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Ampullen mit dem in Russland entwickelten Corona-Impfstoff Sputnik V.

© Golovkin/dpa

Impfstoff aus Russland in der Kritik: Keine Spur von Sputnik

CSU-Ministerpräsident Markus Söder wollte den russischen Impfstoff nach Bayern holen. Von dem Vorhaben ist aber nicht mehr viel übrig.

Im April ging Markus Söder mit einem Coup an die Öffentlichkeit. Bayern werde auf eigene Faust, so der CSU-Ministerpräsident, 2,5 Millionen Dosen des Sputnik-V-Impfstoffs kaufen. Zudem werde das Vakzin künftig auch im Freistaat produziert. „Söder holt die Russen-Spritze“, titelte eine Münchner Boulevardzeitung. Zu diesem Zeitpunkt war Corona-Impfstoff rar und nicht absehbar, wie schnell es mit der Herstellung der bereits zugelassenen Produkte klappen würde. Ein halbes Jahr später ist es still geworden um Söders Sputnik-Mission.

Söder sollte lieber Impfquote in Bayern steigern

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Katharina Schulze, greift das Thema auf und sagt dem Tagesspiegel: "Es mangelt derzeit ja nicht zugelassenen und vorhandenen Impfstoffen." Söder und die Staatsregierung sollten ihre ganze Energie darauf verwenden, die im Bundesvergleich niedrige Impfquote in Bayern zu steigern.

International hat Sputnik einen beachtlichen Siegeszug bestritten: Es wird nach russischen Angaben in 69 Ländern verimpft. Allerdings nicht in der EU mit Ausnahme von Ungarn. Der Hersteller liefert nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) nicht genügend Daten zur Sicherheit des Produktes. Zeit also für die bayerische Staatsregierung, ihre Haltung zu überdenken? Die pandemische Lage sei nach wie vor nicht vorhersehbar, teilt das Gesundheitsministerium auf Anfrage mit. Deshalb sei es "sinnvoll, eine möglichst breite Palette von zugelassenen Vakzinen zur Verfügung zu haben".

Sputnik sei kein unpolitischer Impfstoff

Der russische Impfstoff sollte von der Firma R-Pharm hergestellt werden, in deren Werk in Illertissen bei Neu-Ulm. Eine Anfrage blieb unbeantwortet. Der deutsche Standort ist ein Ableger, die Zentrale befindet sich in Moskau. Beobachter stellen fest, dass der Betrieb wohl im Wesentlichen von Moskau aus gesteuert wird. R-Pharm gehört dem russischen Milliardär Alexej Repik, ihm werden gute Beziehungen zu Präsident Putin nachgesagt. Das stößt der Grünen Schulze auf: "Sputnik ist kein unpolitischer Impfstoff. Diese Söder-Show mit Putins Prestige-Projekt hat eine durchaus bedenkliche außenpolitische Dimension.“

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