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Ampulle des Johnson & Johnson Covid-19-Impfstoffes

© imago images/Eibner Europa

Kampf gegen Corona-Variante: Wie die verschiedenen Impfstoffe gegen Delta schützen – ein Überblick

Das Virus Sars-Cov-2 ändert sich. Die hoch ansteckende Delta-Variante breitet sich in Europa aus. Was bedeutet das für Geimpfte?

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Bisher gibt es in Deutschland vier verschiedene Präparate, die zur Impfung gegen Sars-Cov-2 zur Verfügung stehen. Sie unterscheiden sich zwar darin, ob sie ein- oder zweimal gegeben werden müssen, und in den empfohlenen Zeitabständen, die zwischen den Impfungen liegen sollten. Doch in den überwiegenden Fällen verhindern sie alle eine Infektion mit dem Virus und eine schwere Covid-Erkrankung.

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Das gilt auch für die neu aufgetretene Delta-Variante, die das Virus leichter übertragbar macht: „Die in der EU zugelassenen Impfstoffe bieten bei vollständiger Immunisierung nach bisherigen Erkenntnissen auch dagegen einen guten bis sehr guten Schutz“, heißt es vom Paul-Ehrlich-Institut.

Konkrete Zahlen gibt es bislang nur zu den Impfstoffen von Biontech, Astrazeneca und Moderna: Bei ihnen scheint der Schutz vor einer Infektion mit der Delta-Variante zwar leicht verringert. Doch selbst im Fall einer Infektion mit der Variante bieten beide Impfstoffe einen unvermindert hohen Schutz vor einer Erkrankung.

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Wirksamkeit der Impfstoffe gegen Delta im Überblick:

  • Astrazeneca: 67-prozentiger Schutz vor Erkrankung bei doppelter Impfung, weniger bis keine Wirksamkeit gegen Infektionen bei nur einer Impfung
  • Biontech/Pfizer: Zwei Wochen nach der zweiten Dosis bis zu 88 Prozent wirksam gegen Erkrankung nach einer Delta-Infektion, bei nur einer Impfung wahrscheinlich um 36 Prozent
  • Moderna: Laut erster Studienergebnisse ist der Schutz vor Erkrankung nach Infektion mit der ursprünglichen Variante von über 90 Prozent bei Infektionen mit Delta nur geringfügig eingeschränkt
  • Johnson & Johnson: Wirksamkeit von etwa 65 Prozent gegen Erkrankungen nach Infektion mit dem ursprünglichen Coronavirus, gegen Delta wahrscheinlich weniger

Impfintervalle könnten verkürzt werden

Der Schlüssel liegt jedoch in der Vollständigkeit der Immunisierung: Wer nur eine einzelne Dosis von Astrazeneca, Biontech oder Moderna erhalten hat, trägt ein höheres Risiko, mit der Delta-Variante infiziert zu werden und zu erkranken.

Vor diesem Hintergrund gibt es Überlegungen, das Intervall zwischen Erst- und Zweitimpfung zu verkürzen. Noch vor wenigen Monaten wurde dieser Zeitraum höchstmöglich ausgereizt, um mit den damals noch relativ wenig verfügbaren Impfdosen viele Menschen erstimpfen zu können.

Mittlerweile sind mehr Impfdosen verfügbar und die Impfabstände können theoretisch verkürzt werden. Auf diese Weise könnten mehr Menschen schneller den vollständigen Impfschutz erhalten, und damit besser vor der ansteckenderen Delta-Variante geschützt werden. Die Ständige Impfkommission (Stiko) prüft derzeit eine Empfehlung zur Verkürzung der Impfabstände.

Besonders nötig scheint das beim britisch-schwedischen Impfstoff Astrazeneca. Er bietet mit einer einzelnen Dosis nur begrenzt Schutz vor einer Infektion durch die Delta-Variante. Das französische Institut Pasteur erklärte, dass eine einzelne Astrazeneca-Dosis „wenig bis gar keine Wirksamkeit“ gegen die Delta-Variante habe. Nach der zweiten Impfung hingegen bietet Astrazeneca einen etwa 60-prozentigen Schutz.

Moderna und Pfizer/Biontech gegen Delta

Nach Angaben des US-Herstellers Moderna regt sein Impfstoff eine gute Immunantwort gegen Delta an. Labor-Untersuchungen mit Blut von Geimpften hätten den Effekt zudem bei mehreren anderen Varianten gezeigt, teilte das Unternehmen am Dienstag in Cambridge mit.

Es habe bei Delta nur eine „geringfügige Reduktion der neutralisierenden Titer“ gegeben. Die Untersuchungen basierten auf Blutproben von acht Teilnehmern, entnommen eine Woche nach der zweiten Impf-Dosis. Die Ergebnisse sind noch nicht von anderen Wissenschaftlern geprüft worden. Eine nachweisbare Immunantwort bei einem Geimpften ist nicht zwingend gleichbedeutend mit einem tatsächlichen Schutz vor einer Infektion.

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Vor rund zwei Wochen war bereits eine Studie veröffentlicht worden, der zufolge auch der Impfstoff des deutschen Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer vor der Delta-Variante schützt. Vorherige Studien und Datenerfassungen hatten ähnliche Ergebnisse erbracht. Beide Hersteller arbeiten derzeit auch an Booster-Dosen, die noch zielgerichteter an die Varianten angepasst sein sollen.

