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Premierminister Boris Johnson auf seiner Reise in die USA.

© Stefan Rousseau/dpa

„Liebe zu Frankreich ist unausrottbar“: Boris Johnson spielt Bedeutung von U-Boot-Streit herunter

Im U-Boot-Pakt zwischen Australien, Großbritannien und den USA fühlt sich Frankreich übergangen. Nun zieht das Land ungewöhnliche Konsequenzen.

Großbritanniens Premierminister Boris Johnson hat die Bedeutung des U-Boot-Streits mit Frankreich heruntergespielt. Das dem Streit zugrunde liegende neue Militärbündnis seines Landes mit Australien und den USA im Indopazifik „ist nichts, worüber sich irgendjemand Sorgen machen müsste, insbesondere nicht unsere französischen Freunde“, sagte Johnson am Sonntag auf dem Weg nach New York. Großbritanniens „Liebe zu Frankreich ist unausrottbar“.

Die Regierung in Paris ist höchst erbost über die Ankündigung des neuen Indopazifik-Bundes. Australien hatte in dem Zug ein milliardenschweres U-Boot-Geschäft mit Frankreich platzen lassen und will stattdessen Atom-U-Boote mit Unterstützung der USA bauen. Zudem sieht auch Frankreich sich im Infopazifik als Großmacht und fühlt sich von der überraschenden Ankündigung des Dreierbündnisses überrumpelt.

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Wegen des Streits sagte die französische Verteidigungsministerin Florence Parly ein Treffen mit ihrem britischen Amtskollegen Ben Wallace ab. Die Begegnung sei „auf einen späteren Termin verschoben“ worden, sagte der Co-Vorsitzende des Franco-British Council, Peter Ricketts, wie die BBC und die Zeitung „Guardian“ am Montag berichteten. Parly wollte nach London reisen, um sich über die französisch-britische Organisation auszutauschen. An den Beratungen sollten ranghohe Verteidigungsbeamte beider Militärmächte teilnehmen.

Die französische Verteidigungsministerin Florence Parly sagte ein Treffen in London ab.
Die französische Verteidigungsministerin Florence Parly sagte ein Treffen in London ab.

© Ludovic Marin/AFP

In einem unter Verbündeten außergewöhnlichen Schritt hatte Paris außerdem am Freitag seine Botschafter aus Washington und Canberra zurückgerufen. Der Botschafter in Großbritannien sei hingegen nicht zurückbeordert worden, weil sich Frankreich des „konstanten Opportunismus“ Großbritanniens bewusst sei, sagte der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian. London sei in der Angelegenheit „so etwas wie das fünfte Rad am Wagen.“

Australiens stellvertretender Premierminister Barnaby Joyce verwies währenddessen auf die Unterstützung, die sein Land Frankreich während dem Ersten und Zweiten Weltkrieg geleistet habe. Zehntausende Australier seien „entweder auf französischem Boden gefallen oder beim Schutz des französischen Bodens vor seinen Nachbarländern“. Australien habe es daher nicht nötig, Frankreich seine Zuneigung „zu beweisen“.

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Frankreich gehe mit seiner harschen Reaktion ein Risiko ein, warnte Bertrand Badie, Professor für internationale Beziehungen am Pariser Institut Sciences Po: „Die Botschafter werden auf ihre Posten zurückkehren müssen, insbesondere der in Washington“, sagte er. Allerdings sei derzeit nicht absehbar, wie dies für Frankreich gesichtswahrend geschehen könnte. „Wenn man in eine Krise wie diese gerät, sollte man besser wissen, wo der Ausgang ist“, sagte Badie.

Australien, die USA und Großbritannien verweisen bei ihren Plänen auf chinesische Expansionsbestrebungen im Indopazifik. US-Präsident Joe Biden hat die Rivalität mit China zum Top-Thema seiner Außenpolitik erklärt. In den kommenden Tagen ist ein Krisengespräch mit seinem Französischen Amtskollegen Emmanuel Macron geplant. (AFP, Tsp)

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