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Altkanzer Schröder 2017 in St. Petersburg beim International Economic Forum.

© imago/ITAR-TASS

Kubicki springt Schröder zur Seite: Der Altkanzler liegt doch schon am Boden

Schröder wird trotz Abrückens von Putin so verdroschen, weil man des Kremlführers nicht habhaft werden kann. Einer spricht das Problem nun aus. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Natürlich bekommt Wolfgang Kubicki jetzt in Sachen Gerhard Schröder was hinter die Ohren. Da sagt er, es reiche, der Altkanzler solle nicht gedemütigt werden. Das war, nachdem der Bundestag ihm Privilegien gestrichen und er beim russischen Energieriesen Rosneft abgeheuert hatte.

Nun ist Freidemokrat Kubicki per se für offene Worte und Shitstorms gut. Das weiß er, damit kalkuliert er. Aber manchmal muss es einer tun: den anderen Gedanken denken und ihn aussprechen. Weil das wiederum gut zur Selbstvergewisserung sein kann.

Der Sack wird geschlagen, wo der Esel gemeint ist

Und was Kubicki offenkundig ansprechen will, ist: Weil wir Wladimir Putin nicht kriegen können, aber unsere Fehler an irgendeinem festmachen wollen, nehmen wir seinen Statthalter, Paladin, Lobbyisten. Natürlich ist die These angreifbar.

Trotzdem, Schröder zu bashen ist auch Gratismut. Der Sack wird geschlagen, zurecht, wo der Esel gemeint ist. Dann: Schröder bewegt sich gerade weg von Putin. Von dem er glaubte, der sei wirklich sein Freund. Das ist tragisch, eine Demütigung eigener Art.

Als Letztes: Schröder war immerhin Kanzler, ihn permanent schlecht zu machen, wertet alles ab, wofür er je stand. So, ist an alledem nichts dran? Das kann man meinen, klar. Und dennoch kann einen ein unangenehmes Gefühl beschleichen. Hier liegt einer am Boden und wird doch weiter getreten. Dabei ist der Altkanzler längst Paria genug.

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