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Ein harpunierter Wal wird an Bord des japanischen Walfangschiffes "Yushin Maru" gezogen. Japan jagt Wale nur zu wissenschaftlichen Zwecken - so jedenfalls die offizielle Darstellung.

© picture alliance / epa Sutton-Hi

Internationale Walfangkonferenz: Eingriff in ein unbekanntes Ökosystem

Es geht nicht nur um Sushi oder Tourismus, wenn es heißt: Walfang muss verboten bleiben. Es geht um das Ökosystem Meer. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ariane Bemmer

Der Walfang ist zurück in den Nachrichten, es wird verhandelt, ob er wieder erlaubt werden soll. Illustriert wird die Berichterstattung in der Regel mit schlimmen Bildern: riesige Meeressäuger, die an Eisentrossen auf Schiffe gehievt werden und Hektoliter Blut verströmen. Alles ist rot auf diesen Bildern, alles Tod und Verderben – alles falsch.

Seit 1986 ist der kommerzielle Walfang verboten, seither haben einige Bestände sich erholt, was Japan nun zum Anlass nimmt, für eine Beendigung des Moratoriums zu werben. Einen entsprechenden Antrag hat das Land bei der im brasilianischen Florianópolis stattfindenden Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) eingereicht, die noch bis Freitag läuft.

Das Land jagt offiziell nur noch aus wissenschaftlichen Gründen, doch kommt das Fleisch der Tiere auch in den Verkauf. Japan beruft sich Kritikern gegenüber unter anderem auf seine kulturellen Traditionen, zu denen der Verzehr der Delikatesse Walfleisch gehöre.

Seit Jahrzehnten ist es Japan egal was andere vom Walabschlachten halten. Die jahrelangen Ausreden der japanischen Regierung öden einen an. Man kann nur hoffen, dass es weltweit zu Protesten kommt.

schreibt NutzerIn carnet

Die Gegner des Walfangs wollen die Meeressäuger nun nicht generell in Ruhe lassen. Sie haben ebenfalls ökonomische Interessen – allerdings keine tödlichen. Länder wie Brasilien und Argentinien sehen im touristischen „Whale-Watching“ eine wichtige Einnahmequelle. Zu Zigtausenden zieht es die Menschen an Stellen, an denen sie die riesigen, geheimnisvollen und friedlichen Tiere einmal live sehen können.

Ein Deal-Angebot der Japaner wurde schon abgelehnt

Diese Attraktion wollen die Meeresanrainer sich nicht verderben lassen von den Sushi-Fans aus Fernost. Denn auch die wieder größer gewordene Zahl an Walen ist nicht vergleichbar mit derjenigen vor dem kommerziellen Walfang, der nahezu zur Ausrottung vieler Arten geführt hat.

Der Mensch hat mit dem Walfang auf dramatische Weise in ein Ökosystem eingegriffen, das er noch gar nicht richtig kennt. Tiefseeforscher entdecken bis heute immer wieder neue Arten, neue Gegenden, und es ist nicht ganz klar, wie die verschiedenen unterseeischen Akteure sich gegenseitig beeinflussen. Allein schon vor diesem Hintergrund war und ist die bestandsgefährdende Jagd auf Meeresbewohner völlig verantwortungslos. Die Welt im Meer sei so groß und facettenreich wie die darüber, hat die Meeresbiologin und Leibniz-Preisträgerin Antje Boetius mal anschaulich formuliert. Und zu Lande ist das Wirken des Menschen bereits dabei, sich zu einem Klimawandel mit massiven Folgen auszuwachsen.

Die Walfanggegner sollten sich weiterhin gegen die Interessen der notorischen Walfängernationen verwahren. Und es sieht so aus, als täten sie das. Ein Dealangebot der Japaner – Fangquoten gegen Schutzzone – wurde am Dienstag bereits abgelehnt. Vielleicht hallt nach, was Brasiliens Umweltminister Edson Duarte vorschlug: die Walfang- zu einer Walschutzkommission zu machen.

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