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In Alarmbereitschaft. Israels Armee zeigt auf den Golanhöhen Präsenz.

© Jalaa Marey/AFP

Konfrontation zwischen Iran und Israel: Niemand hat Interesse an einem Krieg – aber

Droht ein Krieg zwischen Iran und Israel? Das Risiko besteht. Um den Ernstfall zu verhindern, braucht es Mäßigung - vor allem von einer Seite. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christian Böhme

An gegenseitigen Drohungen herrscht kein Mangel. Zum Einsatz kommen nicht nur harsche Worte, sondern immer wieder auch Raketen. Das ist zwar seit Langem fester Bestandteil im Konflikt zwischen den Erzfeinden Israel und Iran.

Doch mehr und mehr drängt sich der beängstigende Eindruck auf: Rhetorisch wie militärisch rüsten die Kontrahenten kräftig auf. Kann es wegen Syrien sogar letztendlich zu einer direkten militärischen Konfrontation beider Staaten kommen? Wird der Nahe Osten bald von einem weiteren verheerenden Krieg erschüttert? Die ehrliche Antwort muss lauten: Keiner vermag das vorauszusagen.

Sicherlich, die Lage ist brisant. Aber weder Israel noch dem Iran liegt daran, dass sich der Sturm zu einem Waffengang mit unkalkulierbaren Risiken auswächst. Deshalb achten sowohl die Regierenden in Teheran als auch jene in Jerusalem darauf, dass sie nicht überziehen, damit die Situation nicht ungebremst und unumkehrbar eskaliert.

Riskant für beide Kontrahenten

Für Israel würde ein Krieg bedeuten, dass es sich wohl gleich an drei Fronten zur Wehr setzen müsste – an der Grenze zu Syrien, an der zum Libanon, wo die von Teheran hochgerüstete Schiitenmiliz Hisbollah das Sagen hat, und der Grenze zu Gaza. Dort herrschen mit den Radikalislamisten der Hamas ebenfalls erklärte Israel-Hasser, die nur darauf warten, mit Iran gemeinsame Sache zu machen.

Allerdings wäre auch für Teheran ein Krieg gegen Israel hochriskant. Im Auftrag von Baschar al Assad gegen Aufständische in Syrien vorzugehen, bedeutet etwas völlig anderes als sich mit der Militärgroßmacht Israel anzulegen. Das wissen die Herrscher in Teheran ganz genau.

Abwesenheit von Verstand und Vernunft

Zumal das wohl hieße, dass sie es umgehend mit Trumps Amerika zu tun bekämen. Nüchtern betrachtet könnte das ein Ende der Macht der Mullahs bedeuten. Irans politische, religiöse und militärische Elite mag fanatisch sein, dumm und selbstmörderisch ist sie auf keinen Fall.

Nur: Im Nahen Osten passieren immer wieder Dinge, die mit Verstand und Vernunft wenig gemein haben. Oft genügt ein vermeintlich banaler Vorfall, um die Region in Brand zu setzen – weil alle Beteiligten auf Hochtouren laufen, es sich selbst ebenso wie anderen beweisen wollen. Mäßigung – dieses Wort findet dann kein Gehör mehr.

Raketen und Soldaten - der Iran ist in der Region eine militärische Macht.
Raketen und Soldaten - der Iran ist in der Region eine militärische Macht.

© Behrouz/AFP

Also gilt es, sich jetzt zu mäßigen. Da ist vor allem der Iran am Zug. Zu Recht prangern die USA, Israel und einige arabische Staaten das aggressive Vorgehen der Mullahs im Nahen und Mittleren Osten an. Gestützt auf einen großen Militärapparat und folgsame Verbündete hat Teheran seinen Einfluss massiv ausgeweitet. Mit Frieden und Freundschaft hat das alles wenig zu tun, sondern mit Macht, in der andere eine Bedrohung sehen.

Klare Kante

Dennoch hält Teheran an seinem Kurs fest – nicht nur in der Region, sondern ebenfalls in Europa. Politische Morde, Spionage, Hackerangriffe: In jüngster Zeit sind einige feindliche Aktivitäten des iranischen Regimes aufgeflogen.

Von „Staatsterrorismus“ spricht nun selbst das sonst so zurückhaltende Deutschland und entzieht der iranischen Fluglinie Mahan Air die Betriebserlaubnis. Es wird auch Zeit, dass gegenüber Teheran klare Kante gezeigt wird. Das von Europa geschätzte Atomabkommen, darf dabei kein Hindernis sein.

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