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Joe Biden wendet sich an die Nation: „Wir müssen die Seele Amerikas wiederherstellen“

Joe Biden und Kamala Harris wenden sich nach dem Wahlerfolg erstmals an die Amerikaner. Und erklären, was sie von Tag eins anders machen wollen.

Von Anna Sauerbrey


Es war ein neuer Joe Biden, der am Samstagabend auf die Bühne auf dem Parkplatz eines Konferenzzentrums in seinem Heimatort Wilmington in Delaware trat, um sich zum ersten Mal als President-elect, als gewählter Präsident, an die Amerikanerinnen und Amerikaner zu wenden.

Am Vorabend hat Biden schon einmal hier gestanden, als Kandidat. Sein Team hatte offenbar schon für den Freitagabend damit gerechnet, dass CNN Biden zum Sieger erklären würde, aber die Auszählung ging nicht schnell genug voran. Biden trat am Freitag dennoch auf, wirkte müde und verhaspelte sich.

Biden und Harris wirken energisch und kämpferisch

Nichts davon war am Samstag mehr zu sehen. Auf die Bühne traten ein energischer, kämpferischer, überschäumender Biden – und eine energische, kämpferische, überschäumende Kamala Harris.

„Jetzt beginnt die richtige Arbeit, die harte Arbeit, die gute Arbeit“, rief Harris. Beide schafften es, unbändige Freude und Tatkraft zu vermitteln. Das erste Thema, sagte Biden, das man angehen werde, sei der Kampf gegen Covid-19. Gleich am Montag würden er und Harris eine Arbeitsgruppe berufen, um Coronamaßnahmen zu erarbeiten, „die auf dem Fundament der Wissenschaft stehen“.

Sehen Sie hier die Rede von Joe Biden:

Biden spricht in Delaware zu den Amerikanern.
Biden spricht in Delaware zu den Amerikanern.

© Tasos Katopodis/Getty Images/AFP

Rechtschaffenheit, Wissenschaft, Gerechtigkeit und Hoffnung rief Biden als Prinzipien seiner Präsidentschaft aus. Das zentrale Thema von Bidens Rede aber war die nationale Einheit, das Versprechen, Amerika wieder zusammenzuführen.

Schon während des Wahlkampfes war das stets ein wichtiger inhaltlicher Block in seinen Reden gewesen, er wiederholte teilweise Formulierungen, die er so oder ähnlich schon öfter ausgesprochen hatte.

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Er wolle die „diverseste Koalition in der Geschichte der Vereinigten Staaten bilden“, sagte Biden. „Es gibt keine roten Staaten und blauen Staaten – es gibt nur die Vereinigten Staaten.“ Und: „Wir müssen uns wieder gegenseitig zuhören, uns sehen.“

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Biden fuhr fort: „Ich bin ein stolzer Demokrat, aber ein amerikanischer Präsident.“ Und: „Wir müssen die Seele Amerikas wiederherstellen.“

All das sind Versatzstücke, aber er wiederholte sie in derart empathischer Weise, dass man das Gefühl hatte, sie noch nie vorher gehört zu haben.

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Kamala Harris, die zuerst sprach, vermittelte eine ähnliche Botschaft, sprach aber besonders Frauen und Amerikanerinnen und Amerikaner aus Familien mit Einwanderungsgeschichte an.

Sie denke heute an ihre Mutter, Shamala Harris, eine indoamerikanische Onkologin, und an all die anderen Frauen, besonders Afroamerikanerinnen, die für Freiheit und Gleichheit gekämpft hatten. „Sie sind das Rückgrat dieser Gesellschaft. Ich stehe auf ihren Schultern.“

Sehen Sie hier die Rede von Kamala Harris:

Joe und Jill Biden mit Kamala Harris und ihrem Partner Doug Emhoff nach den Reden des gewählten Präsidenten der Vereinigten Staaten und seiner zukünftigen Vizepräsidentin in Wilmington, Delaware.
Joe und Jill Biden mit Kamala Harris und ihrem Partner Doug Emhoff nach den Reden des gewählten Präsidenten der Vereinigten Staaten und seiner zukünftigen Vizepräsidentin in Wilmington, Delaware.

© AFP

Gleichzeitig ermutigte Harris die nächste Generation Frauen: „Ich bin vielleicht die erste Frau in diesem Amt“, sagte sie.

„Aber ich werde nicht die letzte sein. Jedes kleine Mädchen, das heute Abend zuschaut, kann sehen, dass dies ein Land der Chancen ist. Und ich sage euch: Seht euch selbst in einer Art und Weise, in der euch andere noch nicht sehen – vielleicht, weil sie es nicht gewohnt sind, euch so zu sehen. Und seid vergewissert: Wir werden euch auf jedem Schritt eures Weges unterstützen.“

Beide, Biden und Harris, sprachen lange über ihre Familien und bedankten sich. Beide Familien kamen nach dem Ende der Rede auf die Bühne: Jill Biden sowie Joe Bidens Sohn Hunter und seine Tochter Ashley mit seinen Enkelkindern und auf Harris' Seite Douglas Emhoff mit seinen erwachsenen Kindern, Kamala Harris' Stiefkindern sowie weitere Verwandte.

Donald Trump kommentierte die Rede zunächst nicht. Er erfuhr von Bidens Sieg auf einem Golfplatz und kehrte daraufhin am Nachmittag ins Weiße Haus zurück. Gegen Mitternacht twitterte er die Zahl der Stimmen, die er auf sich vereinen konnte: 71 Millionen, „the most ever for a sitting president“. Danach blieb sein Twitter-Account stumm.

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