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Ist Horst "Rücktritt vom Rücktritt" eigentlich noch politikfähig?

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Josef Joffe: Was macht die Welt?: An Seehofer zweifeln und Trump Bücher vorlesen

Was macht die Welt? Vier Fragen an "Zeit"-Herausgeber Josef Joffe.

Alle reden vom Asylkompromiss. Welche Halbwertszeit räumt ihm WmdW ein?

WmdW bleibt bei seiner CSU-Theorie: Die Partei dreht durch, dann aber bei, weil es nicht in ihrem Interesse ist, Merkel zu stürzen und/oder den Bund mit den Nord-Christen zu brechen. Jedenfalls nicht, um so der AfD Wähler abzujagen. Die hat gerade mal 0,4 Punkte im Vergleich zum Juni verloren. Dagegen ist Bayernchef Markus Söder in der Wählergunst heftig abgerutscht (minus 14). Bei Horst „Rücktritt vom Rücktritt“ Seehofer muss man fragen, ob er mit seinem Hass auf Merkel noch politikfähig ist. Die Geschichte wird es der CSU nicht verzeihen, wenn sie wegen monatlich 3000 Asylbewerbern, die schon anderswo registriert worden sind, die Regierung sprengt.

Die Nato kommt zusammen. Wie wehrhaft ist sie gegen Trumps Nationalismus?

Napoleon pflegte den lieben Gott zu bitten, ihn nur noch gegen Koalitionen kämpfen zu lassen, weil die sich einfach auseinander dividieren ließen. Der Euro-Nato mit ihrer Million Soldaten fehlt nicht die Kampfkraft, sondern die Führungsmacht. Das nutzt Kaiser Donald gnadenlos aus, zumal mit der Putin-Option in der Hinterhand. Die zwei Prozent vom BIP fürs Militär, die Trump fordert, sind nicht der wirkliche Kern der Sache. Im eigenen Interesse sollten sich die Europäer sputen, ihre Ostwärts- Mobilität zu verbessern. Es fehlen Brücken, Straßen und Schienen, die auch der Zivilwirtschaft dienen. Es kann Putin nicht beeindrucken, wenn Nato-Truppen an jeder Grenze den Pass vorzeigen müssen.

Jürgen Habermas sagt in der Diskussion um Grenzen, dass sich in den Gesellschaften längst mehr europäische Solidarität herausgebildet habe als in ihren Eliten. Was folgt daraus?

Richtig ist nur, dass 72-plus Prozent der Jungen die EU-Mitgliedschaft befürworten. Solche Zahlen belegen freilich nicht, dass sie von Brüssel aus regiert werden wollen. Wer dem gemeinen Volk aufs Maul schaut, wird Gegenläufiges entdecken. Europa bleibt ein Eliteprojekt, siehe britische Brexit-Mehrheit und den Aufstieg der national-populistischen Parteien. Quer durch Europa reckt sich das Nationale. Jetzt gilt es, den Bestand wie „Schengenland“ zu sichern, statt die „immer engere Union“ zu predigen.

Ein letztes Wort zum Freihandel...

Ein letztes? Der Handelskrieg hat gerade erst begonnen, und wenn der eskalierende Wahn der Strafzölle nicht gestoppt wird, ist es vorbei mit dem märchenhaften Wachstum seit Kriegsende. Wer liest Trump eines der vielen Bücher über den Ursprung und Verlauf der Weltwirtschaftskrise seit 1930 vor? Damals jagte der US-Kongress die Zölle für 20 000 Produkte hoch.

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