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Menschen sitzen am 1. Mai 2020 in kleinen Gruppen auf einer Wiese im Görlitzer Park in Berlin Kreuzberg.

© imago images/Bildgehege

Lauterbach kritisiert Immunitätsnachweis: „Wenn der Ausweis Vorteile bringt, gibt es Corona-Partys“

Ist ein Immunitätsnachweis sinnvoll - oder nicht? Bei den Grünen und der SPD gibt es Bedenken. Jens Spahn will nun den Ethikrat um eine Stellungnahme bitten.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat den Deutschen Ethikrat um eine Stellungnahme zum geplanten Corona-Immunitätsnachweis gebeten. Die Nutzung eines solchen Immunitätsausweises "wirft auch ethische Fragen auf", heißt es in dem Schreiben von Spahn, wie das Bundesgesundheitsministerium am Sonntag bestätigte. Es sei ihm "deshalb ein Anliegen, dass die ethischen Aspekte im Rahmen der Anwendung der Vorschrift eine ausreichende Würdigung erfahren".

Die Ethik-Experten sollten daher eine Einschätzung abgeben, "wie und in welchem Zusammenhang der Nachweis einer Immunität genutzt werden sollte". Zuerst hatte die "Bild am Sonntag" über den Brief berichtet.

Bislang ist noch unklar, wie lange bei Menschen mit überstandener Sars-CoV-2-Infektion die Immunität anhält. Experten unter anderem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnen zudem vor Ungenauigkeiten bei den aktuellen Antikörpertests. Positive Antikörpertests könnten Menschen in falscher Sicherheit wiegen.

Der Deutsche Ethikrat berät über zentrale ethische Fragen und gibt regelmäßig Stellungnahmen ab. Dem Gremium gehören 26 Mitglieder an, die je zur Hälfte auf Vorschlag des Bundestags und der Bundesregierung berufen werden. Darunter sind etliche Wissenschaftler aus verschiedenen Bereichen.

Kritik von Grünen und SPD

In der Politik ist derweil bereits eine Debatte über einen solchen Nachweis entbrannt. Mediziner Karl Lauterbach (SPD) kritisierte einen Immunitätsnachweis auf Twitter als "Unsinn". Einen Ausweis für nur ein bis zwei Prozent der Menschen ergebe keinen Sinn. "Wenn der Ausweis Vorteile bringt gibt es Corona-Partys. Bringt er Nachteile folgt Testvermeidung", schrieb Lauterbach.

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Bundestagsabgeordnete Maria Klein-Schmeink (Grüne) bezeichnete das Vorhaben auf Twitter als "Einladung zu Diskriminierung und Entsolidarisierung".

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Auch Grünen-Politiker Kai Gehring reagierte mit Kritik auf den geplanten Nachweis. Auf Twitter schrieb er, dass ein Immunitätsnachweis gesellschaftlich spalte und "vulnerable Gruppen" diskriminiere. "Als #LGBTIQ bekämpfen wir seit der HIV/Aids-Krise die Stigmatisierung infizierter Menschen - jetzt auch", schrieb Gehring weiter. Er forderte Gesundheitsminister Spahn auf, den Vorschlag zurückzuziehen.

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Parteikollege Volker Beck äußerte sich beschwichtigender. Ein derartiger Nachweis müsse "ethisch und rechtlich wohl erwogen" werden. Den Verweis auf die "Stigmatisierungen im Zusammenhang mit HIV" verstehe er nicht, schrieb der Grünen-Politiker auf Twitter. "Eine Immunität gab es da ja gerade nicht. Es gibt keine Analogie."

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Die Einführung eines Immunitätsausweises ist Teil eines weiteren Corona-Gesetzes aus Spahns Ministerium. Es soll am kommenden Donnerstag erstmals vom Bundestag beraten werden.

Falls wissenschaftlich bewiesen wird, dass nach einer Coronavirus-Infektion Immunität besteht und ein Genesener niemanden mehr anstecken kann, sollen sich die Betroffenen diese Immunität bescheinigen lassen können - analog zum Impfpass. (Tsp mit AFP)

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