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Herbst in Dresden.

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Update

In „Freiwillige Infektionsgruppen“ platziert: Deutliche Kritik an Hygienekonzept der „Jazztage Dresden 2020“

Bei einem Dresdner Musikfestival können Zuschauer ohne Abstand und Maske nebeneinander sitzen. Der Intendant kann die Kritik daran nicht verstehen.

Das Musikfestival „Jazztage Dresden 2020“ steht wegen eines ungewöhnlichen Hygienekonzepts in der Kritik: Besucherinnen und Besucher wurden offenbar in „freiwillige Infektionsgruppen“ von jeweils zehn Personen zusammengefasst. Besondere Aufmerksamkeit erlangte das Konzept, nachdem die Zeitung die „Welt“ am Dienstag über eine Veranstaltung am Sonntag berichtete, bei der Menschen ohne Abstand und ohne Maske eng zusammensaßen.

Dies war auf Bildern und einem Videomitschnitt einer Veranstaltung vom Sonntag zu erkennen. Die Aufnahmen sollen bei einem Auftritt des Schweizer Historikers Daniele Ganser entstanden sein.

Das Hygienekonzept der Veranstaltung war zuvor von der Stadt genehmigt worden. Im Hygienekonzept, dass auf der Homepage des Veranstalters zu finden ist, steht, dass die Platzierung im Konzertsaal in 10-er Gruppen erfolgt.

Nach jeder 10-er Gruppe werde ein Meter Abstand zur nächsten eingehalten. Weiter heißt es, mit dem Kauf eines Tickets „erklären Sie sich mit der Platzierung innerhalb der Infektionsgruppe einverstanden“.

Ohe Maske und eng - so saßen die Menschen bei der Veranstaltung der "Jazz-Tage Dresden".
Ohe Maske und eng - so saßen die Menschen bei der Veranstaltung der "Jazz-Tage Dresden".

© Ostsachsen.TV via Youtube

In ihrem Konzept schreiben die Veranstalter auch, dass ein Bereich eingerichtet worden sei, in dem das Tragen einer Mund-Nasen-Maske verpflichtend sei. Dort könnten sich Menschen hinsetzen, die nicht in einer 10-er Gruppe sitzen wollten. Das Festival findet vom 21. Oktober bis zum 23. November statt.

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Der Jazztage-Intendant Kilian Forster verteidigte das Konzept in der „Sächsischen Zeitung“: „Wir haben uns eins zu eins an das von der Stadt genehmigte Hygienekonzept gehalten.“ Man habe die Besucher in die Eigenverantwortung genommen.

Der SPD-Politiker Karl Lauterbach kritisierte das Konzept scharf. Der „Bild“-Zeitung sagte er, freiwillige Infektionsgruppen mit Wildfremden zu bilden sei ein völlig unethischer Menschenversuch. Unter diesen Bedingungen solle die Veranstaltungsreihe gestoppt werden. Die Stadt Dresden gab an, das Hygienekonzept nun erneut überprüfen zu wollen.

Veranstalter empört über Vorwürfe

Jazzfestival-Intendant Kilian Forster hat am Dienstag Stellung genommen zu den Vorwürfen des SPD-Politikers Karl Lauterbach: „Wir verbitten uns derartige Anschuldigungen und Äußerungen gegenüber dem Festival, unseren Gästen und der Landeshauptstadt Dresden aufs Schärfste!“

Die Veranstaltungen würden unter Einhaltung des genehmigten Hygienekonzeptes durchgeführt. „Mit verleumderischen Aussagen und Berichten wird eine ganze Branche diffamiert“, heißt es in dem Schreiben. Zudem sei die Branche bereits seit März von der aktuellen Krise schwer betroffen.

Insbesondere von Politikern sei eine ausgewogene Kommunikation zu erwarten „und keine, die zu Mutmaßungen, Anfeindungen und Spaltung beiträgt“, heißt es von Seiten der Veranstalter. (Tsp)

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