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Papst Franziskus (r) zelebriert die Ostermesse im Petersdom.

© Filippo Monteforte/POOL AFP/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Kirchenoberhaupt wirkt bedrückt: Papst Franziskus feiert zweites Osterfest im Corona-Lockdown

Für den Papst wird es zunehmend schwerer, besondere Akzente zu setzen, die Hoffnung spenden. Dennoch macht er der Welt Mut auf einen Neubeginn.

Am Ende der Osterfeiern im Petersdom richtet der Papst vor dem blumengeschmückten Kathedra-Altar einige Dankesworte an die Helfer. Es sei alles „würdig und schön“ abgelaufen. Doch sein bedrückter Gesichtsausdruck verrät: Frohe Ostern sind es nicht. Franziskus verbringt die Festtage wie im ersten Corona-Jahr im Seuchenschutz-Modus.

Bei fast jeder Zeremonie muss das Kirchenoberhaupt mit einigen Dutzend maskierten Geistlichen und Ordensfrauen vorliebnehmen. Die Pilgerscharen, die sonst zu Jesu Auferstehung auf den Petersplatz strömen, sie fehlen erneut. Und das, obwohl der Vatikan in Sachen Corona ein vorbildliches Krisenmanagement betrieben hat. Der Papst und fast alle Bediensteten sind dank eines wohlkoordinierten Impfprogramms längst immunisiert. Wäre also mehr Mut angebracht?

So einfach ist das nicht. Wegen nach wie vor hoher Infektionszahlen hat die italienische Regierung wie zu Ostern 2020 allerhand Restriktionen und Ausgangssperren verhängt. Auch Rom ist zur „roten Zone“ erklärt worden. Der Vatikan zeigt sich solidarisch, trägt die Regeln weitgehend mit. Sämtliche Liturgien zum höchsten Fest der Christenheit sind zurechtgestutzt und coronagerecht angepasst. Die rund 1,3 Milliarden Katholiken weltweit müssen ihr Oberhaupt im Fernsehen oder per Internet-Livestream verfolgen.

Dabei sind nach einem Jahr des liturgischen Ausnahmezustands Abnutzungserscheinungen erkennbar. Als er am 27. März 2020 auf dem leeren Petersplatz einsam um ein Ende der Pandemie betete, bewegten diese Bilder Millionen. Doch eine solch historische Geste lässt sich nicht wiederholen.

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Immer wieder sieht man Franziskus in diesen Tagen mit gesenktem Haupt und müdem Blick. Die Krise ist auch an ihm nicht spurlos vorübergegangen. Dem Menschenfischer fehlt der unmittelbare Kontakt zu den einfachen Gläubigen. Nur für einen unbeschwerten Augenblick ist er in seinem Element. Am Abend des Karfreitag, bei der Kreuzweg-Andacht auf dem abgesperrten Petersplatz, ignoriert eine Kindergruppe das Abstandsgebot. Der 84-Jährige schreckt nicht zurück. Im Gegenteil: Er freut sich, schüttelt Hände, tätschelt Köpfe.

Vielleicht sind es Momente wie diese, die ihn zur hoffnungsvollen Predigt der Osternacht inspiriert haben. „Es ist immer möglich, neu anzufangen“, so seine Worte von der Vigilfeier am Samstagabend. Mit Gottes Hilfe könne „aus dem Scherbenhaufen unserer Menschheitsgeschichte“ ein Kunstwerk geschaffen werden. Dies dürfe man trotz der „dunklen Monaten der Pandemie“ niemals vergessen.

Papst: Mit Mentalität des Krieges muss endlich Schluss sein

Die Botschaft zum Ostersonntag nutzt der Papst, um den Blick der Weltöffentlichkeit auf die „Skandale unserer Zeit“ zu lenken. „Die Pandemie ist immer noch in vollem Gange; die soziale und wirtschaftliche Krise ist sehr schwer, besonders für die Ärmsten“, sagt er in der vatikanischen Basilika. „Trotzdem - und das ist skandalös - nehmen die bewaffneten Konflikte kein Ende und werden die militärischen Arsenale verstärkt.“ Mit dieser „Mentalität des Krieges“ müsse endlich Schluss sein.

Nur 200 Personen sind zu der Zeremonie zugelassen, aber 170 TV-Sender übertragen den Appell in alle Welt. Franziskus fährt fort, erbittet Trost und Unterstützung für alle, die weiterhin unter den Folgen der Pandemie leiden. Die internationale Gemeinschaft müsse Verzögerungen bei der Impfstoffversorgung überwinden, eine solidarische Verteilung gerade in ärmeren Ländern sicherstellen, fordert er. Dann erteilt der Nachfolger Petri der Stadt Rom und dem Erdkreis den traditionellen Segen „Urbi et orbi“. So Gott will, kann er das im nächsten Jahr wieder tun - dann hoffentlich vor Zehntausenden jubelnden Gläubigen. (KNA)

Alexander Pitz

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