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Stärke zeigen. Anke Rehlinger, SPD Spitzenkandidatin für die Landtagswahl im Saarland, und SPD Kanzlerkandidat Martin Schulz auf einer Veranstaltung im saarländischen Spiesen-Elversberg.

© Oliver Dietze/dpa

Landtagswahl im Saarland: Wer ist die SPD-Spitzenfrau Anke Rehlinger?

Bisher kennt sie bundesweit kaum jemand. Aber der Schulz-Effekt könnte Anke Rehlinger, 39 Jahre, Juristin und Mutter, im Saarland sogar zur Ministerpräsidentin machen.

Es gibt eine Szene aus dem saarländischen Wahlkampf, die ein bisschen etwas aussagt über das Selbstbewusstsein der Anke Rehlinger: Nach einer Rede in Homburg steht Martin Schulz, SPD-Kanzlerkandidat, mit ihr auf der Bühne. Der Saal johlt. Da haut Rehlinger Schulz begeistert auf die Schulter. Die Wirtschaftsministerin und Spitzenkandidatin für die Landtagswahl am Sonntag hat früher leistungsmäßig Diskus- und Kugelstoßen betrieben. Schulz macht etwas für ihn gerade völlig Undenkbares: Er wankt!

Anke Rehlinger ist ziemlich geradeaus und hat einen klaren Blick auf sich und die Dinge. Der Schulz-Effekt könnte die bisher unbekannte Rechtsanwältin, Mutter eines Sohnes, die im April 40 Jahre alt wird, zur Ministerpräsidentin machen. In ihrem Dienstwagen, auf dem Weg zu einem Termin, erzählt sie Mitte März, wie sie die Lage sieht: Martin Schulz habe einen großen Anteil am Aufschwung der SPD, weil er das, wofür man stehe, so vertrete, dass „uns die Menschen wieder glauben“. Rehlinger verbucht aber „die andere Hälfte“ des SPD-Frühlings auf sich. Es klingt nicht eitel. Die SPD sei die Partei, die nach der geplatzten Jamaika-Koalition, Verantwortung übernommen habe. Die CDU wolle nur, dass alles so bleibe, wie es ist. Im Industrieland Saarland, wo Autos, Metall und Maschinen Arbeitsplätze sichern, könnte diese Erzählung für mehr Innovation verfangen. Auch deshalb hat Rehlinger den Kontakt zu den Gewerkschaften wieder intensiviert.

Duzfreunde und politische Gegner. Anke Rehlinger (links), die saarländische Wirtschaftsministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin von der SPD, und die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU).
Duzfreunde und politische Gegner. Anke Rehlinger (links), die saarländische Wirtschaftsministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin von der SPD, und die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU).

© dpa/Oliver Dietze

Könnte Rehlinger Ministerpräsidentin? Mindestens kann sie das, was man Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer zugute hält: nah’ bei den Leuten sein. Sie hat keine Berührungsängste, ihre rustikale, bodenständige Art kommt ganz gut an. Auf dem Weg aus dem Auto kommt ein Mann auf sie zu und sagt, „gestern habe ich sie reden gehört, heute bin ich in die SPD eingetreten“. Rehlinger grinst und bittet, als sie ein heraneilendes Kamerateam entdeckt, „sagen sie das doch nochmal“.

Rehlinger hat Sigmar Gabriel mal versucht, ihr Konzept zu einer radikal, vereinfachten Erbschaftsteuer schmackhaft zu machen. Vergeblich. Sie will im Bund die Mindestrente und im Land gebührenfreie Bildung von der Kita bis zur Uni. Die SPD fordert zudem, dass auch auf dem Gymnasium gewählt werden dürfe, ob man das Abitur nach acht oder neun Jahren macht. Ihr schärfster Angriff auf ihre CDU-Konkurrentin, die sie duzt, lautet: Schluss mit dem „Herummerkeln“. Eine Koalitionsaussage hat sie bisher vermieden. Warum auch, ohne die SPD geht auch im nächsten Landtag sowieso nichts. Falls es aber zu Rot-Rot reichen sollte, also einer Koalition mit den Linken unter Oskar Lafontaine, dann wird sie auch nicht zögern. Saarlands SPD ist traditionell sowieso am liebsten links.

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