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Demonstrativer Zusammenhalt: CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet und CSU-Chef Markus Söder mit Bundeskanzlerin Angela im Tempodrom.

© AFP

„Ich werde kämpfen, mit allem, was ich kann“: Laschets Wahlkampflinie – Wir oder die Linken

Beim Auftritt der Union im Tempodrom inszenieren sich Laschet und Söder als kämpferisch. Merkel wirbt für den CDU-Chef.

Von Robert Birnbaum

Eigentlich, sagt Angela Merkel, also grundsätzlich soll eine scheidende Kanzlerin sich im Wahlkampf zurückhalten. „Aber, liebe Freunde, es ist richtig schön, heute hier dabei zu sein!“ Das ist wahrscheinlich nichts gegen die Freude, die Armin Laschet in der Stuhlreihe vor der Bühne im Tempodrom empfindet. Der Kanzlerkandidat braucht Zuspruch.

Leute wie Friedrich Merz oder die junge Parteivize Silvia Breher werden später kurz zugeschaltet zum Wahlkampfauftakt von CDU und CSU. Aber Angela Merkel ist natürlich der Stargast.

Die Kanzlerin erfüllt ihre Pflicht. Sie lobt Laschet als einen, der das C im Parteinamen immer ernst und als Kompass genommen habe. Ein Brückenbauer zwischen Menschen, einer, der den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt stelle. Das werde er auch als „zukünftiger Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland“ tun. Und dafür lohne es sich zu kämpfen: „Wir alle, allerdings gemeinsam.“

Die JU versucht es mit Humor

In den coronalocker besetzten Stuhlreihen in dem Berliner Zeltbau brandet kräftiger Applaus auf. Jungunionisten halten aufmunternde Plakate bereit: „Wir haben es in der Hand.“ Hinten auf ihren T-Shirts steht: „Läuft bei uns.“

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Das klingt jetzt allerdings gerade doch eher trotzig. Es läuft ja offenkundig nicht. Die Umfragen werden seit Wochen nicht besser. Olaf Scholz und seine SPD sind von Außenseitern zur Hauptkonkurrenz geworden. „Lasst uns auch einen Moment ehrlich sein“, sagt später CSU-Chef Markus Söder. „Es ist knapp!“ Zur Wahrheit gehöre auch: „Wir haben ein paar Fehler gemacht.“

Der Spot zeigt Söder, Söder sowie Söder

Laschets Fehler sind hinlänglich bekannt. Söders Beitrag zum Wahlkampf bestand allerdings bisher auch nur darin, in dramatischem Ton vor der Niederlage zu warnen. Im Vorprogramm zu seinem Auftritt wird auf den Bühnenleinwänden der Wahlspot der CSU eingespielt, weltexklusiv, wie die Moderatorin betont. Der Spot zeigt Söder, Söder sowie Söder. Laschet kommt nicht vor. „Wer vertritt denn wirklich Bayern in Berlin am besten?“ fragt der Wahlspot-Söder.

Leibhaftig auf der Bühne geht es erst mal länger so weiter. Die 100 geladenen Gäste erfahren, was Söder von der Kanzlerin gelernt hat und wie gut Deutschland, also er und die Kanzlerin, Corona gemanaged hat.

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Ganz am Ende kriegt er dann doch noch die Kurve. Auf Opposition, sagt Söder, habe er keinen Bock. Bloß weil man als Mannschaft ein Gegentor zum Gleichstand kassiert habe, gebe man doch nicht auf. „Ich will, dass Armin Laschet Kanzler wird und nicht Olaf Scholz!“ Den Hinweis auf sein eigenes „Angebot“ an die CDU kann er sich nicht verkneifen. Aber jetzt, da könne der Armin sich auf seine Unterstützung verlassen: „Lasst uns Zähne zeigen!“

Laschet: Wir – oder die Linken

Der Armin dankt. Vor seinem eigenen Auftritt wird – wieder weltexklusiv, versteht sich – der CDU-Wahlspot gezeigt. Laschet, der Bergmannssohn, der die letzte Zeche schließt: „Ich weiß, was Veränderung bedeutet.“ Laschet, der Liberale, für ein weltoffenes Land. „Ein Land der digitalen Dichter und Denker“, sagt der Spot-Laschet. „Ich bin Armin Laschet, und ich weiß, dass wir das können.“

Der leibhaftige Laschet schwört seine Truppen dann auf die aktuelle Wahlkampflinie ein. Sie lautet, kurz gesagt: Wir – oder die Linken, die Steuererhöher und Konjunkturabwürger, die Kevin Kühnerts oder Saskia Eskens bei der SPD. Im Wahlkampf würden die mit einem Knebel im Mund an einen Baum gefesselt wie der Asterix-Barde Troubadix, damit sie dem Kandidaten Scholz nicht dazwischenreden. „Ich werde kämpfen“, ruft Laschet am Ende, „mit allem, was ich kann, dass dieses Land nicht Ideologen überlassen wird!“

Haustürwahlkampf in Kladow

Eine gute Stunde später kann man ihm dabei leibhaftig zugucken: Haustürwahlkampf im Seekorso, einem Vorstadt-Idyll in Kladow. Zum Glück ist einer von der örtlichen CDU am Tag vorher rundgegangen und hat Bernd und Monika Zitzlaff vorgewarnt. „Ich hätt’ sonst wahrscheinlich gar nicht aufgemacht“, sagt die Rentnerin. Denn hinter Laschet und den Lokalmatadoren – Landeschef Kai Wegner und der Kandidat für Spandau/Charlottenburg-Nord Joe Chialo – drängt sich ein Pulk bedrohlich an den Zaun: Die örtliche CDU, das Wahlkampfteam Laschets und ein ganzes Kamerageschwader.

Das Gespräch mit dem Bürger fällt kurz aus, aber freundlich. CDU-Mitglieder sind die Zitzlaffs nicht. Der pensionierte Polizeibeamte sagt, ihm seien Steuerfragen wichtig. Seine Frau ist speziell auf die Erbschaftssteuer nicht gut zu sprechen – sie hat deswegen ein Familienunternehmen verkaufen müssen. Ob sie den prominenten Besucher denn wählen werden? Das, sagen beide, wüssten sie noch nicht.

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