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Irakkrieg: Iraker feiern Abzug von US-Truppen aus Städten

Die US-Soldaten ziehen sich in die Kasernen zurück und haben damit einen Freudentaumel bei vielen Irakern ausgelöst. In Bagdad feierten Tausende mit einem Feuerwerk.

Mehr als sechs Jahre nach ihrem Einmarsch ziehen sich die US-Kampftruppen aus den Städten und Dörfern im Irak zurück. Am Montagabend verließen sie auch zahlreiche Stellungen in der Hauptstadt Bagdad sowie den nördlichen Städten Mossul, Samarra und Tikrit. Die noch rund 134.000 im Irak stationierten amerikanischen Soldaten konzentrieren sich damit auf ihre Stützpunkte außerhalb der Ortschaften.

Gemäß einem Abkommen zwischen dem Irak und den USA müssen die US-Kampftruppen die irakischen Städte und Dörfer bis zu diesem Dienstag verlassen haben. Die Sicherheit soll in den Städten künftig allein von den Einheiten der irakischen Polizei und Armee gewährleistet werden. Ihnen stehen außerdem noch Bürgerwehren zur Seite, die von den Amerikanern mit Hilfe von Stammesführern gegründet worden waren.

Einige wenige Soldaten werden auch über den Juni hinaus in städtischen Zentren bleiben, um die irakischen Truppen auszubilden und zu beraten. Darunter befinden sich Spezialkräfte und Einheiten zur Steuerung von Aufklärungsflugzeugen. Außerhalb der Städte können die amerikanischen Kampftruppen weiter agieren. Die Einsätze sollen aber mit den irakischen Behörden abgesprochen werden.

Der komplette Abzug aus dem Irak ist bis Ende 2011 vorgesehen. US-General David Petraeus sagte, dass die irakische Armee die Sicherheit im eigenen Land garantieren könne. "Mit 650.000 Soldaten und Offizieren können die irakischen Streitkräfte dies leisten", sagte er in Kairo.

Ministerpräsident Nuri al-Maliki hatte den Tag des Abzuges zum nationalen Feiertag erklärt. Bereits in der Nacht feierte die Bevölkerung in Bagdad die Wachablösung. Tausende Iraker – Zivilisten und Soldaten – trafen sich in einem Park, andere fuhren durch die Stadt, sangen, tanzten und feierten den vereinbarten Abzug als Sieg. Ihre in den USA hergestellten Autos schmückten viele Soldaten und Polizisten dabei mit irakischen Fahnen und mit Blumen. Zu Mitternacht gab es ein großes Feuerwerk.

Sechs Jahre nach dem Einmarsch der US-Armee gilt der Rückzug der Kampftruppen als ein Meilenstein auf dem Weg des Irak zurück zur Eigenständigkeit. Schwere Anschläge in den vergangenen Tagen mit über 150 Toten nährten jedoch Zweifel, ob die einheimischen Sicherheitskräfte der Lage ohne Unterstützung Herr werden können.

Auch angesichts der schwierigen politischen Lage im Land herrscht große Skepsis. Am Freitag hatte US-Präsident Barack Obama seine Kritik an der irakischen Regierung bekräftigt. Der politische Fortschritt im Land lasse zu wünschen übrig. Die größte Herausforderung im Irak sei, die Kluft zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu überwinden. Beobachter befürchten, dass die schiitisch geprägten Sicherheitskräfte ihre Macht missbrauchen und mit übertriebener Härte gegen die Sunniten vorgehen könnten.

Die sunnitische Minderheit hatte viele Jahre die Macht im Irak inne. Seit dem Sturz des Machthabers Saddam Hussein haben die Schiiten die Oberhand. Auch der Regierungschef Nuri al-Maliki ist ein Schiit. In einigen unruhigen Städten mit gemischter Bevölkerung wie Kirkuk und Mossul wurden die US-Truppen bislang als einzige neutrale Gruppe gesehen.

ZEIT ONLINE, dpa, Reuters

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