oder am Donnerstag in der Printausgabe des Tagesspiegels oder im Online-Kiosk Blendle. 

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