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Washington spricht von einer "glaubwürdigen Bedrohung" seiner Streitkräfte im Irak.

© Ammar Awad/Reuters

Konflikt zwischen Iran und USA: Wie gefährlich sind die Schiitenmilizen im Irak für Amerika?

Die US-Truppen im Irak sind in hoher Alarmbereitschaft. Sie fürchten Angriffe schiitischer Verbände, die Irans Führung die Treue geschworen haben.

Es klingt beunruhigend. Die im Irak stationierten 5000 US-Soldaten sind in hohe Alarmbereitschaft versetzt worden. Botschaftsmitarbeiter, die nicht dringend benötigt werden, sollen umgehend das Land verlassen. Gemeint sind damit vor allem Vollzeit-Diplomaten, die vom Außenministerium in Washington entsandt worden sind.

Begründet werden die Vorsichtsmaßnahmen mit „glaubwürdigen Bedrohungen“ durch vom Iran unterstützte militante Kräfte. Iraks Premier Adel Abdul Mahdi betonte zwar, sein Land habe keine Bewegungen beobachtet, die eine Bedrohung irgendeiner Seite darstellten. Auch schiitische Milizenführer behaupten, Amerikas Warnungen seien grundlos.

Bundeswehr setzt Ausbildung der irakischen Streitkräfte aus

Doch offenbar schenken die USA diesen Beteuerungen keinen Glauben. Auch die Bundeswehr ist alarmiert. Der Ausbildungsbetrieb für die irakischen Streitkräfte wurde bereits seit Anfang der Woche wegen der zunehmenden regionalen Spannungen ausgesetzt. Die 160 deutschen Soldaten sollen vorerst im Land bleiben.

Beobachter gehen davon aus, dass es bei einer militärischen Konfrontation mit dem Iran zu gezielten Angriffen auf US-Truppen kommen könnte. Gerade im Irak kann Teheran auf treue Verbündete zählen, die zu Anschlägen in der Lage wären.

Trainiert von Irans Revolutionsgarden

Die größte Gefahr geht wohl vom Schiiten-Bündnis Haschd al Schaabi aus, den „Volksmobilisierungseinheiten“. Die Miliz gründete sich 2014. Großajatollah Ali al Sistani hatte dazu aufgerufen, den Irak gegen die sunnitischen Terroristen des „Islamischen Staats“ zu verteidigen. Die Abwehrverbände wurden nach militärischen Kriterien organisiert und ausgebildet – von Teherans Revolutionsgarden.

In den folgenden Jahren bekämpften die „Volksmobilisierungseinheiten“ erfolgreich den IS. Vor allem im Häuserkampf erwiesen sich die schiitischen Schwadronen als schlagkräftig. Doch nach übereinstimmenden Berichten gingen sie mit großer Brutalität und Grausamkeit vor. Menschenrechtler werfen ihnen vor, immer wieder unschuldige Sunniten gefoltert, ermordet und vertrieben zu haben.

Milizen fühlen sich Teheran verpflichtet

Dennoch integrierte die irakische Führung die vermutlich bis zu 100.000 Mitglieder der Haschd al Schaabi 2016 in die regulären Streitkräfte. Nur: Experten sind sich sicher, dass die „Volksmobilisierungseinheiten“ weitgehend autonom agieren und sich Bagdads Vorgaben nicht verpflichtet fühlen. Viele der schiitischen Milizionäre haben Irans Revolutionsführer und De-Facto-Herrscher Ajatollah Ali Chamenei vor langer Zeit die Treue geschworen.

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