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Blick auf den Kaiserdom zu Speyer. Der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl wird seine letzte Ruhestätte auf einem Friedhof in Speyer finden.

© Uwe Anspach/dpa

Letzte Ruhe für Helmut Kohl: Altkanzler wird in Speyer beigesetzt - nicht im Familiengrab

Es war Helmut Kohls Wunsch, auf einem Friedhof in Speyer beigesetzt zu werden. Einen Staatsakt wird es für ihn in Deutschland nicht geben - aber einen europäischen Trauerakt.

Altkanzler Helmut Kohl wird seine letzte Ruhestätte auf einem Friedhof in Speyer finden und nicht im Familiengrab in Ludwigshafen. Das entspreche Kohls Wunsch, sagte der langjährige Vertraute Kohls, Ex-„Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin in Rücksprache mit der Witwe Maike Kohl-Richter. Diekmann sagte über die geplante Beerdigung Kohls auf dem Friedhof in Speyer: „Er hat dies gemeinsam mit seiner Frau im Spätsommer 2015 entschieden, als es gesundheitlich wieder einmal sehr kritisch um ihn stand.“ Die Entscheidung zeige die seit der Kindheit bestehende Verbundenheit des Altkanzlers und früheren CDU-Chefs mit Speyer und dem dortigen Dom.

In Deutschland wird es für den verstorbenen Altbundeskanzler keinen Staatsakt geben. Auf Wunsch der Witwe des Verstorbenen werde es nach dem geplanten Europäischen Trauerakt lediglich ein "staatliches Trauerzeremoniell" in Deutschland geben, teilten das Bundespräsidialamt und das Bundesinnenministerium am Dienstagabend in Berlin mit. Der geplante europäische Trauerakt in Straßburg soll voraussichtlich am 1. Juli stattfinden, direkt danach ist eine Totenmesse im Speyerer Dom geplant.

Die Spitze der Unionsfraktion im Bundestag hatte sich am Dienstag hinter die Pläne für einen europäischen Trauerakt für Kohl gestellt. Angesichts Kohls intensiven Einsatzes für Europa sei es verständlich, dass es eine europäische Würdigung gebe, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Michael Grosse-Brömer (CDU), in Berlin. Der Europäische Trauerakt findet erstmals in der Geschichte der EU statt.

Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ wollen bei dem Trauerakt im Europaparlament neben Kanzlerin Angela Merkel (CDU), dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker auch alte Weggefährten sprechen. Dem Bericht zufolge sind auch der ehemalige US-Präsident Bill Clinton und der frühere spanische Ministerpräsident Felipe González als Redner vorgesehen. Beide waren Kohl über viele Jahre hinweg politisch verbunden.

Der langjährige Kanzler und CDU- Vorsitzende war am Freitag nach langer Krankheit im Alter von 87 Jahren gestorben.

Die Kanzlerin und die blühenden Landschaften

Merkel sprach am Dienstag in einer Sitzung der Unionsfraktion, in der Kohls Leistungen gedacht wurde, nach Angaben von Teilnehmern von einem „großen Leben“ ihres Vorgängers. Deutsche und europäische Einheit seien für ihn zwei Seiten einer Medaille gewesen. Kohl habe immer nach vorne geschaut. So sei seine Prophezeiung von blühenden Landschaften im Osten Deutschlands trotz der von vielen geäußerten Zweifel eingetreten.

CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt sagte, vor dem Hintergrund der aktuell turbulenten Zeit für Europa mit dem Brexit-Entscheid der Briten und rechtspopulistischen Tendenzen in manchen Staaten „tut es ganz gut, mal ein bisschen innezuhalten und auch dieses Vermächtnisses von Helmut Kohl bewusst zu sein“.

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) werde sich auch angesichts der Tatsache, dass es wohl keinen eigenen deutschen Staatsakt für Kohl geben werde, am Donnerstag zu Beginn der Plenarsitzung über den Ex-Kanzler äußern, sagte Grosse-Brömer. Über Kohl sagte er: „Für meine Generation war er politischer Kompass für unsere Orientierung für Europa, auch für die deutsche Einheit.“

Vierköpfige Delegation beriet über Trauerfeierlichkeiten

Nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung hatte sich am Montag eine vierköpfige Delegation aus Mitarbeitern des Bundespräsidialamtes und des Bundesinnenministeriums zu Gesprächen über die Trauermodalitäten im Wohnhaus Kohls in Ludwigshafen aufgehalten. Die Zeitung zitiert einen Vertrauen des Altkanzlers mit den Worten, es sei dessen Wunsch gewesen, „als deutscher Europäer und europäischer Deutscher seinen letzten Weg“ zu machen.

Für seine Entscheidung gegen einen deutschen Staatsakt habe aber auch eine Rolle gespielt, wie die rot-grüne Nachfolgeregierung unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder mit ihm umgegangen sei, zitiert die Zeitung den Vertrauten. Hintergrund sei die Affäre um vermeintlich gelöschte Akten des Bundeskanzleramts, bekannt geworden unter dem Stichwort „Bundeslöschtage“. Dabei ging es um den Vorwurf der 1998 neu gewählten rot-grünen Regierung, kurz vor der Amtsübergabe seien Unterlagen im Kanzleramt unrechtmäßig gelöscht worden. Unter Schröder war damals Frank-Walter Steinmeier (SPD) Kanzleramtschef. (dpa/AFP)

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