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Umstrittenes Paar. Petry und Pretzell auf dem Weg zum Wahllokal.

© dpa

Landtagswahl: Was das NRW-Ergebnis für die AfD bedeutet

Große Erleichterung bei der AfD in NRW und bei Petry-Gatte Marcus Pretzell: Die Partei zieht mit einem soliden Ergebnis in den Landtag ein. Das innerparteiliche Machtgefüge verschiebt es aber nicht.

Zweistellig ist es nicht geworden, das Ergebnis der AfD in NRW. Spitzenkandidat Marcus Pretzell hatte das vollmundig zum Wahlziel erklärt und verfehlt. Und doch ist das Ergebnis von gut sieben Prozent besser als so manches, was die Umfragen in den vergangenen Wochen prognostiziert hatten. Eine Zeit lang sah es sogar so aus, als könnten die Rechtspopulisten zwischen Rhein und Ruhr ähnlich mau abschneiden wie in Schleswig-Holstein und im Saarland.

Vor dieser Kulisse bezeichnete Alice Weidel, die Spitzenkandidatin der AfD für die Bundestagswahl, das Ergebnis sogar als „sensationell“. Zwar hatte ihre Partei bei Landtagswahlen im vergangenen Jahr noch Werte zwischen 14 Prozent in Berlin und 24 Prozent in Sachsen-Anhalt geholt. Doch es ist nun einmal alles relativ. Und nachdem die AfD in den vergangenen Monaten erodierende Umfragewerte im Bund zu verzeichnen hatte, will die Partei selbst in den sieben Prozent in NRW einen Erfolg sehen. Die AfD habe ihren „Negativtrend“ der letzten Zeit durchbrochen, sagte Weidel. Die Erleichterung ist groß.

Pretzell ist umstritten

Bemerkenswert ist Weidels euphorisches Lob auch deshalb, weil der NRW- Landesverband von Marcus Pretzell, dem Mann von Parteichefin Frauke Petry, geführt wird. Nachdem Petry auf dem Bundesparteitag im April mit ihrem Antrag gescheitert war, die AfD auf einen realpolitischen Kurs festzulegen, war auch Pretzell auf Distanz zur Bundespartei gegangen: „Wir haben uns in NRW klar für einen realpolitischen Kurs – sowohl personell wie auch inhaltlich – entschieden“, betonte er damals. Pretzell ist innerparteilich hoch umstritten.

Hätte der 43-Jährige nun mit seinem Kurs ein zweistelliges Ergebnis geholt – er und Petry hätten im Machtkampf wieder an Boden gut gemacht. Ein schlechtes Abschneiden auf der anderen Seite hätte für Pretzells AfD-Karriere das Aus bedeuten können. Nun ist das erreichte Ergebnis bei der Landtagswahl zwar solide, aber auch nicht so gut, dass es das Machtgefüge in der AfD verschieben würde.

Geheime Absprachen

Dabei hätte es in NRW durchaus noch Luft nach oben gegeben. Doch die fortwährenden Querelen im Landesverband, geheime Absprachen bei der Listenaufstellung und der Streit zwischen Pretzell und seinem Ko-Vorsitzenden Martin Renner hatten dem Image der AfD im Land geschadet. Die Mobilisierung im Wahlkampf war schwierig.

Die AfD richtet jetzt ihre Aufmerksamkeit auf die Bundestagswahl. Der Berliner AfD-Chef Georg Pazderski glaubt nicht, dass das Ergebnis in NRW dafür bereits richtungsweisend ist. „Im September wird die AfD deutlich besser abschneiden – zwischen zwölf und 15 Prozent“, sagte das AfD-Bundesvorstandsmitglied dem Tagesspiegel. Auch Parteichefin Petry, die nach eigener Aussage ebenfalls mit dem Abschneiden der AfD zufrieden ist, wünscht sich für die Bundestagswahl ein besseres Ergebnis. Derzeit steht die Partei in bundesweiten Umfragen bei etwa zehn Prozent.

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