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Donald Trump, ehemaliger Präsident der USA, gestikuliert, als er den Trump Tower verlässt.

© Julia Nikhinson/AP/dpa

Update

Kandidiert er oder nicht?: Den Ärger mit dem FBI nutzt Trump einfach zu seinem Vorteil

Wieder einmal dreht sich bei den Republikanern alles um den Ex-Präsidenten. Der jetzige Ärger mit dem FBI könnte Trump sogar nutzen. Eine Analyse.

Plötzlich ist Wahlkampf, ausgetragen mit voller Härte. Alle Zeitpläne sind Makulatur. Am Dienstagabend lud Donald Trump zwölf enge Vertraute zum Dinner in seine Golfclub-Residenz in Bedminster, New Jersey. Es gab nur ein Thema – die Razzia am Tag zuvor im Anwesen des Ex-Präsidenten in Mar-a-Lago, Florida.

Die Empörung über die Aktion war da schon längst in Wut umgeschlagen. Von einer „Atombombe“, die das Justizministerium geworfen habe, war die Rede. Von einem Vorgang, wie er nur aus „marxistischen Diktaturen in der Dritten Welt“ bekannt sei. Von einem „politisch motivierten Manöver“.

Die spektakuläre Hausdurchsuchung bei Trump hat die Republikaner zusammengeschweißt, kein Zweifel. Ein Verdammungszitat reiht sich ans andere. Senatoren, von denen es heißt, sie hätten selbst Ambitionen auf eine Präsidentschaftskandidatur, stimmen in den Chor der Zornigen ebenso ein wie Mike Pence, der frühere Vizepräsident, der seit dem Sturm aufs Kapitol auf Distanz zu Trump gegangen war.

Profitiert Trump am Ende vom „pity voting“?

Einhellig fällt auch die Vorhersage aus, dass Trump nun erst recht seine Kandidatur ums Präsidentenamt erklären werde. Aus einer 99-prozentigen Wahrscheinlichkeit sei eine hundertprozentige geworden. Eher früher als später solle er das tun, rieten seine Vertrauten bei dem Abendessen in Bedminster. Trump sei „angefeuert und bereit“, sagte ein Teilnehmer, nicht das Ob stehe in Frage, sondern das Wann.

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Im Englischen gibt es den Begriff des „pity voting“. Wenn der Wähler den Eindruck hat, ein Politiker werde unfair behandelt, kann sich Mitleid in Solidarität, Schulterschluss und Stimmabgabe verwandeln. Den Boden dafür hatte Trump schon unmittelbar nach der Razzia in Mar-a-Lago bereitet.

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Er sieht sich ohnehin von starken Mächten verfolgt und diffamiert, von einem „Deep State“, der „Lügenpresse“, der „Elite“. Nun sind Staatsanwaltschaft, Justizministerium und Bundespolizei hinzugekommen.

Auf Trumps Anschuldigungen kann Biden kaum etwas entgegen

„Wir sind nicht besser als ein Drittweltland, eine Bananenrepublik“, schrieb Trump in dem von ihm gegründeten sozialen Netzwerk „Truth Social“ und schimpfte über einen „koordinierten Angriff“. Seinem Rivalen Joe Biden wirft er vor, von der Aktion gewusst und diese orchestriert zu haben.

Die wüsten Vorhaltungenen gedeihen auch deshalb so gut, weil die Attackierten sich kaum wehren können. Biden verneint, in irgendeiner Weise involviert gewesen zu sein. Er respektiere die Unabhängigkeit der Justiz, ließ er seine Sprecherin mitteilen.

Das Justizministerium schweigt zu den Hintergründen ebenso wie die Bundespolizei FBI. Es wird auf „laufende Ermittlungen“ verwiesen, über die nichts an die Öffentlichkeit dringen dürfe, bekannt wurde lediglich, dass eine „große Gruppe“ von FBI-Agenten an der Durchsuchung beteiligt gewesen war. Vorerst lässt sich den Schmähungen der Republikaner folglich wenig entgegensetzen.

Eine Hausdurchsuchung wie in Mar-a-Lago kann nur ein unabhängiger Richter veranlassen, der von strafrechtlich relevanten Faktoren überzeugt ist. Dennoch findet sich in der überhitzten politischen Stimmung kein einziger Republikaner, der öffentlich seine Besorgnis ausdrückt, dass eine Straftat Trumps bewiesen werden könnte.

Der Druck wächst

Angeblich geht es um Dokumente, die der Ex-Präsident widerrechtlich nach seiner Amtszeit aus dem Weißen Haus mitgenommen haben soll. Ein Teil davon soll von Bedeutung für die nationale Sicherheit sein.

Für Aufklärung könnte nicht zuletzt Trump selbst sorgen, indem er den Inhalt des Durchsuchungsbeschlusses veröffentlicht. Doch das tut er nicht, und wird wissen, warum.

Derweil wächst der Druck auf ihn weiter. Am Dienstag entschied ein Berufungsgericht, dass Trump seine Steuerunterlagen einem Ausschuss des Repräsentantenhauses zur Verfügung stellen muss.

Bislang weigerte er sich, Einzelheiten seines Vermögens und Aktivitäten seines Familienunternehmens offenzulegen. Die Razzia und die Reaktionen der Republikaner belegen erneut: Um Trump dreht sich alles in seiner Partei. Krawall und Drama stacheln ihn an.

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