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Beim CSU-Parteitag demonstrierten Unions-Kanzlerkandidat Laschet und CSU-Chef Söder Geschlossenheit.

© Christof STACHE/AFP

Kanzlerkandidat beim CSU-Parteitag: Armin Laschet besteht die christsoziale Prüfung

Für Armin Laschet war der Auftritt beim CSU-Parteitag eine ganz besondere Prüfung. Mit dem Ergebnis kann er zufrieden sein. Ein Kommentar.

Von Robert Birnbaum

Gelegentlich ist die Basis klüger als ihr Chef. Die gut 700 Delegierten des CSU-Parteitags haben dem Kanzlerkandidaten Armin Laschet in einer Weise ihre Solidarität ausgedrückt, wie das Markus Söder nie über sich gebracht hat.

Laschet hat in Nürnberg eine solide Rede gehalten. Er hat geschickt an den Stolz der CSU appelliert und auf die Unterschiede zu einer rot-grün geführten Regierung abgehoben, ohne zu sehr in die ortsüblich derben Sprüche zu verfallen. Das hätte ihm vielleicht mehr Zwischenbeifall beschert. Aber der Aachener ist kein Volkstribun und wirkt schnell aufgesetzt, wenn er es versucht zu sein.

Der Applaus, mit dem der Kandidat schon empfangen wurde und erst recht die gut zehn Minuten Beifall, die er für seinen Auftritt bekam, waren trotzdem nicht nur pflichtgemäß.

Die CSU-Basis hat signalisiert: Wir haben verstanden, dass wir nur gemeinsam vielleicht doch noch siegen können - oder gemeinsam verlieren werden.

Darin steckt eine klare Mahnung an Söder. Wenn sein zwischendurch leicht verkniffenes Mienenspiel nicht täuschte, hat der CSU-Chef das auch erkannt.

Schon sein für bayerische Verhältnisse mäßiges Wahlergebnis am Vortag war ja kein Beleg der überschäumenden Begeisterung für den „Kanzlerkandidaten der Herzen“.

Natürlich glauben auch in der CSU viele, dass mit Söder an der Spitze vieles besser stünde im Wahlkampf der Union. Aber nur wenige sind davon überzeugt, dass es hilft, der verflossenen Chance nachzuhängen und dem Spitzenkandidaten dauernd in die Hacken zu treten.

In Bayern wissen sie außerdem: Der Umfrage-Niedergang der CSU begann vor der Entscheidung in der K-Frage. Auf Söder trifft der bekannte Spruch vom Propheten eher umgekehrt zu. Er gilt im eigenen Land nicht mehr ganz so viel wie neuerdings außerhalb.

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Deshalb kann man sich auch alle Spekulationen sparen, ob hinter Söders Destruktivstil womöglich mehr steckt als sein politisches Credo "Markus first". Zum Beispiel ein superraffiniertes Kalkül in der Art: Soll der Armin gerne scheitern, die nächste Bayern-Wahl in zwei Jahren gewinnt sich leichter gegen eine rot-grün dominierte Bundesregierung - und in vier Jahren bin ich dann dran.

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Das Gegenteil stimmt.

Ohne den Einfluß in Berlin droht die CSU zur Regionalpartei abzusinken. Von der absehbaren Krise eines Wahlverlierers CDU abkoppeln könnte sie sich auch nicht. Wer das geglaubt haben sollte, wird gerade eines Schlechteren belehrt: Die Werte der CSU folgen - übrigens schon zu Angela Merkels Zeiten - im Guten wie im Schlechten immer den CDU-Werten nach.

Und dass eine neue Koalition im Bund nach vier Jahren sturmreif und die neuen Partner einander müde wären, mag auch glauben wer will.

Die CSU ist ist genauso auf einen Kanzler Armin Laschet angewiesen wie die CDU. Söders Basis hat's kapiert.

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