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Israels Regierungschef gehört zu den erklärten Gegnern des Mullah-Regimes.

© Ronen Zvulun/Reuters

Iran-Konflikt: Warum Netanjahu sich zurückhält

Israels Premier gilt in Sachen Iran als Scharfmacher. Doch in der Konfrontation zwischen Teheran und Washington ist er eher schweigsam. Was steckt dahinter?

Wenn es um den Iran geht, steht Benjamin Netanjahu in der Regel an vorderster Front. Sanktionen? Können nicht scharf genug sein. Atomabkommen? Taugt nichts. Härtere Strafmaßnahmen? Auf jeden Fall. In den vergangenen Jahren war Israels Premier stets daran interessiert, vor den Mullahs zu warnen und gegen Teheran Stimmung zu machen.

Doch nun, da durch die Konfrontation zwischen den USA und der Islamischen Republik die Lage im Nahen Osten so angespannt wie lange nicht mehr ist, hält sich Netanjahu mit Äußerungen auffallend zurück. Kein Wort zu möglichen Militärschlägen, kein demonstrativer Schulterschluss mit Donald Trump, keine Kriegstreiberei. Nur Sätze wie: Die iranische Aggression muss gestoppt werden.

Trump agiert im Sinne der israelischen Regierung

Nach gezieltem Eskalieren klingt das nicht. Aus Netanjahus Sicht dürfte dies auch kaum nötig sein – Trump agiert ganz im Sinne der israelischen Regierung. Es gibt also keinen Grund, sich an die Spitze der Anti-Iran-Allianz zu stellen. Die verbündete Supermacht steht da ja schon. Und sollte der Ernstfall eintreten, dann wäre Amerikas militärische Schlagkraft ohnehin von entscheidender Bedeutung. Doch es gibt noch weitere Gründe für Netanjahus Zurückhaltung.

Dazu gehört die Furcht vor einem bewaffneten Mehrfrontenkonflikt. Sollte es nämlich tatsächlich zu einem Krieg in der Region kommen, könnte der Erzfeind Iran seine willigen Stellvertreter umgehend in Marsch setzen, um Israel gleich von drei Seiten zu attackieren.

Die Hisbolla-Miliz zählt zu den schlagkräftigsten Armee des Nahen Ostens.
Die Hisbolla-Miliz zählt zu den schlagkräftigsten Armee des Nahen Ostens.

© Louai Beshara/AFP

Die Schlagkraft der Hisbollah

Die größte Bedrohung geht dabei nach Ansicht der Militärstrategen in Tel Aviv und Jerusalem von der libanesischen Hisbollah aus. Die Schiitenmiliz wird seit Jahren von Teheran hochgerüstet und zählt zu den schlagkräftigsten Armeen der Region. Sie soll Experten zufolge über mehr als 120.000 Raketen verfügen – viele mit großer Reichweite, sodass für sie Ziele wie Tel Aviv erreichbar wären.

Selbst eine so gute Flugabwehr wie die Israels könnte niemals alle Geschosse abfangen. Viele Zivilisten könnten bei einem Angriff ums Leben kommen. Die Hisbollah und der Libanon müssten wiederum mit einem weitreichenden israelischen Militärschlag rechnen.

Teherans Verbündete in Gaza

Dann gibt es Gaza. Dort herrschen mit den militanten Islamisten der Hamas erklärte Feinde Israels. Und dort haben die Terrorristen des Islamischen Dschihads ihr Operationsgebiet. Gerade Letztere würden jederzeit in Teherans Auftrag die „Zionisten“ bekämpfen.

An der Grenze zu Syrien gibt es immer wieder Zwischenfälle. Dieses Foto soll ein Geschoss zeigen, dass von Syrien aus Richtung Israel abgefeuert worden sein soll und im Süden des Libanon einschlug.
An der Grenze zu Syrien gibt es immer wieder Zwischenfälle. Dieses Foto soll ein Geschoss zeigen, dass von Syrien aus Richtung Israel abgefeuert worden sein soll und im Süden des Libanon einschlug.

© Ali Dia/AFP

Ungemach droht Israel wohl noch an einer weiteren Front. Seit Langem führen Israel und der Iran in Syrien einen Schattenkrieg. Teheran nutzt seinen Einfluss auf Machthaber Baschar al Assad, um sich in dem Land – und damit an der Grenze zum jüdischen Staat – festzusetzen. Über Syrien versorgt der Iran die Hisbollah mit Waffen und baut eigene Stützpunkte auf. Israel fliegt deshalb immer wieder Angriffe im Nachbarland.

Das alles hält Netanjahu aber nicht davon ab, weiter Front gegen Teheran zu machen. Kommende Woche werden sich auf seine Initiative hin die Sicherheitsberater der USA, Russlands und Israels treffen, um Themen „der regionalen Sicherheit“ zu erörtern. Mit anderen Worten: Es geht um den Iran.

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