Studien zu Johnson & Johnson laufen

Bei Johnson & Johnson ist die Lage derweil unklarer. Unter anderem Baden-Württemberg setzt auf den Impfstoff, um in Kreisen mit hoher Delta-Verbreitung Menschen schneller zu impfen. 30.000 Dosen will das Bundesland für diesen Zweck extra verteilen.

Unabhängig von der Delta-Variante liefert der Impfstoff von Johnson & Johnson in allen Altersgruppen eine Wirksamkeit von etwa 65 Prozent gegen eine Infektion mit dem ursprünglichen Coronavirus. Einen besonders schweren Verlauf und eine notwendige Krankenhauseinweisung soll laut Studien durch die Einmal-Impfung mit dem amerikanischen Vakzin um 100 Prozent reduziert werden.

Wie stark und ob der Impfstoff gegen Delta wirkt, ist jedoch offen. Studien dazu laufen noch und die Ergebnisse könnten erst im September kommen.

Dennoch rät die US-Virologin Angela Rasmussen via Twitter zu schnellerem Handeln. Es gebe gegenwärtig keinen Spielraum, auf Daten zu warten, schrieb sie. Sie selbst habe Johnson & Johnson erhalten und sich später für einen sogenannten mRNA-Booster mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer entschieden. Auch den amerikanischen Gesundheitsbehörden rät sie zu dieser Vorgehensweise.

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Eine dritte Impfung wird wahrscheinlicher

Charité-Virologe Christian Drosten hält eine Verkürzung der Impfabstände allerdings nicht für sinnvoll. Ein derartige Verkürzung hätte auch Nachteile, argumentiert er: Bei einer Impfung mit dem Astrazeneca-Präparat etwa bildet sich der Impfschutz stärker aus, je mehr Zeit zwischen den Impfungen liegt. Bei vier Wochen Abstand verringert sich das Risiko einer Infektion um 55 Prozent, nach zwölf Wochen sind es dagegen 80 Prozent. Eine Verkürzung des Intervalls würde also auf Kosten des Impfschutzes geschehen.

Darüber hinaus gibt es bereits Überlegungen, ein drittes Mal gegen das Virus zu impfen – insbesondere jene Menschen, die bei einer Erkrankung mit Covid-19 besonders gefährdet wären.

Generell ist unklar, ob eine solche Impfung zum Auffrischen des Immunschutzes überhaupt nötig sein wird. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass unter Umständen eine spätere, zusätzliche Impfstoffgabe durchaus sinnvoll sein kann.

Studie untersucht Immunreaktion

Demnach könnte bei Menschen, denen bereits zweimal der Impfstoff von Astrazeneca verabreicht wurde, die Immunreaktion nach einer dritten Impfung deutlich ansteigen. Das zeigt eine bisher noch nicht begutachtete Studie, die von der Universität Oxford gemeinsam mit dem Impfstoffhersteller Astrazeneca durchgeführt wurde.

Darin wurde unter anderem die Menge der Antikörper erfasst, die sich bei 90 Probanden nach einer dritten Impfung bildete. Sie stieg deutlich im Vergleich zur Menge, die vier Wochen nach der Zweitimpfung vorlag.

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Die Probanden waren zwischen 18 und 55 Jahren alt. Damit zählten sie grundsätzlich nicht zu der Altersgruppe, die vor allem durch schwere Verläufe von Covid-19 betroffen ist. Bei älteren Menschen dagegen arbeitet das Immunsystem schlechter. Um auch bei ihnen gegen die Delta-Variante den Schutz aufrecht zu erhalten, könnte eine Auffrischung absolut sinnvoll sein, heißt es vom Paul-Ehrlich-Institut.

Strittig, ob Kinder geimpft werden sollen

Derweil gehen die Meinungen darüber auseinander, ob auch Kinder geimpft werden sollten. Auch für sie ist die Delta-Variante ansteckender. Grundsätzlich müssen dabei jedoch zwei Aspekte gegeneinander abgewogen werden: Einerseits erkranken Kinder bei einer Infektion mit Sars-Cov-2 seltener und weniger schwer.

[Mehr zum Thema: Umstrittene Grundlagenforschung - „Jede Art von RNA in der Zelle hat das Potenzial, bis ins Erbgut zu kommen“ (T+)]

Würden bei ihnen schwere Nebenwirkungen auftreten, brächte eine Impfung für sie mehr Nachteile als Vorteile. So argumentiert etwa die Stiko und hält eine grundsätzliche Impfempfehlung für Kinder bislang nicht für sinnvoll.
Auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte teilt diese Meinung. Karl Lauterbach, Gesundheitsexperte der SPD, meint dagegen, dass die Delta-Variante für Kinder durchaus gefährlicher ist als alle bisherigen Virusvarianten. Daher sollten ihm zufolge auch Kinder geimpft werden.

Studien darüber, wie gut die bisher verfügbaren Präparate von Kindern vertragen werden, laufen derzeit. In Deutschland gibt es bereits eine Impfempfehlung für Kinder ab zwölf Jahren, wenn sie Vorerkrankungen haben. Auch ohne Vorerkrankungen können Jugendliche eine Impfung erhalten, wenn sie zuvor ärztlich aufgeklärt wurden.

Bis die endgültigen Erkenntnisse zur Impfung von Kindern vorliegen, ist es vor allem nötig, dass die Menschen um sie herum geimpft werden: Eltern, Großeltern und Lehrkräfte zum Beispiel.

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