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Der iranische Tanker "Fortune" ist unbehelligt in Venezuela vor Anker gegangen.

© AFP

Iran liefert dem Ölstaat Venezuela Benzin: Maduros Triumph

Eine absurde Szenerie. Der erste Tanker aus Iran bringt dem Ölstaat Venezuela Benzin. Eine Provokation für Washington.

Niederlagen in einen Triumph zu verwandeln ist eine Spezialität von Venezuelas Machthaber Nicolás Maduro. Am Montag hatte er dazu wieder Gelegenheit. Da kam der erste von fünf iranischen Öltankern in der Nähe von Puerto Cabello an, martialisch eskortiert von russischen Kampfflugzeugen der venezolanischen Luftwaffe.

Sowohl auf Iran als auch auf Venezuela lastet ein US-Embargo. Erst vor einigen Wochen hatte die US-Regierung Kampfschiffe in die Karibik entsandt, um unter dem Vorwand der Bekämpfung des Drogenhandels eine Seeblockade um Venezuela aufzubauen.

Doch trotz harscher Warnungen aus Washington und kriegerischer Entgegnungen der Venezolaner und Iraner konnten die Tanker ihren Weg unbehelligt zurücklegen. „Die USA haben eine Eskalation vermieden, denn eine Blockade hätte nur die Lage der Bevölkerung verschlechtert, ohne eine politische Lösung zu bringen“, glaubt der Meinungsforscher Luis Vicente León.

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Im Hafen der Raffinerie von Palito entlud die „Fortune“ am Montag Benzin und Chemikalien, die wegen des Embargos nicht mehr nach Venezuela eingeführt werden dürfen. „Das Ende des Ramadan bringt uns die Ankunft der Fortune“, schrieb Maduro in einem Tweet.

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„In Zeiten, in denen das Imperium uns gewaltsam seine Macht aufzwingen will, rettet uns die Brüderlichkeit der freien Völker.“ Vier weitere Tanker sind unterwegs. Sie bringen insgesamt 1,5 Millionen Barrel Treibstoff. Bis vor einigen Jahren förderte Venezuela an einem Tag noch fast das Doppelte.

Neun Tonnen Gold

Bezahlt wurden der Treibstoff sowie die iranische Hilfe bei der Reparatur und Erneuerung venezolanischer Raffinerien laut Bloomberg mit neun Tonnen Gold. Die Barren, sagen Fachleute, könnten in Dubai bequem in Dollarnoten umgetauscht werden, die für die Bezahlung schiitischer Milizen im Libanon und Syrien benötigt würden.

Das Benzin reicht, Experten zufolge, nicht einmal für drei Wochen. Unklar ist, wie viel davon überhaupt bei den Tankstellen landet und wie viel auf dem Schwarzmarkt, der nach Worten des oppositionellen Abgeordneten und Energieexperten Elías Matta von der Nationalgarde kontrolliert wird.

Die Benzinknappheit ist seit einigen Wochen das neueste Alltagsdrama der Venezolaner, neben Covid-19, Stromausfällen, Wasserknappheit und Medikamenten- und Lebensmittelmangel. Vor Supermärkten, Wasser- und Tankstellen bilden sich Schlangen mit bis zu einem Tag Wartezeit.

Erbärmliche Bilanz

Ärzte kommen nicht zur Arbeit, die Ernte der Landwirte verrottet auf den Feldern. Benzin, bis vor Kurzem noch fast gratis, ist nun ein Luxusgut. Auf dem Schwarzmarkt kostet ein Liter mehr als 2,75 Euro. Der Mindestlohn beträgt weniger als umgerechnet fünf Euro im Monat. Alles zusammengenommen eine erbärmliche Bilanz nach 22 Jahren Sozialismus.

Doch Maduro deutet dies um in ein Narrativ vom heroischen Widerstand gegen das Imperium. Unfreiwillig Hilfe dabei leisten die US-Sanktionen genauso wie die zerstrittene Opposition. Gerade erst flog ein Putschplan auf, den US-Söldner realisieren sollten und in den die Opposition zumindest anfänglich verstrickt war.

Die Ankunft der iranischen Tanker sorgt in Washington für Verstimmung. „Der größte Dieb der Welt (Maduro) hat sich mit dem weltweit führenden Sponsor von Terror zusammengetan“, kommentierte US-Außenminister Mike Pompeo. Die USA drängen auf den Rücktritt Maduros.

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