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Politik: Leere Klassenzimmer

Am Tag, nach dem eine israelische Bombenfalle Ende November fünf Kinder zerfetzt hatte, fiel der Physikunterricht an der evangelischen "School of Hope" in Ramallah aus. Die Schüler von Maha Nassar saßen vor aufgeschlagenen Zeitungen und weinten, erzählt ihre Lehrerin.

Am Tag, nach dem eine israelische Bombenfalle Ende November fünf Kinder zerfetzt hatte, fiel der Physikunterricht an der evangelischen "School of Hope" in Ramallah aus. Die Schüler von Maha Nassar saßen vor aufgeschlagenen Zeitungen und weinten, erzählt ihre Lehrerin. Weil Nassar in Jerusalem geboren ist und deshalb einen speziellen Pass hat, kann sie trotz der Blockade aus den Palästinensergebieten ausreisen. In Berlin zeichnet die Vorsitzende der "Union of Palestinian Women Committees" ein hoffnungsloses Bild von der Situation an den Schulen in den Palästinensergebieten.

Nur noch in Städten wie Ramallah und Jerusalem findet ein regelmäßiger Unterricht statt. Anderswo sind die Schulen geschlossen, oder die Schüler kommen nicht in die Klassen, "weil die Militärkontrollen sie nicht durchlassen", erzählt Nassar. Sie selbst hat schon mal Prüfungsfragen per Fax verschickt, um mit dem Lehrplan weitermachen zu können. In der Westbank und im Gazastreifen sei es besonders schlimm, berichtet Nassar. Dort finde für fast 80 Prozent der Schüler keine Schule mehr statt - und viele würden wohl auch nicht hingehen, weil sie für umgerechnet zwei Mark 50 am Tag arbeiten, um etwas zu Essen zu verdienen. Die "School of Hope" ist eine Privatschule, hier hat man genügend Lehrbücher für die Schüler und kommt mit dem Stoff einigermaßen durch. Den staatlichen Schulen gehe es wesentlich schlechter, sagt Nassar. Derzeit überlege die Regierung, ob die "Tawjiha", die Schul-Abschlussprüfung, überhaupt abgehalten werden kann.

Die 46-Jährige hat selber vier Kinder. Ihre älteste Tochter studiert Wirtschaftswissenschaften an der Universität von Betlehem. Seit drei Wochen fänden dort keine Kurse mehr statt, beklagt die Mutter. Die beiden Jüngsten, acht und zehn Jahre alt, verstehen noch nichts von dem Konflikt, der zwischen Palästinensern und Israelis tobt. Aber auch sie leiden darunter. "Meine 10-jährige Tochter hat wieder angefangen, ins Bett zu machen", sagt Nassar. Die dunkelhaarige Frau legt den Kopf schief. Verstehst du, was das heißt, fragt ihr Blick. Manchmal trauen sich die zwei Kleinen nicht, alleine in ein leeres Zimmer im eigenen Haus zu gehen.

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