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In den Industriestaaten steigt die Zahl der Menschen, die sich allein fühlen.

© Julian Stratenschulte/dpa

Immer mehr Betroffene: SPD will Regierungsbeauftragten für Einsamkeit

Studien zeigen, dass Einsamkeit krank machen kann. Die SPD will, dass sich die Regierung dieses Themas verstärkt annimmt.

Die SPD fordert einen Regierungsbeauftragten, der sich um Einsamkeit und Einsamkeitsschäden in der Gesellschaft kümmert. "Bisher wurde die Zahl der Krankheiten, die durch Einsamkeit ausgelöst werden, unterschätzt", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der SPD, Karl Lauterbach, der "Welt am Sonntag".

Weiter sagte er: "Neueste Forschungsergebnisse beweisen, dass diese häufig psychische Leiden wie Depressionen, Angststörungen, aber auch starke Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems oder Demenz auslöst." Das beeinträchtige die Lebensqualität der Betroffenen und führe zu hohen Kosten, da die Behandlung dieser Krankheiten teuer sei. Lauterbach verwies auf Großbritannien, wo es seit Anfang 2018 eine eigene Ministeriumsabteilung für Einsamkeit gibt.

Auch der familienpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Marcus Weinberg, kann sich in einigen Jahren einen eigenen Bereich zur Koordinierung entsprechender Programme und Maßnahmen gegen Einsamkeit auf Regierungsebene vorstellen. Es müsse mehr Angebote geben, die es einsamen Menschen ermöglichen, wieder am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, sagte er der Zeitung.

Die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP, Christine Aschenberg-Dugnus, hält ein eigenes Ministerium für überflüssig. Allerdings müsse das Gesundheitsministerium das Problem erkennen und Präventionsprogramme auf den Weg bringen, sagtet sie der Zeitung. Aschenberg-Dugnus will in einer bisher unbeantworteten Anfrage von der Regierung wissen, wie sie "das Ausmaß des Problems von Einsamkeit für die öffentliche Gesundheit in der Bundesrepublik bewertet und wie hoch die gesundheitlichen und gesamtwirtschaftlichen Kosten sind, die infolge der Vereinsamung auftreten".

Experten bereits von "Einsamkeits-Epidemie"

Eine umfangreiche Studie, um die gesellschaftlichen Folgekosten abschätzen zu können, fordert Maria Klein-Schmeink von den Grünen. "Aber ich gehe davon aus, dass sich jede Investition gegen Einsamkeit auch wirtschaftlich lohnt - von den positiven Auswirkungen auf jeden einzelnen einsamen Menschen ganz zu schweigen", sagte sie der "Welt am Sonntag".

In den Industriestaaten steigt die Zahl der Menschen, die sich allein fühlen, der "WamS" zufolge so stark, dass Experten bereits von einer "Einsamkeits-Epidemie" sprechen. Durch die Digitalisierung dürfte sich dieser Trend in den nächsten Jahren noch weiter verstärken - und hohe Kosten verursachen. Denn medizinische Behandlungen wie Therapien dauern lange und sind aufwändig. Zudem fehlen die Betroffenen auf dem Arbeitsmarkt. (AFP)

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