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Im Konflikt zwischen China und Japan um das ostchinesische Meer geht es um Inseln, Seegebiete und Einfluss.

© dpa

Kommentar in Parteizeitung: China sieht den Dritten Weltkrieg kommen

In einer Parteizeitung kündigt ein chinesischer Professor den nächsten Weltkrieg an. Doch China wolle damit nur von den Konflikten an den eigenen Grenzen ablenken, sagen Experten.

Es ist ein beunruhigender Kommentar, der im chinesischen Parteiorgan der "Volkszeitung" am Dienstag gedruckt wurde: "Der Ausbruch eines Weltkrieges ist nicht unmöglich", schreibt Professor Han Xudong von der Nationalen Verteidigungsuniversität der Volksbefreiungsarmee. Was in der "Volkszeitung" erscheint, hat nicht nur in China Gewicht und gilt als guter Indikator, was die Parteiführung in Peking gerade als relevant einstuft. Denkt Peking also an den Dritten Weltkrieg?

Der chinesische Militärstratege Xudong bezieht sich in seinem Kommentar explizit auf den Konflikt in der Ukraine. Dort könne es bald zu einer bewaffneten Auseinandersetzung zwischen den USA und Russland kommen. Dann sei es nicht mehr weit bis andere Länder und Großmächte, also auch China, in einen dritten Weltkrieg involviert werden , schreibt Xudong weiter.

Ein Ablenkungsmanöver

"China möchte damit nur vom Konflikt mit Japan ablenken", sagt Michael Paul von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Der sicherheitspolitische Experte sieht im Kommentar des Militärprofessors ein propagandistisches Instrument von eigenen Problemen abzulenken. Denn der Gebietskonflikt im süd- und im ostchinesischen Meer, bei dem China und Japan um Seegebiete, Inseln und damit geostrategischen Einfluss streiten sei aus chinesischer Sicht viel relevanter. Viel bedrohlicher als der Konflikt im Osten der Ukraine allemal.

"Eigentlich müsste China das westliche Engagement in der Ukraine begrüßen", sagt Paul. Denn Russland helfe ukrainischen Separatisten, was China mit Blick auf abtrünnige Regionen im eigenen Land beunruhigen sollte. Doch das gemeinsame "Feindbild des Westens" lasse Moskau und Peking zusammenrücken. Mit dem Kommentar zum Dritten Weltkrieg verschwinde für die Parteiführung der Konflikt mit Japan für eine kurze Zeit, zumindest aus dem offiziellen, öffentlichen Diskurs. Obwohl mehr Chinesen und Japaner der Konflikt im süd- und ostchinesischen Meer umtreibt, als das, was in Donezk und Umgebung gerade passiere.

Zu dieser Einschätzung passt eine aktuelle, repräsentative Studie zum chinesisch-japanischen Konflikt. Demnach glauben rund 53 Prozent der Chinesen, dass es in den nächsten Jahren zu einem Krieg mit Japan kommen werde (mit dpa)

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