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"Farmer für Trump": Anhänger des US-Präsidenten bei einer Veranstaltung in Iowa

© AFP/Mandel Ngan

Kongresswahlen in den USA: Warum Iowas leidende Farmer Trump noch immer schätzen

Mit seinem Handelskrieg schadet Donald Trump amerikanischen Farmern. Die Demokraten hoffen bei den Midterms auf diese Wähler - vergeblich. Ein Besuch in Iowa.

Von Anna Sauerbrey

Joe Shirbroun steht am Fenster, die Hände in den Hosentaschen zu Fäusten geballt, die breiten Schultern hochgezogen, und starrt hinaus in den Regen. Es ist zehn Uhr morgens, aber der Himmel ist schwarz. Gelegentlich erhellen Blitze den weiten Schotterhof, die flachen Metallhallen, in denen die Maschinen stehen und das weiße Wohnhaus, das sich unter zwei alte Blutbuchen duckt. Etwas weiter entfernt kann man schemenhaft die Felder auf der anderen Seite des Highway 52 erahnen.

Joes graues Sweatshirt hat dunkle Flecken auf Schultern und Rücken. Gerade war er draußen und hat Morton, den Riesenterrier, eingefangen und nebenan in der Werkstatthalle angebunden. Der Hund jault und springt an der Leine auf und ab, man hört das kratzende Geräusch seiner Krallen auf dem Betonboden. „Fürchtet sich vor Gewitter“, sagt Joe ohne den Blick vom Hof zu wenden. „Und hasst es, angebunden zu sein.“ „C‘mon“, sagt Suzanne und klopft ihrem Mann auf die Schulter. Es ist eine Geste, für die sie sich die kleine Frau ein wenig strecken muss. „Er ist mies gelaunt“, sagt sie entschuldigend. „Wir wollten heute auf die Felder. Aber jetzt ist der Boden zu weich für die Maschinen. So ist das mit dem Wetter in Iowa.“

Suzanne und Joe Shirbroun bauen auf der Prarieland-Farm im Nordosten von Iowa im Mittleren Westen der USA Mais und Soja an.
Suzanne und Joe Shirbroun bauen auf der Prarieland-Farm im Nordosten von Iowa im Mittleren Westen der USA Mais und Soja an.

© Anna Sauerbrey

Farmersburg, im Nordosten von Iowa in der letzten Septemberwoche. Die Mais- und Sojafelder entlang des Highway 52, an dem Joes und Suzannes Farm liegt, sind bereit für die Ernte. Die knie- bis hüfthohen Sojapflanzen haben ihre Blätter verloren. Übrig sind nur trockene Stängel, an denen bräunliche Schoten hängen, überzogen mit einem weißen Flaum. Doch jetzt regnet es seit Tagen. Und auch das politische Wetter ist alles andere als günstig für die Farmer im Mittleren Westen der USA.

Soja-Ausfuhr nach China fällt auf null

Jahrelang war China einer der Hauptabnehmer von amerikanischem Mais und Soja und bescherte Joe und Suzanne, ihren Nachbarn und tausenden anderen Farmern ein gutes Geschäft. Die Mittelschicht in China wächst, mehr Menschen können sich mehr Fleisch leisten, Tierfutter wird gebraucht. Jede vierte Reihe Soja, die auf Joes und Suzannes Farm wächst, wurde bis vor kurzem nach China exportiert, im landesweiten Schnitt der USA sogar jede dritte. Mittlerweile aber erhebt die Trump-Regierung Zölle im Wert von 250 Milliarden Dollar auf chinesische Güter und droht mit einer weiteren Eskalation.  China antwortete mit Gegenzöllen – und begann, Soja in Brasilien und Argentinien statt in den USA einzukaufen. In der dritten Oktoberwoche fiel die Ausfuhr amerikanischer Sojabohnen nach China sogar auf null. Die Preise sind auf ein Zehnjahrestief gesunken.

Soja bis zum Horizont: Iowa.
Soja bis zum Horizont: Iowa.

