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Horst Seehofer nimmt das mit dem Twittern bald selbst in die Hand.

© Armin Weigel, dpa

Innenminister und CSU-Chef: Seehofer will twittern – ein Problem weniger

Der CSU-Chef begibt sich ins digitale Neuland. Er hält das für Notwehr gegen eine "Kampagne der Medien", würde damit aber auch ein Problem lösen.

Von Robert Birnbaum

Es ist nicht wahr, dass @Seehofer auf Twitter nicht vertreten wäre. Allerdings steckt hinter dem Nutzer, der sich seit 2008 per Kurznachricht zu Wort meldet, ebenso wenig der Horst Seehofer wie hinter @CSU_HSeehofer, der 2013 mit Foto und als „CSU-Vorsitzender und bayerischer Ministerpräsident“ kurzzeitig die Szene der (damals noch) 140-Zeichen-Tipper narrte. Doch das Original ist nicht mehr weit. Ab Ende August will der echte Seehofer online gehen.

Angekündigt hat der 69-Jährige den Schritt ins digitale Neuland als Notwehrmaßnahme. Beim ersten Wahlkampfauftritt nach dem Flüchtlingskrach in der Union hat er sich bitter beklagt. Fast täglich werde er mit „Fake News“ konfrontiert. Neulich erst sei ein „bekanntes Medium“ dem Gerücht nachgegangen, er habe einen Schlaganfall erlitten. Dem Chefredakteur habe er gleich eine SMS geschickt: „Das stimmt nicht, ich bin bereits tot.“

Noch schlimmer aber, erzählte Seehofer am Donnerstag einer begeisterten Anhängerschar im Festzelt in Töging, noch schlimmer sei die „Kampagne der Medien“. Kein Wunder, dass er in den Umfragen im Moment so schlecht wegkomme. Deshalb werde jetzt zurückgetwittert: „Ich seh’ mich jetzt gezwungen, weil manche Wahrheiten ich sonst nicht unter eine breitere Bevölkerung bekomme! Die Leute müssen mal wissen, was da jeden Tag abgeht!“

Vorbild Trump? Das dann doch nicht

Ein Unverstandener, von Medien verfolgt mit „Fake News“ – kommt einem das bekannt vor? Nein, versichert Seehofer, er eifere nicht Donald Trump nach. Und nein, er meine nicht alle Medien. Welche er meint, sagt er aber auch nicht. Dabei wäre es schon interessant zu erfahren, worin denn nun diese „Kampagne“ bestehen soll, die er schon vor zwei Wochen beklagt hatte.

Er tat das übrigens in einem Interview mit der „Augsburger Allgemeinen“, das bundesweit breite Aufmerksamkeit fand. Ohnehin wäre es glatte Fake News zu behaupten, dass Seehofer mit seiner Sicht der Dinge bisher zu kurz käme. Im Gegenteil – kaum ein anderer Politiker betreibt sein Geschäft so gezielt mit medialen Mitteln, vom Kurzzitat für ein Massenblatt bis zum ARD–„Sommerinterview“ am Sonntag.

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Kein anderer behauptet aber auch so oft wie der Bayer, dass er das Gesagte gar nicht gemeint habe. Doch das Problem hat sich ja dann erledigt, wenn der wahre Horst Seehofer erst selber twittert. Er muss nur noch etwas am jugendgerechten Twitter-Ton arbeiten, etwa in der Art: „#Mutti kann mich gar nicht rausschmeißen, #bätschi!“ Der Falsche jedenfalls freut sich schon: „Richtig so!“ twitterte @Seehofer.

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