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Virologe Christian Drosten (Archivbild vom 9. März 2020)

© Imago/photothek/Janine Schmitz

Keine umfassenden Schulschließungen empfohlen: Drosten ärgert sich noch immer über Etikett des „Kinderquälers“

Zu Beginn der Pandemie wurden Schulen dicht gemacht, weil Virologe Drosten das angeblich empfohlen habe. Der ist noch heute sauer auf die Verantwortlichen.

Den Virologen Christian Drosten wurmt es noch immer, für die Schulschließungen während der ersten Welle der Corona-Pandemie verantwortlich gemacht zu werden. Er habe damals nur lokale Schließungen einzelner Schulen befürwortet, sagte Drosten der Wochenzeitung „Die Zeit“, die am Donnerstag erscheint. „Und das hätte in der ersten Welle wahrscheinlich auch gereicht.“

Er habe das den verantwortlichen Ministerpräsidenten auch so gesagt, sagte Drosten weiter. „Aber am nächsten Morgen kamen die Nachrichten, dass ein Bundesland nach dem anderen die Schulen schließt. Das muss die Diskussionsdynamik dieser Ministerpräsidentenkonferenz gewesen sein, nachdem wir den Raum verlassen hatten.“

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Die Gründe dafür sind dem Virologen von der Berliner Charité bis heute ein Rätsel. „Wer das vorangetrieben hat, weiß ich nicht. Ich war nicht dabei. Ich kann nur deutlich sagen: Das war ein rein politischer Beschluss, das ist nicht von der Wissenschaft so empfohlen worden“, sagte er.

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Drosten: „Hoffe, dass man nicht wieder Schulen schließt“

Ihn ärgere das, so Drosten, weil ihm diese Entscheidung trotzdem bis heute anhänge: „Herr Drosten ist verantwortlich für das Schließen der Schulen. Drosten, der Kinderquäler. Keiner der beteiligten Politiker hat das je richtiggestellt.“

„In jedem Fall hoffe ich, dass man nicht wieder Schulen schließt“, sagte Drosten zur aktuellen Entwicklung der Pandemie.

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Drosten, der in der Pandemie unter anderem mit einem Podcast und zahlreichen Medienauftritten zu einem der gefragtesten Experten wurde, empfindet die Popularität auch als eine Belastung. „Viele Leute erkennen mich mittlerweile beim Einkaufen oder auf der Straße, und das ist – vorsichtig formuliert – nicht immer eine entspannte Situation“, sagte er.

[Lesen Sie hier bei T+: Interview mit dem Seuchenhistoriker Malte Thießen - „Schon 1914 gab es Impfgegner-Vereine“]

„Ich erlebe zum Teil richtigen Hass. Erst kürzlich, hier in Berlin. Ich gehe an einer Passantengruppe vorbei. Da ruft mir jemand 'Nürnberg 2.0' hinterher. Ich habe mich nicht umgedreht“, so der Virologe. Ungeachtet solcher Vorfälle, glaube er, „dass es einen Nutzen hatte, sich an die Öffentlichkeit zu wenden.“

Dafür, dass widersprüchliche Aussagen von Experten zu Verwirrung in der Bevölkerung beitrugen, machte Drosten auch einzelne Medien mitverantwortlich. „Sie haben den Wissenschaftlern vorgeworfen, mal sagen sie das, mal sagen sie etwas anderes. Dass zwischen den Aussagen vier Monate lagen und es in der Zwischenzeit neue wissenschaftliche Erkenntnisse gab, haben sie dabei verschwiegen“, sagte Drosten. (Tsp)

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