© Anna Sauerbrey

Für Suzanne und Joe bedeutet das Umsatzeinbußen von rund zehn Prozent bei den Sojaverkäufen, auch die Preise für Mais fallen. Für die Demokratische Partei bedeutet das einen Hoffnungsschimmer. Am 6. November werden in den USA das Abgeordnetenhaus und ein Drittel der Senatssitze neu gewählt. Die Demokraten hoffen, zumindest das Abgeordnetenhaus wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Dazu müssen sie Wähler, die 2016 für Trump gestimmt haben, auf ihre Seite ziehen, Wähler wie Suzanne und Joe Shirbroun. Im Wahlkampf werden die Farmer, die unter Trumps Handelskrieg mit China leiden, direkt angesprochen. Als in der letzten Oktober-Woche der Export von Soja-Bohnen nach China auf vorübergehend null fiel, teilte zum Beispiel die demokratische Senatorin Heidi Heitkamp aus dem ebenfalls landwirtschaftlich geprägten North Dakota die Grafik der Ausfuhrbehörde auf Twitter. „Trumps Handelskrieg schadet den Bauern“, schrieb sie dazu. Spricht man mit Farmern wie Suzanne und Joe, versteht man allerdings schnell: Die Gemütslage ist viel komplizierter. Die Farmer sind zwar Großunternehmer, die auf den globalen Handel angewiesen sind. Doch sie sind gleichzeitig sehr heimatverbunden. Sie achten ihren Präsidenten - und werden bei den Midterms wohl trotzdem für die Republikaner stimmen.

Wie Farmer in Iowa Trumps Handelspolitik sehen

Die Prairieland-Farm von Suzanne und Joe Shirbroun nahe Farmersburg in Iowa im Mittleren Westen der USA.
Die Prairieland-Farm von Suzanne und Joe Shirbroun nahe Farmersburg in Iowa im Mittleren Westen der USA.

© Anna Sauerbrey

Obwohl die Farmer unter Donald Trumps Handelskrieg leiden, finden sie seine China-Politik grundsätzlich richtig

Joe und Suzanne nutzen den Vormittag so gut es geht. Joe checkt mit Bob, ihrem Mechaniker, ein letztes Mal die riesigen Landwirtschaftsmaschinen. Suzanne klickt sich im Büro durch verschiedene Börsenseiten für Agrarprodukte. Der Vertreter einer Chemiefirma stellt ein neues Schädlingsbekämpfungsmittel vor, es soll gegen den „plötzlichen Tod“ helfen, eine Krankheit, die Sojapflanzen befällt und quasi über Nacht verdorren lässt.

Um die Mittagszeit regnet es immer noch. „Ich schau‘ mal bei Nick und Phillip vorbei“, brummt Joe, dessen Laune sich kaum gebessert hat. „Ich komme mit“, sagt Suzanne.

Nicholas und Phillip Meyer sind die Nachbarn der Shirbrouns. Die Brüder sind Mitte vierzig, etwa zehn Jahre jünger als Joe und Suzanne. „Für uns gehören sie zur Familie“, sagt Suzanne. In der Erntesaison helfen sie sich gegenseitig aus, ein paar der Maschinen gehören ihnen gemeinsam. Nicks und Phillips Farm liegt ein paar Meilen weiter nördlich am Highway 52. Das Wohnhaus steht auf demselben Grundstück wie die Siloanlage der Farm, die zehn, fünfzehn Meter hohen silbernen Zylinder ragen in den immer noch düsteren Himmel und lassen das Holzhaus winzig aussehen. Nick und Phillip, zwei große, breitschultrige Männer, sind in einer offenen Werkstatthalle mit Reparaturen beschäftigt. Nick hat gerade ein Metallrohr zugeschnitten, auf dem linken Handrücken hat er mit Kugelschreiber die Maße notiert. Jetzt klopft er seinem aufgedrehten Golden Retriever beruhigend auf die Flanken, der sich über den Besuch freut. „Wie läuft‘s bei euch“, fragt Suzanne. „Hattet ihr auch Post aus Washington?“ „Ja, haben wir gekriegt“, sagt Nick.

Nick und Phillip Meyer sind die Nachbarn der Shirbrouns. Sie sind Farmer in dritter Generation.
Nick und Phillip Meyer sind die Nachbarn der Shirbrouns. Sie sind Farmer in dritter Generation.

