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Nach einem Luftangriff: Mitglieder der syrischen Weißhelme bergen ein Mädchen aus einem zerbombten Gebäude.

© AFP

Krieg in Syrien: In Aleppo gehen die Nahrungsmittel aus

Die Lage im Osten Aleppos wird immer dramatischer. Und noch immer warten die UN auf die Erlaubnis des Assad-Regimes für Hilfslieferungen.

„Es ist keine Nahrung der Vereinten Nationen mehr übrig“, warnte der UN-Nothilfekoordinator für Syrien, Jan Egeland, am Donnerstag in Genf. Den 275.000 Bewohnern in dem Gebiet, das von Truppen des syrischen Machthabers Baschar al Assad umzingelt ist, drohe der „schlimmste Winter“ in dem seit mehr als fünf Jahren tobenden Konflikt.

Die letzten Rationen wurden Mitte November in Ost-Aleppo verteilt. Dennoch verweigert die Führung um Assad die nötigen Genehmigungen und Sicherheitsgarantien für humanitäre Konvois. „Wir warten auf grünes Licht“, erklärte Egeland. Russland, das mit Assad verbündet ist, habe den Transporten im Prinzip zugestimmt.

Auch die Rebellen, die Ost-Aleppo halten, seien mit den Lieferungen einverstanden. Die Oppositionellen hätten außerdem zugestimmt, Verletzte und Kranke zu evakuieren, sagte Egeland. Die Konvois der UN und anderer Organisationen stehen unter anderem in der Türkei bereit. Nahrungsmittel, Medikamente und andere Güter sind auch vorhanden. Die letzten Hilfslieferungen hatten Aleppo im Juli erreicht.

Kriegsverbrechen

Insgesamt harren nach Angaben der UN fast eine Million Menschen in belagerten Orten und Gebieten in dem Bürgerkriegsland Syrien aus. Die meisten Gebiete sind von Assad-Einheiten abgeschnitten. UN-Vertreter werfen dem Regime vor, das Aushungern der Menschen bewusst als Waffe in dem Konflikt einzusetzen, ein Kriegsverbrechen.

Die Vereinten Nationen hatten den Konfliktparteien Anfang November einen Vier-Punkte-Plan für Ost-Aleppo übermittelt. Der Plan sieht den umgehenden Transport von Lebensmitteln, medizinischen Gütern und Gesundheitspersonal durch die UN und andere Hilfsorganisationen nach Ost-Aleppo und die Evakuierung von Patienten vor. In dem 2011 ausgebrochenen Syrien-Konflikt kämpfen das Assad-Regime, Rebellengruppen und Terrormilizen um die Macht. Hunderttausende Menschen starben. Millionen Männer, Frauen und Kinder flüchteten vor der Gewalt.

Kampf um Überlebende

Wer bleibt, muss auch mit den täglichen Luftangriffen des Regimes leben. Ein Sprecher der syrischen Weißhelme sagte im Interview mit dem Tagesspiegel: „Niemand tut etwas, alle schauen nur zu.“ So schlimm wie derzeit sei es noch nie gewesen. „Aleppo ist vermutlich die gefährlichste Stadt der Welt.“ Die syrische Organisation koordiniert Hilfe für die Opfer von Luftangriffen. Die freiwilligen Helfer rücken nach jedem Bombardement aus, um Menschen aus den Trümmern zu bergen. Ihr einziger Schutz sind weiße Bauarbeiterhelme. An diesem Freitag wird die Organisation mit dem Alternativen Nobelpreis geehrt.

Die Auszeichnung wird seit 1980 jährlich an Kämpfer für Menschenrechte, Umweltschutz und Frieden vergeben. Außer den Weißhelmen werden die ägyptische Feministin Mozn Hassan, die russische Menschenrechtsaktivistin Swetlana Gannuschkina und die türkische Zeitung „Cumhuriyet“ ausgezeichnet. Die vier Preisträger teilen sich das Preisgeld in Höhe von drei Millionen schwedischen Kronen (rund 313.000 Euro).

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