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Friedrich Merz kam beim eher konservativen CDU-Jungvolk einen Tick besser an als die beiden Herausforderer.

© Michael Kappeler/Pool via REUTERS

Junge Union und die CDU-Cheffrage: Zustimmung für Merz, die keine ist

Magere Beteiligung und davon auch noch fast die Hälfte der Stimmen für die Modernisierer Röttgen und Laschet. Was zeigt: Auch die JU ist ratlos. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Robert Birnbaum

Wenn es nach Friedrich Merz, der Demoskopie und der Jungen Union ginge, könnte sich die CDU ihr Vorsitzkandidatenrennen schenken. Der Vizepräsident des Wirtschaftsrats liegt in den Umfragen bei der CDU-Basis vorn, jetzt hat ihn auch die CDU-Jugend in einer Mitgliederbefragung zum Favoriten gekürt. Armin Laschet landet auf dem dritten Platz, selbst der Außenseiter Norbert Röttgen ist der Jungen Union näher als der Ministerpräsident des größten Bundeslands.

Wäre es nach Friedrich Merz, den Umfragen und der Jungen Union gegangen, hätte sich die CDU allerdings vor zwei Jahren ihr Rennen genauso gut schenken können. Bekanntlich kam es anders. Es lohnt sich also, über die Gründe nachzudenken. Merz’ Fans hielten sein Scheitern damals für einen Irrtum, schlechter Tagesform des Kandidaten geschuldet. Aber diese Erzählung, so tröstlich sie für das Ego des Unterlegenen war, stimmte nie wirklich. So emotionsgesteuert sind Delegierte nicht, dass eine einzige Rede sie in Massen umstimmen könnte.

Die Mehrheit entschied sich, wenn auch knapp, bewusst gegen den Mann, der sich der Partei als leibhaftigen Bruch mit der Ära Angela Merkel empfahl. Schaut man sich daraufhin das jetzige unverbindliche Votum der Jungen Union genauer an, gibt es eine ziemlich ähnliche Stimmung wieder. Denn: Ja, Merz hat eine knappe absolute Mehrheit. Doch selbst bei der eher konservativ getönten Parteijugend bekamen die beiden Modernisierer die andere Hälfte der Stimmen – wobei insgesamt nur 20 Prozent der JU-Mitglieder abgestimmt hatten.

Diese magere Beteiligung an dem Online-Voting in einer Generation, die sonst für jedes digitale Spiel zu haben ist, ist das eigentlich interessante Ergebnis. Sie spiegelt die Ratlosigkeit in der ganzen Partei wieder. Keiner der drei Bewerber weckt Begeisterung außerhalb eines kleinen Kerns von Hardcore-Fans. Viele Christdemokraten wären froh, wenn ein weißer Ritter erschiene.

Doch wie die Dinge stehen, kommt keiner. Der Parteitag im Januar, so er denn stattfindet, wird nur pragmatisch abwägen können. Will die CDU mit Merz in einen polarisierenden Wahlkampf ziehen oder mit Laschet in einen eher umarmenden? Wer wird der Hauptgegner, wer kann den besser neutralisieren? Und vielleicht die wichtigste Frage: Wer hält die letzte große Volkspartei so in der Balance, dass sie es bleibt?

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