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Flussbett bei Dresden: Der Klimawandel ist eine Herausforderung.

© picture alliance / Arno Burgi/dp

Klimawandel: Wer soll handeln, wenn nicht wir?

Hitze und Dürre, so könnte die Zukunft aussehen, wenn nichts geschieht. "Weiter so" ist keine Alternative. Ein Kommentar.

Hitze und Dürre der vergangenen Monate haben die Menschen aufgeweckt: So könnte die Zukunft aussehen, wenn die Weltgemeinschaft es nicht schafft, die Wirtschaft klimafreundlich umzubauen. Hitze und Dürre sind Verbündete derjenigen, die seit Jahren gebetsmühlenartig vor dem Klimawandel warnten – und kaum Gehör fanden. Hitze und Dürre zeigen: Es muss etwas geschehen. Die Politik muss handeln. Jetzt. Damit es nicht zum Schlimmsten kommt.

Denn zurzeit ist die Menschheit auf dem Weg in eine Welt, die noch dreimal mehr Erwärmung ertragen muss, als es seit Beginn der industriellen Revolution gab. Drei Grad mehr statt einem Grad mehr. So viel wird es sein, wenn alle Nationen ihre Zusagen erfüllen, die sie im Klimavertrag von Paris gegeben haben. Um die dort vereinbarten 1,5 bis zwei Grad maximale Erderwärmung zu schaffen, haben alle versprochen, nachzubessern – auch Deutschland.

Historische Verantwortung

Zwar ist die Bundesrepublik heute für nur noch gut zwei Prozent aller Emissionen weltweit verantwortlich. Historisch aber trägt das reiche Deutschland einen schweren Rucksack an Klimaverantwortung. Auch die Pro-Kopf-Emissionen sind hoch. Und die Welt schaut auf uns, das hört man bei jeder Klimakonferenz. Wenn nicht mal Deutschland mit seinen guten Ingenieuren und der starken Umweltbewegung die Energiewende schafft, wer dann?

Die gute Nachricht ist: Die technischen Lösungen sind alle da. Erneuerbare Energien können nahezu klimaneutral den Strom erzeugen, den die Wirtschaft braucht. Auch für Gebäude, Landwirtschaft und Verkehr haben Legionen von Experten detaillierte Konzepte erarbeitet. Sie liegen in der Schublade, Politik und Wirtschaft müssen sie nur umsetzen.

Fahrrad statt SUV

Das Problem liegt woanders. Mit einer sinnvollen Klimapolitik wären Einschnitte in den westlichen, konsumorientierten Lebensstil verbunden. Nur noch zweimal die Woche Fleisch essen statt jeden Tag. Fahrrad fahren statt SUV. Weniger Flugreisen machen. Doch Verhalten zu ändern ist das Schwierigste. Deshalb stößt der Vorschlag, Inlandsflüge zu verbieten und ein Lebenskontingent fürs Fliegen zu setzen, in ein Wespennest. Warum heute verzichten, wenn es erst künftigen Generationen zugutekommt?

Deshalb müsste die Politik jetzt die richtigen Rahmenbedingungen setzen. Zum Beispiel eine Mehrwertsteuer auf Flüge innerhalb der EU und auf internationale Flüge erheben. Sie sind auch deshalb so billig, weil bisher gar keine Steuern anfallen. Oder die versprochene Steuerförderung für die energetische Sanierung von Gebäuden in den Bundeshaushalt einstellen. Anders rechnet sich das schlecht bei den billigen fossilen Energien. Und möglichst schnell aus der Kohleverstromung aussteigen. Das ist der einfachste Weg zu dem Ziel, viele Gigatonnen CO2 zu sparen.

Ökonomische Gratwanderung

Natürlich ist der Umbau ökonomisch eine Gratwanderung, das soll nicht verschwiegen werden. Die Wertschöpfung der Autoindustrie etwa ist ein wichtiger Faktor für die Staatseinnahmen und damit auch für den sozialen Frieden im Land. Doch nach Hitze und Dürre könnte eine kritische Masse erreicht sein, die sagt: „Wir gehen mit auf diesem Weg.“ Weder die Angstlust am Weltuntergang noch ein „Weiter so“ sind eine Alternative. Als Lohn winkt das gute Gefühl, mit etwas Vernunft dafür gesorgt zu haben, dass das Leben auf diesem Planeten lebenswert bleibt.

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