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Im Zentrum der Macht und auch der Kritik. John Kelly hat den Ärger des Präsidenten auf sich gezogen.

© Mandel Ngan/ AFP

John Kelly in der Kritik: Trumps Stabschef muss wieder um Job bangen

Er hat einen Mitarbeiter gedeckt, obwohl er von dessen häuslicher Gewalt gewusst haben soll. Damit gefährdet Trumps Stabschef John Kelly seinen Job.

Von Til Knipper

Das ist ungefähr so wie die Ex-Freundin anzurufen, um sich bei ihr über die Partnerin zu beschweren, wegen der man sie einst verlassen hatte. Aber im Weißen Haus von Donald Trump wundert man sich ja über fast gar nichts mehr, also auch nicht darüber, dass der Präsident ausgerechnet Reince Priebus, den von ihm nach sechs Monaten gefeuerten Stabschef, angerufen haben soll, um sich über dessen Nachfolger John Kelly zu beschweren. Das hat zumindest die „New York Times“ berichtet und in Washington begannen daraufhin sofort die Diskussionen, wie lange Kelly sich noch im Amt halten wird.

Der ehemalige Vier-Sterne-General Kelly steht unter Druck, weil er seinen Mitarbeiter Rob Porter öffentlich auch dann noch als „Mann von wahrer Integrität“ und „Freund und Vertrauten“ bezeichnet hat, obwohl er seit Monaten davon gewusst haben soll, dass Porters zwei Ex-Frauen ihn der häuslichen Gewalt beschuldigten. Porter trat am Mittwoch schließlich zurück, als Fotos einer der beiden Frauen mit einem blauen Auge auftauchten, das er ihr zugefügt haben soll.

Frage nach potenziellem Nachfolger

Dabei hatte Trump Kelly im vergangenen Sommer als neuen Stabschef geholt, um das Chaos im Weißen Haus zu beenden. Das gelang dem 67-Jährigen auch zunächst ganz gut, indem er mit dafür sorgte, dass der umstrittene Trump-Berater Steve Bannon seinen Job verlor und er den Zugang zum Präsidenten besser kontrollierte, womit er zumindest die internen Streitereien der verschieden Fraktionen innerhalb der Trump-Administration auf ein Minimum reduzierte.

Öffentlich hält der Präsident vorerst zu ihm. Die Frage ist nur: Wie lange noch? Kelly droht auch deswegen beim Präsidenten in Ungnade zu fallen, weil er kürzlich in einem seiner seltenen Interviews sagte, dass Trump während des Wahlkampfes beim Thema Einwanderung „schlecht informiert“ gewesen sei. Solche Form der Kritik schätzt der extrem eitle Mann im Oval Office bekanntlich überhaupt nicht.

Nach Informationen der „New York Times“ soll Trump schon nach möglichem Ersatz suchen und seine Berater gefragt haben, ob sie Mick Mulvaney den Job als Stabschef zutrauen. Das Problem ist nur, dass Mulvaney bereits zwei wichtige Positionen besetzt. Er ist Direktor des Amtes für Verwaltung und Haushaltswesen und Interimschef der CFPB, der US-Verbraucherschutzbehörde für den Finanzsektor.

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