© Anna Sauerbrey

Zwölf-Milliarden-Dollar-Hilfsprogramm für die Farmer aufgelegt

Es ist ein Merkblatt, das das Zwölf-Milliarden-Dollar-Hilfsprogramm erklärt, das die Regierung im Spätsommer für die amerikanischen Farmer aufgelegt hat, um die Auswirkungen des Handelskrieges mit China abzumildern. Die Subventionen können teils als Direktzahlungen beantragt werden, außerdem will die Regierung überschüssige Produkte aufkaufen und dabei helfen, neue Märkte zu erschließen. So kurz vor den Kongresswahlen wollte die Trump-Regierung nichts riskieren.

Die beiden Farmer-Familien sind sich einig, dass ihnen das Geld über den ersten Schock hinweghelfen wird, dass sie aber auf einem guten Teil der Kosten von Trumps Handelskrieg sitzen bleiben werden. Wenn sie ihre Felder von Soja auf Mais umstellen, müssen sie zum Beispiel mehr Silos bauen, denn Mais braucht mehr Lagerraum. „Die werden wir zehn Jahre lang abbezahlen“, sagt Nick.

Anfang September hat Donald Trump öffentlich eingeräumt, dass seine Handelspolitik den amerikanischen Farmern schaden könnte. Er fügte allerdings hinzu: „Das sind großartige Patrioten. Sie verstehen, dass sie das für unser Land machen. Und wir werden es wieder gut machen. Am Ende werden wir stärker sein als wir es jetzt sind.“ So mancher Demokrat lachte sich ins Fäustchen – Farmer, die im Mittleren Westen bereitwillig den Patriotentod für Trumps Handelspolitik sterben? Jetzt, meinten viele Kommentatoren, hätte der Präsident den Bogen überspannt.

Die Farmer, meint Donald Trump, seien "großartige Patrioten"

Fragt man Suzanne, Joe, Nick und Phillip, ob sie sich als patriotische Opfer in einem gerechten Krieg sehen, lachen sie. „Ach ja“, sagt Nick. „Stimmt, das hat er gesagt.“

Die Stimmung in diesen beiden Familien ist zwiespältig. Klar, sagt Nick, sie alle hier hätten Donald Trump gewählt. Fährt man durch die Ortschaften sieht man Ende September, rund acht Wochen vor der Kongresswahl, fast ausschließlich Plakate für republikanische Kandidaten. Einerseits, räumt Nick ein, fühlen sie sich als Opfer von Trumps Handelspolitik. Die Bauern, sagt er, seien gerade der „whipping post“ des Landes, der Prügelknabe. „Ich sag’s mal so“, ergänzt Joe. „Trump und China, das sind zwei brunftige Männchen im Testosteron-High.“ „Zwei Elefanten“, korrigiert Suzanne ihren Mann und mahnt ihn gleichzeitig zur Nachsicht: „Wo Elefanten kämpfen, wird eben Gras zertrampelt.“ Joe schnaubt. „Weißt du, Suzanne, das Gras, das da zertrampelt wird, das sind wir.“ „Und trotzdem, Joe“, sagt Suzanne. „Unser Handelsdefizit mit China, das konnte so nicht weiter gehen. Jetzt haben wir endlich einen Präsidenten, der etwas tut.“ Nick und Phillipp nicken.

Nick und Phillip Meyer sind die dritte Generation Farmer auf ihrem Stück Land, Joe und Suzanne sogar die sechste. Es ist das Land von Suzannes Familie. Suzannes Urgroßvater, der Burrack hieß, wurde in Norddeutschland geboren und kam 1873 als Teenager allein mit seiner großen Schwester in die Vereinigten Staaten. „Wie und warum sie von dort aus hierher nach Iowa gekommen sind, weiß ich nicht“, erzählt Suzanne. „Aber ich bin sehr froh, dass es so gekommen ist.“ Ihre drei Söhne, der älteste ist 20, wollen auch alle Farmer werden.

Warum die Demokraten kaum Zugang zur Lebenswelt der Farmer im Mittleren Westen finden

Joe Shirbroun (links) und sein Mechaniker müssen eine Siloanlage reparieren.
Joe Shirbroun (links) und sein Mechaniker müssen eine Siloanlage reparieren.

© Anna Sauerbrey

Forellen fischen, die Kirche, Quad fahren im Wald. Es ist schön und friedlich hier.

