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Das Jugendwort des Jahres stammt aus der Sprache der sozialen Netzwerke.

© Stephan Jansen, dpa

Jugendwort 2017: I bims statt tinderjährig

Der Langenscheidt-Verlag hat das Jugendwort des Jahres 2017 gekürt. Demnach sagen die Jugendlichen: "I bims" und meinen damit "ich bin's".

Wer diesen Satz versteht, ist vielleicht "tinderjährig", will eventuell noch mit seiner oder ihrer "Squad" ausgehen oder freut sich auf ein ruhiges "Napflixen". Für alle anderen: "Tinderjährig" heißt, dass man alt genug ist, die Dating-App Tinder zu nutzen, eine "Squad" ist ein Ausdruck für eine Gruppe enger Freunde und "napflixen" ist eine Kombination aus dem englischen Wort "nap", was soviel wie Nickerchen heißt, und dem Online-Streaming Dienst Netflix. Man ist folglich dann am "Napflixen", wenn man sich zum Einschlafen etwas auf Netflix anschaut. Diese drei Worte standen unter anderem zur Wahl für das Jugendwort des Jahres. Doch geworden ist es ein anderes: "I bims", was soviel heißt wie "Ich bin's".

Seit zehn Jahren kürt eine Jury des Langenscheidt-Verlags das sogenannte Jugendwort des Jahres. Über eine Online-Abstimmung kann für seinen Favoriten aus 30 eingereichten Vorschlägen stimmen. Da die Abstimmung aber nicht bindend ist, kann der Sieger abweichen, so auch dieses Jahr. Wäre es nach der Online-Abstimmung gegangen, hätte "geht fit" das Rennen gemacht. "Geht fit" ist Jugendsprache für: "Geht klar" oder "ist okay". Der Jury aus Bloggern und Youtubern war dieses Wort allerdings zu regional und langweilig .

Wie "I bims" entstanden ist

„I bims“ entstand, wie so vieles im Internet, aus der kreativen Langeweile eines jungen Mannes aus Amberg – als jugendlich kann man ihn jedoch nicht bezeichnen, er war bereits über 30 Jahre alt, als er „I bims“ entstehen ließ. Oder zumindest für die virale Verbreitung der sonderlichen Abkürzung sorgte. Ihm fiel auf, wie oft sich in geteilten Bildern mit Sprüchen auf Facebook und auch Instagram Rechtschreibfehler schlichen. Der Amberger beschloss, dies zu parodieren und begann, selbst Sprüche auf Bilder zu basteln. Er stellte diese auf die Facebookseite "Nachdenkliche Sprüche mit Bildern" und fütterte seine Sätze mit vielen absurden Rechtschreibfehlern und Abkürzungen, um die Originale ins Lächerliche zu ziehen.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass das aus Überspitzung entstandene "I bims" manche im Netz mittlerweile noch mehr nervt als die klassischen Postkartensprüche auf kitschigem Hintergrund.

Jugendsprache ist einer ständigen Veränderung unterworfen und schnelllebig. Was heute noch cool ist - oder „fly“(Jugendwort 2016) -, kann morgen schon wieder „unfly“ (Auswahl 2017) sein. Als Auswahlkriterien des Jugendworts werden Kreativität, Originalität, Häufigkeit der Benutzung des Wortes und „gesellschaftliche und kulturelle Ereignisse“ angegeben.

Entwarnung: kein Verfall der deutschen Sprache

Auch die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin betonten, wie vielfältig die Jugendsprache sei. So seltsam „I bims“ auch erscheint, es ist kein Grund, sich über das Sprachniveau der Jugendlichen Gedanken zu machen. Viele der vorgeschlagenen Worte sind mit viel Wortwitz gepaart, orientieren sich am Englischen oder überzeichnen einen Trend so stark, dass das aus Satire entstandene Wort in den festen Sprachgebrauch übergeht. Wie es bei „I bims“ auch geschehen ist. Sprachforscher Peter Eisenberg verwies nochmal gesondert auf die Sprache des Internets, wo die Jugendsprache ja hauptsächlich geprägt wird. Dank des Computers sei „der Prozentsatz der Analphabeten unter den jungen Leuten geringer“, sagte er. Dadurch, „dass die Jugend mehr schreibt und liest, wird dem Analphabetismus das Wasser abgegraben.“ Somit ist „I bims“ am Ende doch nicht die schlechteste Wahl. (mit dpa)

Friederike Sandow

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