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Sauer auf deutsche Presse: Andrzej Duda, amtierender Präsident von Polen

© dpa/AP/Czarek Sokolowski

Kritik an Berichterstattung deutscher Medien: Polens Außenministerium bestellt deutschen Diplomaten ein

Polens Präsident Andrzej Duda wähnt sich vor der Stichwahl mit Rafal Trzaskowski von deutschen Medien benachteiligt. Die Regierung in Warschau reagiert harsch.

Nach einem Konflikt zwischen Präsident Andrzej Duda und einer in Polen erscheinenden Boulevardzeitung, die teilweise in deutschem Besitz ist, hat das Außenministerium in Warschau den Geschäftsträger der deutschen Botschaft einbestellt.

Er habe dem deutschen Diplomaten erklärt, dass eine „Serie von Artikeln in deutschen Medien, die mit Manipulationen und Lügen arbeitet und den Verdacht erweckt, dass man auf den demokratischen Wahlprozess Einfluss nehmen möchte“, auf entschiedenen Widerstand Warschaus stoße, schrieb der stellvertretende polnische Außenminister Szymon Szynkowski vel Sek am Mittwoch auf Twitter.

Dies überschreite die Umsetzung der Pressefreiheit, die man achte. In einem früheren Tweet hatte vel Sek geschrieben, die Berichterstattung in deutschen Medien erwecke den Eindruck des Engagements auf der Seite eines Kandidaten im Rennen um die Präsidentschaft.

Offiziell gab es keine Bestätigung dafür, was der konkrete Anlass für die Einbestellung des Geschäftsträgers war. Eine Sprecherin der Botschaft bestätigte den Termin, wollte aber zum Inhalt keine Angaben machen.

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Duda hatte am Freitag die Berichterstattung in der Boulevardzeitung „Fakt“ kritisiert, die in Polen von der Ringier Axel Springer Media AG herausgegeben wird. An dem Unternehmen halten das Schweizer Medienhaus und Axel Springer jeweils Anteile von 50 Prozent. „Fakt“ hatte darüber berichtet, dass Duda einen Pädophilen begnadigt hatte. Nach Ansicht von Kommentatoren in Warschau erweckte die Aufmachung in „Fakt“ den Eindruck, als sei Duda selbst ein pädophiler Täter. „Heute sehen wir einen weiteren Fall eines deutschen Angriffs bei dieser Wahl“, sagte Duda am Freitag.

Zudem kritisierte der Präsident den Warschau-Korrespondenten der „Welt“. Dieser habe geschrieben, dass Dudas Herausforderer Rafal Trzaskowski, der bessere Präsident wäre, weil er anders als Duda nicht auf Reparationszahlungen von Deutschland für die Schäden des Zweiten Weltkriegs beharre. Am kommenden Sonntag entscheiden die Polen in einer Stichwahl über einen neuen Präsidenten. Laut Umfragen wird es ein knappes Rennen zwischen Duda und seinem liberalkonservativen Herausforderer Trzaskowski.

Die Axel Springer Verlagsgruppe wollte die Vorgänge nicht kommentieren. Vom Medienunternehmen Ringier lag zunächst keine Stellungnahme vor. (dpa)

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