Und es stimmt, es ist schön hier, besonders jetzt, im Spätsommer. In der Mitte ist Iowa, ein Bundesstaat fast halb so groß wie Deutschland, flach und in seiner Maismonotonie ein wenig trostlos. Aber hier, im Osten, ziehen sich die Felder über die „rolling hills“, die „rollenden Hügel“, die den Mississippi säumen. Je nach Tageszeit und Lichteinfall leuchten die Sojafelder mal gelblich, mal weißlich-grau. Bäume und Sträucher färben sich in leuchtenden Farben. Ein Landidyll.

Die Farmer von Iowa haben mit dem romantischen Bild vom Bauern, der sein Feld bestellt, rein gar nichts mehr zu tun. Sie sind Unternehmer, die mit Millionenumsätzen und Millioneninvestitionen hantieren, für Maschinen, das genetisch modifizierte Saatgut und Chemikalien. Die Effizienz des Soja- und Maisanbaus in Iowa ist extrem hoch. Hier passt alles: Die Böden, das Klima und nicht zuletzt: die Technik. Es gibt zwar immer weniger Farmer, aber sie bewirtschaften immer größere Flächen pro Person. Die Landwirtschaftsmaschinen sind GPS-gesteuert und erheben metergenau Daten über den Ertrag, die mit der Bodenbeschaffenheit verglichen werden können, so dass Dünger und Pestizide exakt dosiert werden. Die geernteten Mengen steigen immer weiter, ein Ende sei nicht in Sicht, sagt Suzanne. Beim Verkauf setzen die Farmer auf Termingeschäfte. Die Preise für die nächste Ernte werden schon weit im Voraus festgesetzt, an der Agrarbörse in Chicago. In diesen Tagen müssen die Meyers und die Shirbrouns ihre Preiswetten für die Ernte 2019 abschließen –  unter sehr unsicheren Bedingungen. Sie wissen nicht, wie sich der Handelskrieg entwickelt.

Eine Siloanlage muss repariert werden - endlich etwas zu tun

Auf dem Rückweg von der Farm der Meyers machen Joe und Suzanne Shirbroun an ihrer eigenen Silo-Anlage halt. Bob, ihr Mechaniker, hat angerufen und gemeldet, dass es ein Problem gibt. Als Joe und Suzanne aus ihrem Pick-up steigen, kommt er ihnen entgegen. Seine schwarze Regenjacke klebt an seinem Körper, es regnet immer noch immer. „Eines der Rohre ist verstopft“, sagt Bob. Joes Gesicht hellt sich etwas auf. Endlich etwas zu tun. Er zieht die Kapuze seines Sweatshirts über den Kopf klettert an einer Leiter eines der Silos in die Höhe. Man hört das Geräusch von Hämmer auf Metall. „Bienenflügel“, sagt Bob zur Erklärung, so nennt er die rötliche Membran, die das Maiskorn im Kolben hält. Gelegentlich lagern sich Reste auf den Schaufelrädern in den Verbindungsrohren zwischen den Silos ab. Suzanne holt eine Handvoll aus der Lagerhalle. „Wenn die Ernte vorbei ist, liegt das Zeug überall haufenweise herum“, erzählt Suzanne und lächelt. „Als Kinder haben wir es geliebt, uns da hineinfallen zu lassen. Es ist, wie in eine Wolke zu fallen.“ 

Forellen fischen im Fluss am Rande der Farm. Mit dem Quad durch den Wald brausen. Und die Kirche. Das ist das Leben hier, wenn nicht gearbeitet wird. Joe und Suzanne sind Protestanten. Sie gehen jeden Sonntag in den Gottesdienst. Joe sagt, er glaube fest daran, dass Gott die Welt erschaffen hat. „Wo soll das denn sonst alles herkommen?“ Es ist eine Welt, in der Hillary Clinton und auch viele andere Demokraten wie Wesen von einem anderen Stern wirken.

Die Farmer sind Unternehmer, die auf den globalen Handel angewiesen sind, aber lokal fühlen

In der Erntezeit wird vom frühen Morgen bis in die späte Nacht gearbeitet: Phillip Meyer bei der Ernte.
In der Erntezeit wird vom frühen Morgen bis in die späte Nacht gearbeitet: Phillip Meyer bei der Ernte.

