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Alles bio, alles frisch, alles regional - und wehe, jemand kauft jetzt Cola und Hackfleisch!

© DPA

Landwirtschaft: Es ist nicht alles schlecht, was nicht bio ist

Wer nicht bio kauft, steht schnell im Verdacht, auch sonst ein schlechterer Bürger zu sein. Schluss mit diesem Quatsch! Eine Kolumne.

Eine Kolumne von Ursula Weidenfeld

Landwirte zu kritisieren, ist ganz leicht. Bauern stehen unter dem Generalverdacht, die Menschen zu vergiften, die Umwelt zu verpesten und die Gewässer zu verseuchen. Vor allem in  Großstädten widerspricht diesen Einschätzungen kaum jemand: jedenfalls, solange es um die Landwirte geht, die konventionell wirtschaften. Das ist ungerecht und falsch.

In kaum einem anderen Land sind Natur und Umwelt so gut im Schuss wie in Deutschland. In kaum einem anderen Land haben die Bürger so viel Freiheit, zwischen unterschiedlich produzierten gesunden Lebensmitteln zu entscheiden.

Sicher, es gibt Probleme: Monokulturen sind eines davon,  die Gewässerbelastung durch zu viel Gülle ist ein anderes. Aber insgesamt ist die Geschichte der Landwirtschaft eine Geschichte des Fortschritts – und keine des Untergangs, wie man meinen könnte, wenn man über Insektensterben oder Glyphosat nachdenkt.

Niemand bestreitet, dass Bio-Lebensmittel eine gute Sache sind.  Wohlhabendere und gebildetere Stadtbürger aber halten es für verwerflich, dass auch preiswerte Lebensmittel in sehr hoher Qualität konventionell produziert werden. Sie finden, dass man mehr für Nahrungsmittel ausgeben sollte, damit die Wertschätzung für Umwelt und Natur steigt. Ungnädig belehren sie die hartnäckigen Hackfleisch- und Cola-Käufer, sie sollten gefälligst mehr Gemüse kochen, weniger Fleisch essen und Wasser aus der Leitung trinken.

Die Bio-Verächter, sind das schlechtere Bürger?

Es gibt Haushalte, denen es nicht leicht fällt, die steigende Stromrechnung zu bezahlen, weil die Energiewende finanziert werden muss. Es gibt Mieter, denen die Finanzierung  immer höherer Mieten schwer fällt. Und es gibt die ganz normalen Verbraucher, denen eine Urlaubsreise in die Türkei, ein neues Tablet oder ein neuer Fernseher wichtiger sind als biologisch produzierte Lebensmittel. Sind das schlechtere Bürger? Sollen sie schlechteres Essen essen? Nein. Es ist ein Glück, dass es preiswerte Lebensmittel in sehr guter Qualität gibt.

Lebensmittel werden immer besser. Der Pflanzenschutz ist viel genauer und umweltverträglicher als vor 30 Jahren. Der Tierschutz funktioniert besser. Nahrungsmittel werden unter besserer Aufsicht hygienischer hergestellt. „Parawissenschaft und Okkultismus“ sieht der Chef des Bundesamtes für Risikobewertung am Werk, wenn das Gegenteil behauptet wird. Er hat recht.

- Die Autorin merkt an, dass sie auf einem landwirtschaftlichen Betrieb groß geworden ist.

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