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Armin Laschet, Unionskanzlerkandidat und Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen

© dpa/Michael Kappeler

Kanzlerkandidat in Bedrängnis: Laschet muss endlich zeigen, wofür er an die Macht will

Den Kandidaten stützen und schützen – das ist das Gebot der Stunde für die Union. Aber vor allem muss Laschet Kampfgeist zeigen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Und jetzt verwahren sie sich dagegen, die CDU-Granden, dass an ihrer Auswahl gezweifelt wird? Wolfgang Schäuble jedenfalls tut das. Er verteidigt Armin Laschet als Kanzlerkandidaten gegen die Sturmfluten der Kritik, will, dass sich alle Unionisten um ihn scharen. Das ist vielleicht ein bisschen spät, weil es ja doch auch – wie gerade der christdemokratische Nestor weiß – einen Trend geben kann, und wehe, der ist negativ und verfestigt sich. Was bei Laschet zumindest knapp davor ist.

Aber immerhin, Schäuble äußert sich. Das kann man von Volker Bouffier, dem andere Granden, dem Hessen, der Laschet im Bruderkampf gegen CSU-Chef Markus Söder gestützt hat, nicht behaupten. Stützen und schützen allerdings ist das Gebot der Stunde – und zwar für die kommenden vier Wochen. Sonst wird’s bitter für CDU und CSU. So gesehen kommt Schäuble dann doch womöglich gerade noch rechtzeitig.

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Es ist, wie Annegret Kramp-Karrenbauer, die im Nachhinein vorschnell abgesägte CDU-Vorsitzende, in der Unionsfraktion gesagt hat: Der Trend lässt sich drehen, gewissermaßen bis zur letzten Minuten vor Schließung der Wahllokale. Nur schon das jüngste Beispiel, Sachsen-Anhalt, zeugt davon. Darum sollen jetzt alle kämpfen, sagte AKK.

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Will einer da widersprechen? Nein. Auch Schäuble spricht davon, jetzt müsse gekämpft werden. Aber wie? Und wofür?

Das mit Abstand beste Angebot sieht der amtierende Bundestagspräsident bei seiner Partei, seinem Kandidaten. Nur bekommt das „draußen im Lande“, wie weiland CDU-Rekordkanzler Helmut Kohl immer sagte, niemand mit. Weil es auch nichts gibt, das so richtig hängen bleibt. Wofür will Laschet noch mal die Macht?

Und dann: In Sachsen-Anhalt war der CDU-Spitzenkandidat, Reiner Haseloff, ein Zugpferd. Vom Kandidaten im Bund kann man das nicht behaupten.

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Laschet muss seinem Vornamen gerecht werden

Also, wie geht da kämpfen? Indem der Versuch, sich inhaltlich durch den Wahlkampf zu schleichen, beendet wird. Ja, Laschet belebt alte Feindbilder neu; aber das ist doch eher eine gefühlte Sache. Es fehlte noch, dass er die „Rote-Socken-Kampagne“ von ehedem unter Kohl gegen ein „Linksbündnis“ wiederlebt. Da war auch Laschet noch jung. Und widersprach Kohl.

Heute gerät er durch Rückgriffe auf die Vergangenheit selbst in Widerspruch zu den Zeitläuften. Man könnte sagen: Will er als Abziehbild von Kohl gewinnen, fällt er aus der Zeit.

Stattdessen muss Armin Laschet seinem historisch geprägten Vornamen gerecht werden und – kämpfen. Wie? Vier Wochen, zwei Themen, das ist die Formel. Was ihm wichtig ist, wofür er als Kanzler stehen und notfalls fallen, sprich: verlieren, würde, das muss sichtbar werden. Endlich.

Die wichtigsten Tagesspiegel-Artikel zur Bundestagswahl 2021:

Laschet muss für alle verständlich machen, wie er den Klimawandel stoppen will, ohne den Industriestandort Deutschland preiszugeben. Er könnte sogar versuchen, einen neuen Generationenvertrag vorzulegen: zwischen den klimabesorgten Jungen und den von Verlustängsten geplagten Älteren. Vielleicht wissen die Wahlkämpfer ja dann, wofür und für wen zu kämpfen sich lohnt.

Solidität und Leidenschaft – mit beidem zusammen kann der bedrängte Kandidat Solidarität schaffen. Zunächst einmal in den eigenen Reihen. Das wirkt dann schon nach außen.

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Laschet ist ausgewählt worden, weil er das bevölkerungsrichte, industriestärkste Bundesland, eine der 20 größten Volkswirtschaften der Welt, mit knappster Mehrheit ordentlich regiert. Es kann doch nicht sein, dass er als der Spitzenkandidat in die Geschichte der Union eingehen will, der sie in den Untergang geführt hat, weil er sie partout nicht anführte.

Verbindlich unverbindlich ist etwas, das nur Angela Merkel kann. Ihre Zeit ist vorbei. Armin Laschet weiß das nur zu gut. Aber er sollte diese Erkenntnis – ja, sagen wir: dann mal zu erkennen geben. Sonst kommt seine Zeit im Bund nicht mehr. Und endet in NRW. 

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