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Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble erhält von Henry A. Kissinger den Henry A. Kissinger Preis, den die American Academy in Berlin verleiht.

© dpa

Kissinger-Preis: Vom Erfolg der Großzügigkeit

Elisabeth Binder über die Verleihung des Henry-Kissinger-Preises an Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble in der American Academy in Berlin.

Die Sonne steht noch hoch über dem Wannsee, da füllt sich der Garten der American Academy am Dienstagabend rasch mit den Spitzen der Berliner Gesellschaft. Schon bevor Henry Kissinger den nach ihm benannten Preis Finanzminister Wolfgang Schäuble überreicht, wollen sie Gespräche in freier Luft genießen.

Als Laudator ist der frühere US-Finanzminister Lawrence Summers gekommen, der sich als großer Bewunderer von Schäubles Charakter bezeichnet. Zur Sprache kommen in den Reden an diesem Abend viele Tugenden, die man sich wünscht von einem führenden Politiker: Geradlinigkeit, Aufrichtigkeit, Offenheit, Beharrungsvermögen, Sinn für nachhaltige Lösungen. Natürlich spielen die Verdienste um die transatlantischen Beziehungen eine Rolle. Auch angesichts der Herausforderungen in seinem eigenen Land stimme ihn Schäubles positiver Geist optimistisch, sagt Summers:. „Sein Lebenswerk ist ein Zeugnis für die Stärke, die darin liegt, Gemeinschaft zu pflegen.“

Für ihn sei keine Reise nach Deutschland vollständig, ohne einen Besuch bei Wolfgang Schäuble, erzählt der 94-jährige Henry Kissinger. Schäuble sei ein Politiker, der immer Hoffnung gebe, dass ein Weg gefunden werden kann. „Für mich ist es eine Ehre, dass in dieser Zeremonie mein Name mit dem von Wolfgang Schäuble verbunden wird.“

Zeremonie der Dankbarkeit

Der Geehrte überrascht die Gäste mit einer für einen Finanzminister sehr menschlichen, entspannten Dankesansprache, in der die Züge seiner von den Vorrednern gepriesenen Weisheit deutlich durchschimmern. Ohne Großzügigkeit gebe es keinen Erfolg, sagt er. „Der beste Deal für das eigene Land kommt immer dann zustande, wenn auch die anderen davon profitieren.“ Am Ende erheben sich die Gäste, darunter der langjährige israelische Botschafter Shimon Stein, die Unternehmer Arend Oetker und Heinz Dürr, der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen und der ehemalige US-Botschafter John Kornblum, zu einer stehenden Ovation.

Beim anschließenden Empfang auf der Terrasse mit Blick auf das Abendrot überm Wannsee kommt dann „die Ironie des Schicksals“ zur Sprache, die den Preisträger von 2011 wie einen unsichtbaren Gast präsent sein ließ. Schon in seiner Begrüßungsansprache hatte der Präsident der American Academy, Michael Steinberg, an den gerade verstorbenen Helmut Kohl erinnert. Kissinger hatte sichtlich bewegt seine Rede verlängert, um über den Weggefährten zu sprechen, den er in den letzten Jahren noch häufig gesprochen hat. Seine Bewunderung für Kohls Visionen, für dessen Verdienste um die Wiedervereinigung mit der für ihn typischen Methode, Teil des persönlichen Lebens seiner Verhandlungspartner zu werden, musste er einfach zu Gehör bringen.

Auch Summers hatte an die Rede Schäubles zum Hauptstadtbeschluss erinnert, ohne die es keinen Regierungsumzug nach Berlin gegeben hätte. An eine derart entscheidende Rede im US-Kongress könne er sich nicht erinnern. Alle Anwesenden wissen, dass man ohne diese Rede nie an diesem Ort und in diesem Kreis hätte zusammenkommen können. Wohl auch deshalb liegt über der Zeremonie eine spürbare Dankbarkeit.

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