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Österreichischer Innenminister Gerhard Karner

© REUTERS/Lisa Leutner

Innenministerium nimmt Bedrohung „sehr ernst“: Mutmaßliche IS-Zelle in Österreich identifiziert

Österreichischen Sicherheitsbehörden ist die Identifikation einer mutmaßlichen IS-Zelle gelungen. Die Mitglieder sollen womöglich Anschläge in Europa planen.

Die österreichischen Sicherheitsbehörden haben eine mutmaßliche Zelle des Extremistennetzwerks Islamischer Staat (IS) im Visier, die möglicherweise Anschläge auf Großveranstaltungen in Europa plant. Wie das Innenministerium in Wien am Dienstag mitteilte, handelt es sich bei den Mitgliedern vorwiegend um Iraker, „welche in der Hochzeit des IS führende Rollen eingenommen haben sollen“. Die Identifikation des Netzwerks gelang demnach bereits im April im Zusammenhang mit dem Marathon in Wien.

Die mutmaßlichen Mitglieder der IS-Zelle seien für die Ausführung neuerlicher Anschlagspläne der obersten IS-Führung in Europa erneut rekrutiert worden, hieß es weiter. Die Mitteilung zu den noch laufenden Ermittlungen wurde nach einem Bericht der „Kronen-Zeitung“ über IS-Anschlagspläne für den Marathon von Ende April in Wien veröffentlicht.

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Weiter hieß es vom Innenministerium, der Verfassungsschutz habe die von den IS-Mitgliedern ausgehende Bedrohung „sehr ernst genommen“ und für den Marathon in Wien mit rund 30.000 Teilnehmern „Sensibilisierungs- bzw. Schutzmaßnahmen“ veranlasst. Die Sportveranstaltung stand demnach allerdings „nicht konkret im Blickpunkt“ der IS-Zelle.

Mitglieder auch in anderen Ländern in Europa

Laut Innenministerium hat die Zelle auch Mitglieder in anderen europäischen Ländern. Österreichs Nachrichtendienst habe die österreichische Zelle „im Rahmen intensiver Zusammenarbeit mit in- und ausländischen Behörden“ identifizieren können. Welche anderen Länder beteiligt sind, wurde nicht mitgeteilt.

Der Veranstalter des Wien-Marathons zeigte sich laut österreichischer Nachrichtenagentur APA in einer Stellungnahme überrascht, dass die Veranstaltung als Anschlagsziel gegolten haben soll. In der Marathonwoche sei sie bei der jährlich üblichen Behörden-Vorbesprechung nicht über ein konkretes Anschlagsszenario informiert worden. Auch habe es keine besonderen organisatorischen Auflagen oder Vorkehrungen in diesem Zusammenhang gegeben.

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Der österreichische Innenminister Gerhard Karner erklärte, Staatsschutz und Nachrichtendienst hätten „durch akribische Ermittlungen einen entscheidenden Beitrag zur Terrorabwehr in Österreich geleistet“. Der „enge Austausch mit ausländischen Partnern“ sei dabei „ein entscheidender Erfolgsfaktor“ gewesen.

Bei den noch laufenden Ermittlungen geht es laut Innenministerium auch um den Vorwurf der Terrorfinanzierung durch Zahlungen aus Österreich an den IS. Die Mitglieder der IS-Zelle halten laut Innenministerium Kontakt über verschlüsselte Nachrichten. Dabei hätten sie auch Chatfunktionen von Videospielen auf Spielkonsolen genutzt. Auch „konspirative Treffen“ innerhalb Europas hätten stattgefunden.

Hintergrund der Anschlagspläne ist den Angaben zufolge der Tod von IS-Anführers Abu Ibrahim al-Haschimi al-Kuraischi im Februar. Nach dessen Tötung durch US-Spezialeinheiten in Syrien hatte der IS zu Vergeltungsschlägen in ganz Europa aufgerufen. (AFP)

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