© Anna Sauerbrey

Die Farmer bringen eine Ladung Mais zum Mississippi. Von hier geht es nach Louisiana und von dort in die Welt 

Joe und Suzanne klettern in das Führerhäuschen eines alten Trucks. Sie wollen noch eine Ladung Mais zur Verladestation am Mississippi bringen. Joe dreht das Radio lauter. Seit Tagen dreht sich alles um die Anhörung von Brett Kavanaugh, Donald Trumps Kandidaten für den vakanten Richterposten am Supreme Court, dem mehrere Frauen sexuellen Missbrauch vorwerfen. „Immer nur diese Kavanaugh-Geschichte“, brummt Joe. „Das ist doch nicht normal. In North Carolina gibt‘s diese riesige Flut, viele Menschen sind gestorben, aber die Nummer-eins-Nachricht ist immer Kavanaugh. Als wären den Medien die Menschen egal.“

Nach einigen Meilen auf dem Highway biegt Joe auf eine mit Betonplatten gepflasterte Piste ab. Nach einer Kurve öffnet sich der Blick auf den Mississippi: ein majestätisch gemessenes Fließen, die Böschung ist ausgefranst, hier und da stemmen sich struppige Inseln gegen die Strömung. Am Ufer ein Schotterplatz mit Siloanlage, dahinter ist eine Barke vertäut. Auf dem Mississippi werden der Mais und das Soja aus dem östlichen Iowa bis nach Louisiana, Tennessee verschifft, 1000 Meilen weiter südlich, - und von dort auf Containerschiffen in alle Welt.

Die Farmer hoffen nun auf die europäischen Märkte. Trump sagt, er habe die Türen zur EU geöffnet

Die Hoffnungen der Farmer von Iowa liegen jetzt auf Europa. Bei seinem Treffen mit Donald Trump im Juli versprach EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, die Europäer würden mehr Sojabohnen zu kaufen. Bei einem Wahlkampfauftritt in Iowa Ende Juli prahlte Trump: „Wir haben euch Farmern gerade die Türen nach Europa geöffnet.“ Und tatsächlich: auch, weil die Preise fielen, stieg der Soja-Export nach Europa im Spätsommer sprunghaft an, innerhalb weniger Wochen auf das Zweieinhalbfache. Mittlerweile hat die EU China als Abnehmer amerikanischer Sojabohnen überholt – die EU nimmt jetzt acht Prozent der exportierten Sojabohnen ab, China nur noch fünf.

„Und jetzt schnell nach Hause“, sagt Suzanne, nachdem sie ausgeladen haben und die Fracht gewogen wurde. „Die Jungs kommen gleich.“ Auf dem Rückweg lässt der Regen endlich nach.

Phillip Meyer lenkt einen Mähdrescher durch sein Maisfeld.
Phillip Meyer lenkt einen Mähdrescher durch sein Maisfeld.

© Anna Sauerbrey

Vier Tage später steuert Phillip Meyer den Mähdrescher durch ein Maisfeld. Es ist Samstag, das Wetter ist umgeschlagen. Auf den Regen ist kühleres, aber sonniges Spätsommerwetter gefolgt. Nick und Phillip haben beschlossen, mit der Ernte zu beginnen. Erstaunlich leise fräst sich die gigantische Maschine durch den Mais.  Staub flirrt im Gegenlicht der untergehenden Sonne. Gegen sechs Uhr hält Phillip kurz an. Seine Frau Amanda ist mit den beiden kleinen Kindern an den Rand des Feldes gekommen. Amanda hat Phillips Abendessen in einer Styroporbox dabei. Er wird noch bis Mitternacht weiterfahren. In der Erntesaison stehen die Mähdrescher nur solange still, wie die Farmer schlafen müssen – manche machen sogar die Nacht durch. Phillip gibt seiner kleinen Tochter einen Gute-Nacht-Kuss. Dann klettert er wieder die Leiter hoch ins Führerhäuschen. „Das mache ich jetzt die nächsten 40 bis 50 Tage“, sagt er.  Bis zu den Wahlen muss die Ernte abgeschlossen sein, denn in Iowa fällt oft schon Ende Oktober oder Anfang November der erste Schnee. „Ist ein bisschen monoton“, sagt Phillip. „Aber ich mach‘s gern. Ich will gar nichts anderes machen.“

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