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Andreas Scheuer (CSU), Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur

© Kay Nietfeld/dpa

Kostenexplosion, Sanierungsstau, Personalprobleme: Scheuer pocht auf „Chance“ für seine Autobahn GmbH

Ein neues Chaos wie bei der Pkw-Maut? Der Bundesverkehrsminister wiegelt ab – und will sein neues Projekt erstmal an den Start bringen.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat Befürchtungen über einen Fehlstart der neuen Autobahngesellschaft des Bundes im Januar zurückgewiesen. Der größten Verwaltungsreform in der Geschichte der Autobahn sollte eine Chance gegeben werden, sagte der CSU-Politiker am Dienstag im ZDF-„Morgenmagazin“. „Wenn man schon ein paar Tage vor dem ersten Tag einer neuen Autobahn GmbH ... weiß, dass es nicht klappt und dass es Chaos bedeutet, dann ist das schon ein bisschen verfrüht.“

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Die neue Autobahn GmbH soll am 1. Januar 2021 ihren Betrieb aufnehmen. Sie soll sich dann um das 13.000 Kilometer lange Netz der deutschen Autobahnen kümmern. Die Autobahn GmbH soll auch die Verantwortung für die die Bundesfernstraßen der Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg tragen.

Die Startkosten für das Projekt waren mit 41 Millionen Euro beziffert worden, inzwischen liegen sie bei mehr als 325 Millionen Euro. Bisher gab der Bund als Eigentümer das Geld, die Länder waren für Planung, Bau und Betrieb zuständig. Ziel ist es, künftig schneller zu planen und zu bauen.

Bei den Ländern waren insgesamt 15.000 Beschäftigte mit den künftigen Aufgaben der Autobahn GmbH befasst. Zum 1. Januar starten bei der neuen Gesellschaft zunächst nur 10.400. Die Opposition hatte von einem Fehlstart gesprochen und Scheuer vorgeworfen, die Reform in den Sand gesetzt zu haben.

Probleme bei der Stellenbesetzung der neuen GmbH sieht Scheuer nicht. Mehr als 10.000 Beschäftigte hätten bereits von den Landesbetrieben zum Bund gewechselt, und weitere würden folgen. „Wir sind im Plan.“ Die Beschäftigten seien zu der GmbH des Bundes gewechselt, weil der Tarifvertrag „sehr, sehr attraktiv“ sei und mehr Möglichkeiten biete. „Es ist gut, dass schon so viele gewechselt sind“, sagte Scheuer.

Das sind die fünf größten Baustellen bei der neuen Autobahn GmbH:

  • Kostenexplosion: Laut Regierungsentwurf gibt es in den nächsten Jahren einen Mehrbedarf von rund 600 Millionen Euro.
  • Personalprobleme: Es fehlt noch an Mitarbeitern, mit hohen Prämien – und hohen Gehältern – soll Personal aus den Ländern zum Wechsel bewegt werden. 15.000 Stellen sollen es insgesamt werden.
  • Sanierungsstau: Rund 10.000 Kilometer Autobahnfahrstreifen sind in einem „schlechten“ oder „sehr schlechten“ Zustand, Brücken müssen erneuert werden. Auf Scheuers Firma kommt also viel Arbeit zu, obwohl sie noch gar nicht gestartet ist.
  • Rechtliche Hürden: Die Verschmelzung der Autobahn GmbH mit der „Deges“, der bisherigen Projektmanagementgesellschaft der Länder, hält der Bundesrechnungshof für „verfassungsrechtlich bedenklich“.

Zu den Mehrkosten zum Start sagte der Verkehrsminister, die Reform sei komplexer als in der vergangenen Wahlperiode eingeschätzt. Das Bundesverkehrsministerium hatte den höheren Bedarf zuletzt mit höheren Personalkosten nach Abschluss eines Tarifvertrages sowie höheren Planungskosten begründet. Hinzu kämen einheitliche IT-Systeme.

Eigentlich sollte die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges) in die Autobahn GmbH integriert werden - das aber wurde angesichts rechtlicher Bedenken gestoppt. Er hätte sich gewünscht, dass die Deges schneller mit der Autobahngesellschaft verschmelzen könne, sagte Scheuer. Man halte sich aber an Recht und Gesetz gehe auch auf die Hinweise des Bundesrechnungshofes ein. „Das war ein langwierige Diskussion, klar“, sagte Scheuer. Jetzt werde dies eben sukzessive vollzogen. (Tsp/dpa/AFP)

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