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Damit Integration gelingt, müssen auch die "Inländer" mitmachen und in den Prozess integriert werden.

© Patrick Lux/ dpa

Integration in Deutschland: Die Sorgen der Inländer müssen mehr gehört werden - auch außerhalb rechter Netzwerke

Deutschland ist mittlerweile eines der beliebtesten Einwanderungsländer - aber Bürger sind an der Integrationspolitik zu wenig beteiligt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Barbara John

Beim Thema Einwanderung geht es in der politische Diskussion fast immer um zwei Fragen: Wer soll kommen und wie viele Menschen. Das bietet viel Stoff für Streit, taktische Vorteilsuche und moralische Bekenntnisse von allen Seiten. Aktuell zu erleben bei der Aufnahme von Gestrandeten aus dem abgebrannten Camp Moria auf Lesbos.

Es gibt eine dritte Frage, die fast nie gestellt wird, obwohl sie elementar dafür ist, wie die Aufnahmegesellschaft mit Einwanderung umgeht. Ist sie einverstanden oder eher skeptisch bis ablehnend? Ist sie eher skeptisch, muss man weiterfragen: Wie schnell darf es gehen mit der Einwanderung?

Der Migrationsbericht 2020 der führenden zwischenstaatlichen Organisation für Migration (IOM) geht genau auf diese Frage ein und zeigt, mit welcher Geschwindigkeit internationale Wanderung die Zusammensetzung der Bevölkerung beeinflusst hat. So wuchs in Deutschland, als der Nummer zwei der bevorzugten Zielländer nach den USA, die Zahl der Neuzuwanderer zwischen 2000 bis 2019 von 8,9 Millionen auf 13,1 Millionen.

Die Aufnahmegesellschaft muss auch gehört werden

Nie zuvor in einem Zwanzig-Jahres-Zeitraum seit 1950 ging es schneller mit der Niederlassung vieler Ausländer in Deutschland, einem Land, das bis in die Nullerjahre amtlich betonte, Einwanderung sei die Ausnahme, nicht die Regel.

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Nun ist das Gegenteil der Fall. Und es fehlt etwas Entscheidendes: Die Aufnahmegesellschaft, zu der inzwischen Millionen Einwanderer gehören, ausreichend teilhaben zu lassen an den Entscheidungen darüber, wie es mit der nationalen und europäischen Einwanderungspolitik weitergehen soll.

Hilfsbereite Bürger als Helfer bei der Flüchtlingsaufnahme willkommen zu heißen, ist ja gut und schön.

Aber wer bedient ihr Interesse und ihre politische Mitsprache als Wähler? Wo können sie ihre Ängste und Sorgen vorbringen außerhalb der Hitze sozialer Netze und rechtslastiger Parteiveranstaltungen?

Warum gibt es keinen „Einwanderungstag“ im Bundestag, in den Landes- und Kommunalparlamenten mit Bürgerbeteiligung? Einwanderung verändert die alltägliche Lebenswelt aller Inländer. Ohne ihre Mitwirkung kann Integration nicht gelingen.

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