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I want you: Donald Trump muss Wähler zurückgewinnen, um Präsident zu bleiben.

© Andrew Harnik/AP/dpa

Jetzt beginnt der US-Republikaner-Parteitag: Trumps größter Trumpf? – Trump natürlich!

Nur mit treuesten Anhängern kann der US-Präsident nicht gewinnen. Zaubert er daher zum Parteitag eine Corona-Überraschung aus dem Hut? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Juliane Schäuble

Vier weitere Jahre Donald Trump. Das wollen die US-Republikaner, die sich ab diesem Montag treffen, um den Präsidenten offiziell zu ihrem Kandidaten zu küren. Und das will Donald Trump, der davor warnt, dass ansonsten Chaos über Amerika hereinbreche. Wie sie das erreichen wollen, angesichts von Umfragewerten, die für den Amtsinhaber alles andere als schmeichelhaft sind?

Ganz einfach: mit noch mehr Trump. Darum wird er an jedem der vier Abende sprechen, zur Primetime um 22Uhr Ortszeit – und zum großen Finale am Donnerstag aus dem Weißen Haus.

Wie viel davon live sein wird und wie viel vorher aufgezeichnet, ist noch unklar. Die Parteistrategen mussten in den letzten Wochen und Monaten immer wieder neu planen – die Corona-Pandemie macht selbst vor Trumps Wünschen nicht halt. Klar ist aber, dass Trump die Chance nutzen muss, die Stimmung zu drehen, will er am 3. November wiedergewählt werden.

Was will er mit vier weiteren Jahren?

Dazu muss er die Frage beantworten, was er in weiteren vier Jahren eigentlich erreichen will. Er muss jene Wähler zurückgewinnen, die sich von ihm abgewendet haben, alleine mit seinen treuesten Anhängern kann er nicht gewinnen.

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Vor allem aber muss er dem Eindruck entgegenwirken, dass sein Umgang mit Corona ein totales Desaster ist – bei mehr als 175.000 Toten und einer Arbeitslosenquote von über zehn Prozent kein einfaches Unterfangen.

2016 gewann er, weil er viele Amerikaner, die sich von Washington vergessen fühlten, davon überzeugen konnte, dass er ihnen zuhöre und als Präsident für sie kämpfen werde. Dieses Kunststück muss ihm nun ein zweites Mal gelingen, er muss ihnen einreden, dass die Zukunft rosig aussieht – wenn er denn wiedergewählt wird.

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Die Aufgabe ist nicht leichter geworden, seit die Demokraten sich für Joe Biden als seinen Herausforderer entschieden haben. Den moderaten ehemaligen Vizepräsidenten, den seine Partei vergangene Woche offiziell nominiert hat, halten selbst manche Republikaner für einen akzeptablen Kandidaten.

Trump warnt vor Biden und der „radikalen Linken“

Trump versucht daher, Biden als Spielball der „radikalen Linken“ in seiner Partei darzustellen. Und sich selbst als den Schutzwall, der „zwischen dem amerikanischen Traum und völliger Anarchie, Wahnsinn und Chaos“ stehe.

Die Demokraten wollten Amerika schwächen und „Sozialismus“ einführen, er dagegen wolle das Land wieder „großartig“ machen. Von dieser Rhetorik wird in den kommenden Tagen viel zu hören sein.

Das Motto des Parteitags lautet: „Honoring the Great American Story“. Trump verspricht, dass es dem Land bald besser gehen wird als jemals zuvor – wenn erst die Pandemie vorüber sei, die seine Erfolgsgeschichte kurzzeitig unterbrochen habe.

Dass seine Regierung das Virus angeblich unter Kontrolle hat, wird ebenfalls eine Botschaft des Parteitags sein. Manche halten es sogar für nicht ausgeschlossen, dass der Ex-Reality-TV-Star dabei eine gewaltige Überraschung aus dem Hut zaubern könnte: zum Beispiel die Entdeckung eines Impfstoffs.

Die GOP ist zur Trump-Partei geworden

Die entscheidende Frage wird sein, für wie glaubwürdig die Wähler den Präsidenten halten. Dass seine eigene Schwester ihn in gerade veröffentlichten Tonbandaufzeichnungen als „Lügner“, „prinzipienlos“ und „grausam“ bezeichnet, ist nicht hilfreich. Im Gegenzug wird nun ein Großteil der Familie als Motivationsredner beim Parteitag auftreten und diesem Störfeuer ein Bild der Geschlossenheit entgegenzusetzen versuchen.

Weitgehend geschlossen stehen auch die Republikaner hinter ihrem Präsidenten – trotz einiger prominenter Abweichler. Die „Grand Old Party“ ist längst zu einer Trump-Partei geworden, und das wird sie aller Voraussicht nach auch erst einmal bleiben. Die Begeisterung der Basis für ihn ist zu groß.

So schwer verständlich das auch vielen scheint: Die Wahl Trumps ist Ergebnis einer Stimmung im Land, nicht ihre Ursache. Die Ursachen sind indes nicht verschwunden. Darum sind – allen Umfragen zum Trotz – vier weitere Jahre noch nicht ausgeschlossen.

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