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Wladimir Putin und der damaligen ukrainische Präsident Janukowitsch nehmen in Sewastopol an einer Parade zu Ehren der russischen Marine teil.

© dpa

Update

Krim: Wladimir Putin plante Annexion langfristig - und gibt es zu

Lange hatte Wladimir Putin verneint, dass die "Grünen Männchen" auf der Krim russische Soldaten waren. Dann gab er es zu - und jetzt redet der russische Präsident ganz offen über die Annexion der Halbinsel.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat schon vor dem Referendum der Krim über einen Beitritt zu Russland Pläne für die Annexion der ukrainischen Halbinsel ausarbeiten lassen. Nach einer Krisensitzung unmittelbar nach dem Sturz des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch habe er den Teilnehmern den Auftrag erteilt, mit den Vorbereitungen für die Übernahme der Krim zu beginnen, sagte Putin in einem kurzen Interviewausschnitt, den der staatliche Sender Rossija-1 am Sonntagabend zeigte. Bislang hat die russische Führung stets erklärt, sie habe erst nach dem Referendum vom 16. März, in dem sich die mehrheitlich russischstämmige Krim-Bevölkerung für den Anschluss an Russland aussprach, die Annexion der Halbinsel beschlossen.
Putin sagte nun, er habe in der Nacht auf den 23. Februar mit den Kommandeuren der Sondereinheiten und Vertretern des Verteidigungsministeriums darüber beraten, wie man den nach Donezk geflüchteten Janukowitsch in Sicherheit bringen könne. Er habe zu den vier Teilnehmern der Beratung gesagt, dass Russland die Krim und ihre Bewohner nicht der „Willkür des Schicksals“ und nicht den „Nationalisten“ in der Ukraine überlassen dürfe, sagte Putin. Moskaus Absicht sei aber „nicht die Okkupation oder Annexion“ der Halbinsel gewesen. „Ziel war es, den Menschen zu ermöglichen, ihre Meinung zu äußern, wie sie weiter leben wollen“, betonte Putin.
Eine „erste, verdeckte“ Umfrage habe ergeben, das sich drei Viertel der Krim-Bewohner eine „Wiedervereinigung mit Russland“ wünschten. Bei dem Referendum am 16. März 2014 sei die Zahl noch höher gewesen.
„Wir haben dann gehandelt, wie wir verpflichtet waren zu handeln.“

Er habe zudem angewiesen, Janukowitsch vor dem „sicheren Tod“ zu retten, sagte Putin. „Es waren großkalibrige Maschinengewehre dort aufgestellt ... . Wir bereiteten uns vor, ihn über Land, über Wasser oder durch die Luft aus Donezk rauszubringen.“ Das Treffen habe bis gegen 07.00 Uhr gedauert. “Und bei der Verabschiedung habe ich allen Kollegen gesagt: 'Wir müssen mit den Vorbereitungen für die Rückkehr der Krim nach Russland beginnen'“, sagte Putin. Am Abend des 23. Februar 2014 beendete Putin dann gemeinsam mit dem deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach feierlich die Olympischen Winterspiele in Sotschi. Janukowitsch hatte mehrfach bestätigt, dass Moskau ihm nach dem Machtwechsel in Kiew zur Flucht verholfen hatte.

Als Reaktion auf die Annexion der Krim haben die Europäische Union und die USA Sanktionen gegen Russland verhängt. Nach der Annexion der Krim starteten prorussische Separatisten in der Ostukraine ihren Kampf für die Loslösung des Gebiets von der Ukraine. Erst ein von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Francois Hollande im Februar vermittelter Waffenstillstand hat seither die Kämpfe weitgehend zum Erliegen gebracht.
In den vergangenen Monaten hat Putin scheibchenweise die Darstellung der Ereignisse rund um die Krim-Annexion verändert. Während er zunächst etwa den Einsatz russischer Soldaten auf der Halbinsel strikt zurückgewiesen hatte, gab er später die Entsendung von Sondereinheiten zu. Auf Orden, mit denen die Soldaten für ihren Krim-Einsatz ausgezeichnet wurden, steht der 20. Februar als Beginn der Operation eingraviert. Das war noch vor dem Sturz Janukowitschs. Die regierungskritische Zeitung “Nowaja Gaseta“ hatte im Februar ein Dokument veröffentlicht, das nach ihrer Darstellung einen Plan für die Annexion der Krim und der Ostukraine beschreibt und der Präsidialverwaltung zwischen dem 4. und 12. Februar 2014 vorgelegt wurde. Das russische Präsidialamt hat den Bericht als Unsinn zurückgewiesen. (Reuters/dpa)

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